Gesunder Lebensstil zur Vorbeugung von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die weltweite Verbreitung von Diabetes nimmt weiter zu. Zuckerkrank zu sein bedeutet auch, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben. Ein gesunder Lebensstil ist die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung solcher Krankheiten. Das geht auch aus den neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zu Diabetes, Prädiabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervor.
Es ist schon länger bekannt, dass Diabetiker ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als Menschen ohne Diabetes. Die Hauptursache hierfür ist Atherosklerose, eine Verkalkung der Gefäße. In den neuen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) wird thematisiert, wie solche Erkrankungen behandelt werden und wie man ihnen vorbeugen kann.
Auswirkungen von Diabetes auf Herz und Kreislauf
Am Wochenende wurden die neuen ESC-Leitlinien zu Diabetes, Prädiabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im „European Heart Journal“ und auf der ESC-Website veröffentlicht. Sie wurden in Zusammenarbeit mit der European Association for the Study of Diabetes (EASD) entwickelt.
„Der Schwerpunkt dieser Leitlinien liegt auf der Bereitstellung aktueller Informationen zur Vorbeugung und zum Umgang mit dem Auswirkungen von Diabetes auf Herz und Kreislauf, mit Schwerpunkt auf neuen Daten, die seit dem Dokument von 2013 vorliegen“, erklärte Professor Francesco Cosentino, Professor für Kardiologie am Karolinska-Institut und am Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm, Schweden, in einer Mitteilung.
Professor Peter J. Grant, Professor für Medizin an der University of Leeds (Großbritannien) fügte an: „Jüngste Studien haben die kardiovaskuläre Sicherheit und Wirksamkeit von SGLT2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten für Typ-2-Diabetes gezeigt. Hier geben wir klare Empfehlungen.“
Zahl der Diabetiker wird weiter zunehmen
Die weltweite Verbreitung von Diabetes nimmt weiter zu. Laut Vorhersagen werden bis 2045 weltweit mehr als 600 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken, etwa die gleiche Zahl wird dann an Prädiabetes leiden. Schätzungen zufolge sind zehn Prozent der Bevölkerung in bisher unterentwickelten Ländern wie China und Indien, die jetzt westliche Lebensweisen annehmen, von Diabetes betroffen, und 60 Millionen Europäer – die Hälfte von ihnen ohne Diagnose.
„Diese Zahlen stellen die Entwicklungsländer vor ernste Fragen, da genau die Personen, die das Wirtschaftswachstum fördern, am ehesten an Typ-2-Diabetes erkranken und an vorzeitigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben“, heißt es in dem Dokument.
Moderater Alkoholkonsum kein Mittel zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Gesundes Verhalten ist die Hauptstütze für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie es in der Mitteilung heißt, werden Änderungen des Lebensstils empfohlen, damit die Entwicklung von Prädiabetes (beeinträchtigte Glukosetoleranz) zu Diabetes vermieden oder verzögert wird. Helfen kann dabei beispielsweise körperliche Aktivität.
Das Dokument besagt, dass der moderate Alkoholkonsum nicht als Mittel zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefördert werden sollte. „Es besteht seit langem die Ansicht, dass mäßiger Alkoholkonsum positive Auswirkungen auf die Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat“, sagte Prof. Grant. „Zwei hochkarätige Analysen haben gezeigt, dass dies nicht der Fall ist und dass der Alkoholkonsum nicht vorteilhaft zu sein scheint. Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse haben wir unsere Empfehlungen geändert.”
Glukosespiegel kontinuierlich überwachen
Für Patienten mit Diabetes wird eine Selbstüberwachung von Blutzucker und Blutdruck empfohlen, um eine bessere Kontrolle zu erreichen. Es sind Daten bekannt geworden, die auf eine Glukosevariabilität bei den Ursachen von Herzerkrankungen bei Diabetes schließen lassen. Darüber hinaus ist die nächtliche Glukoseschwankung insbesondere mit einer Hypoglykämie und einer Verschlechterung der Lebensqualität verbunden.
„Dies deutet darauf hin, dass es nicht länger angebracht ist, gelegentlich auf Glukosemaßnahmen zurückzugreifen, um die Kontrolle zu steuern, insbesondere bei Typ-1-Diabetes“, sagte Prof. Cosentino. „Gleichzeitig wurde das Flash-Glukose-Monitoring-System entwickelt, bei dem ein kleiner Sensor auf der Haut verwendet wird, um den Glukosespiegel kontinuierlich zu überwachen. Ähnliche Argumente beziehen sich auf die Überwachung des Blutdrucks zu Hause.“
Kardiovaskuläre Sicherheit von Medikamenten
Statine werden bei Diabetikerinnen im gebärfähigen Alter nicht empfohlen und sollten bei jungen Menschen mit Vorsicht angewendet werden. „Wir haben keine Erfahrung mit den Auswirkungen des 50- oder 60-jährigen Statinkonsums bei einer Person und befürworten keine nicht-essentiellen Medikamente in der Schwangerschaft, wenn die möglichen nachteiligen Auswirkungen auf das ungeborene Kind nicht bekannt sind“, erklärte Prof. Grant.
Klinische Studien zur kardiovaskulären Sicherheit von Medikamenten gegen Typ-2-Diabetes haben zu einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung zur Senkung des Blutzuckerspiegels geführt. Zwei Gruppen von Diabetesmedikamenten – GLP-1-Rezeptoragonisten und Gliflozine – zeigten kardiovaskuläre Sicherheit und Nutzen bei Patienten mit Diabetes, die entweder bereits eine Herzerkrankung und / oder mehrere Risikofaktoren hatten.
„Unsere wichtigste Empfehlung im Zusammenhang mit diesen Ergebnissen ist, dass GLP-1-Rezeptoragonisten und Gliflozine als Erstlinientherapie bei Typ-2-Diabetes-Patienten mit bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung oder hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angewendet werden sollten“, so Prof. Cosentino.
Tipps für Patienten mit Diabetes und Prädiabetes
Abschließend sind in der ESC-Mitteilung einige Tipps für Patienten mit Diabetes und Prädiabetes zusammengefasst:
- Mit dem Rauchen aufhören.
- Reduzieren Sie die Kalorienaufnahme, um übermäßiges Körpergewicht abzubauen.
- Ernähren Sie sich mit mediterraner Kost mit Olivenöl und / oder Nüssen, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
- Vermeiden Sie Alkohol.
- Führen Sie mindestens 150 Minuten pro Woche eine mäßige bis kräftige körperliche Aktivität durch (eine Kombination aus Aerobic- und Krafttraining), um Diabetes zu verhindern / zu kontrollieren – sofern dies nicht kontraindiziert ist. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Society of Cardiology: Guidelines on diabetes and cardiovascular diseases published today, (Abruf: 01.09.2019), European Society of Cardiology
- European Heart Journal: 2019 ESC Guidelines on diabetes, pre-diabetes, and cardiovascular diseases developed in collaboration with the EASD: The Task Force for diabetes, pre-diabetes, and cardiovascular diseases of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Association for the Study of Diabetes (EASD), (Abruf: 01.09.2019), European Heart Journal
- European Society of Cardiology: 2019 Guidelines on Diabetes, Pre-Diabetes and Cardiovascular Diseases developed in collaboration with the EASD, (Abruf: 01.09.2019), European Society of Cardiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.