Entdeckte Neuronen steuern Herzschlag und Blutdruck
24.12.2012
Ein internationales Wissenschaftsteam hat eine bislang unbekannte Zellenart im menschlichen Gehirn entdeckt. Die identifizierten Zellen regulieren offenbar den Blutdruck und den Sinus-Rhythmus des Herzens. Die Forscher hoffen, dass die Neuentdeckung perspektivisch zu verbesserten Therapiemöglichkeiten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Offensichtlich ist das humanoide Gehirn noch immer nicht vollends erforscht. Ein europäisches Forscherteam hat neue Nervenzellen in einem speziellen Gehirnareal entdeckt. Diese sind offenbar für die Regulierung von Herzrhythmus und des Blutdrucks zuständig sind.
Nervenzellen steuern Blutdruck und Herzrhythmus
Seit Jahrhunderten fasziniert kein anderes Organ die medizinische Wissenschaft mehr, als das menschliche Gehirn. Immer wieder wurde das Gehirn von Menschen gewogen, vermessen, gescannt und in hauchdünne Scheiben geschnitten. Dennoch macht die Forschung immer wieder neue Entdeckungen, wie Wissenschaftler verschiedener Universitäten in dem Fachjournal „Journal of Clinical Investigatio“ berichten. Die Neuentdeckung wird schon jetzt als ein Riesenerfolg angesehen. Denn die Forscher konnten während der jahrelangen Arbeit neue Nervenzellen entdecken, die „den Herzrhythmus und den Blutdruck steuern“.
Unter der Leitung des Biologen Jens Mittag von der Forschergruppe des Stockholmer Karolinska Instituts konnten unter Hilfe deutscher und holländischer Kollegen bislang unerkannte Neuronen identifiziert werden, die den Herzrhythmus und den Blutdruck den aktuellen Anforderungen des menschlichen Körpers anpassen. Treten emotionale Belastungen auf, steigt der Blutdruck und Herzschlag. Die Zellen können unterschiedliche Informationen aus dem Gehirn integrieren. Ob noch weitere Funktionalitäten den Neuronen zugesprochen werden können, ist noch unklar. Allerdings gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Gehirnzellen weitaus mehr Aufgaben zu bewältigen haben, als nur den Blutdruck Herzrhythmus zu regulieren.
Neuentdeckung für Therapien bei Bluthochdruck und Herz-Rhythmusstörungen
Die Wissenschaftler resümieren, dass die Entdeckung sehr wahrscheinlich dabei helfen werde, neue Therapien für Patienten mit z.B. Herzrasen oder Hypertonie zu entwickeln. „Langfrist kann unsere Entdeckung bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Krankheiten helfen“. Das Schwedische Karolinska Institut, welches jedes Jahr Nobelpreisträger kürt, spricht selbst von „großen Hoffnungen“, die hierdurch geweckt wurden. “Wenn wir Wissenschaftler noch genauer lernen, diese Neuronen zu kontrollieren, haben wir vielleicht einen neuen Ansatz zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen”, so Mittag. Es dürften aber noch einige Jahre vergehen, bis erste technische Gerätschaften Neuronen kontrolliert ansteuern können.
In näherer Zeit könnten jedoch Fehlfunktionen der Schilddrüse bei Schwangerschaften besser diagnostiziert und behandelt werden. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann die Neuronen-Entwicklung beeinträchtigen und das Erkrankungsrisiko von Herz-Kreislauf-Leiden des Kindes erhöhen. (sb)
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