Schmerzen durch zu viel Harnsäure: Forscher identifizieren 28 Gicht-Risiko-Gene
24.12.2012
Eine erhöhte Harnsäure-Konzentration im Organismus kann Gicht verursachen. Wissenschaftler um Anna Köttgen vom Universitätsklinikum Freiburg haben in einer genomweiten Assoziationsstudie nun 28 Genvarianten identifiziert, die im Zusammenhang mit dem Harnsäurespiegel stehen und daher als Risikofaktoren für eine Gicht-Erkrankung bewertet werden.
Die Ablagerung der Harnsäusrekristalle in den Gelenken führt bei den Gicht-Patienten zu Schwellungen, Rötungen, Überwärmungen, Deformierungen und Schmerzen der Gelenke. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass die Erkrankung maßgeblich durch erbliche Komponenten bestimmt ist. Das internationale Forscherteam um Anna Köttgen vom Universitätsklinikum Freiburg hat hier angesetzt und im Rahmen des Global Urate Genetics Consortium (GUGC) das Erbgut von mehr als 140.000 Personen europäischer Abstammung ausgewertet, um den genetischen Ursachen der Erkrankung auf die Spur zu kommen.
Erbgut von 140.000 Patienten ausgewertet
Die 28 identifizierten Risiko-Gene haben einen direkten Einfluss auf die Harnsäure-Konzentration und bilden daher Risikofaktoren in Bezug auf die Entwicklung einer Gicht-Erkrankung, berichten die Wissenschaftler in dem Fachmagazin Nature Genetics. "Die Erkenntnisse bieten eine Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und Medikamente gegen die Volkskrankheit Gicht", so die Hoffnung der Wissenschaftler. An der Studie waren über 220 Wissenschaftler aus 14 Staaten beteiligt. Die Daten von 140.000 Patienten aus mehr als 70 Einzelstudien in Australien, Europa, Japan und den USA wurden ausgewertet. Anhand des Datenmaterials konnten die Forscher „28 genomweit signifikante Loci identifizieren“, die in Verbindung mit dem Serum Harnsäurespiegel stehen, darunter 18 neue Genvarianten, schreiben Anna Köttgen und Kollegen in dem aktuellen Beitrag. Die Genvarianten stünden "mit einem erhöhten Harnsäurespiegel im Zusammenhang" und hätten demnach "Einfluss auf die Entwicklung der Gicht".
Zusammenspiel der Risiko-Gene und Ernährung als Auslöser der Gicht?
Anhand der identifizierten Risiko-Gene lässt sich nach Ansicht der Forscher auch die Behandlung und Vorbeugung der Gicht künftig deutlich verbessern. Die aktuelle Studie trage insgesamt zu einem deutlich bessern Verständnis der Erkrankung bei. Als Stoffwechselerkrankung betrifft Gicht in erster Linie den Harnstoffwechsel, welcher im Zuge der Krankheit nachhaltig beeinträchtigt wird und den Abbau beziehungsweise die Ausscheidung der Harnsäure nicht mehr im erforderlichen Maße gewährleisten kann. Der Ernährung wird in diesem Zusammenhang ebenfalls ein maßgeblicher Einfluss zugeschrieben, wobei die Aufnahme hoher Harnsäurekonzentrationen, wie beispielsweise durch den Fleischkonsum zu Weihnachten, zu akuten Gichtanfällen führen kann. Typische Symptome eines akuten Gichtanfalls sind plötzlich auftretende Gelenkschmerzen mit den oben beschriebenen erkennbaren äußeren Veränderungen der Gelenke sowie Begleitsymptome wie Fieber oder in selteneren Fällen auch Kopfschmerzen. Ohne Behandlung dauert der akute Gichtanfall bis zu drei Wochen, bevor die Symptome wieder zurückgehen. Ist die Erkrankung bereits in den chronischen Verlauf übergegangen, haben die Betroffenen unter Umständen überhaupt keine symptomfreien Zeiträume mehr. Sie leiden konstant unter Schmerzen und ihre Gelenke sind deutlich deformiert. Mit der Zeit nimmt auch die Niere durch die Erkrankung zunehmend Schaden und es droht langfristig eine lebensgefährliche Niereninsuffizienz.
Angepasste Ernährung hilft gegen Gicht
Um das Gicht-Risiko zu minimieren empfehlen Mediziner bei der Ernährung vorzugsweise auf Nahrungsmittel zurückzugreifen, die wenig oder keine Harnsäure enthalten, wie beispielsweise Äpfel, Eier, Joghurt, Kürbis, Kartoffeln, Milch, Vollkornbrot oder Käse. Ein Ernährungsberater kann den Gicht-Patienten hier nützliche Hinweise liefern, um den Harnsäurespiegel langfristig zu senken. Wer bereits Probleme mit seinem Harnsäurespiegel hat, sollte dieses Jahr besser beim Weihnachtsessen und dem begleitenden Alkoholkonsum Zurückhaltung walten lassen, um keinen akuten Gichtanfall zu riskieren. Wie viele Menschen tatsächlich von der Volkskrankheit Gicht betroffen sind, geht aus den Angaben der Deutschen Gicht-Liga hervor, denen zufolge in Deutschland 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren an Gicht leiden. Die Aussicht auf Verbesserungen der Gicht-Behandlung und -Prävention auf Basis der aktuellen Studienergebnisse ist demnach von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung. (fp)
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