Forscher: Schlaflose profitieren von der kognitiven Verhaltenstherapie
In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass die kognitive Verhaltenstherapie eine wirksame Methode zur Bekämpfung chronischer Schlafstörungen ist. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, den Einsatz von Medikamenten zu reduzieren.
Chronische Schlafstörungen sind weit verbreitet
Millionen Menschen haben chronische Schlafstörungen. Vor allem im Alter wird es schwerer, gesunden Schlaf zu bekommen. In einer neuen Studie hat sich nun gezeigt, dass die kognitive Verhaltenstherapie eine wirksame Methode zur Bekämpfung chronischer Schlaflosigkeit ist.
Kognitive Verhaltenstherapie ist sehr effektiv
Die im Fachmagazin „British Journal of General Practice“ veröffentlichten Studienergebnisse zeigten, dass die kognitive Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen wirksam war und zu einer Verbesserung des Schlafs führte.
Den Angaben zufolge hielt der positive Effekt noch viele Monate während der Nachsorge an.
„Es gibt eine sehr effektive Behandlung, bei der keine Medikamente eingenommen werden müssen“, sagte Mitautorin Dr. Judith Davidson von der Queen’s University in Kingston, Ontario (Kanada), laut einem Bericht der britischen Zeitung „The Guardian“.
Um zu ihren Ergebnissen zu kommen, haben die Forschenden die Ergebnisse von 13 zuvor durchgeführten Studien zur Bereitstellung von kognitiver Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen in der ärztlichen Grundversorgung untersucht.
In einigen davon nahmen die Teilnehmer auch Medikamente ein, die beim Schlafen helfen sollten.
Die beste Behandlungsmöglichkeit
Dass diese Behandlung bei manchen Patienten mit Schlafproblemen empfehlenswert ist, ist hierzulande lange bekannt.
So schreibt etwa der Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDN) auf dem Informationsportal „Neurologen und Psychiater im Netz“:
„Vor allem bei primärer Insomnie oder bei hartnäckigen Schlafstörungen im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen ist die beste Methode Schlafstörungen langfristig in den Griff zu bekommen, eine kognitive Verhaltenstherapie.“
Dem BVDN zufolge kann diese „bei den allermeisten Patienten ambulant durchgeführt werden und wird typischerweise in kleinen Gruppen von vier bis acht Patienten durchgeführt.“
Die Barmer Krankenkasse berichtet auf ihrer Webseite sogar: „Die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie gilt zwischenzeitlich als die beste Behandlungsmöglichkeit für Schlafstörungen.“
Bis zu einer halben Stunde weniger wach liegen
In der kanadischen Untersuchung zeigten die Ergebnisse von vier randomisierten Kontrollstudien mit 66 bis 201 Teilnehmern gemischten Alters, dass die Probanden nach der kognitiven Verhaltenstherapie durchschnittlich neun bis 30 Minuten früher einschliefen.
Zudem verringerte sich die Aufwachzeit nach dem Einschlafen um 22 bis 36 Minuten.
Im Gegensatz dazu konnten diejenigen, die nicht auf diese Weise behandelt wurden, die Zeit bis zum Einschlafen nur um bis zu vier Minuten und die nach dem Einschlafen aufgewachte Zeit um maximal acht Minuten verkürzen.
Laut den Wissenschaftlern scheinen vier bis acht Therapieeinheiten für solche Verbesserungen erforderlich sein.
In einer weiteren Untersuchung wurde festgestellt, dass es nur wenig Nutzen brachte, wenn Betroffene nur zwei Sitzungen hatten.
Prof. Helen Stokes-Lampard, Vorsitzende des Royal College of General Practitioners, des größten Medical Royal College in Großbritannien, begrüßte die Studie der kanadischen Forscher.
„Eine auf Schlafstörungen zugeschnittene kognitive Verhaltenstherapie ist seit einiger Zeit eine erste Behandlungsoption, und wir wissen, dass viele Patienten sie als vorteilhaft empfunden haben“, so die Expertin.
„Daher ist es wirklich positiv, dass diese Studie ihre Wirksamkeit belegt.“
Schlafmittel bergen Risiken
Laut dem „Guardian“ seien etwa zehn bis 15 Prozent der Erwachsenen von chronischen Schlafstörungen betroffen.
Die Erkrankung ist mit gesundheitlichen Problemen wie Depressionen verbunden und führt manchmal zu Unfällen.
Zudem hat sich in Studien gezeigt, dass Schlafmangel unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas und Diabetes erhöht.
Wie die Zeitung schreibt, werden Schlaftabletten nicht für die langfristige Anwendung empfohlen und können Nebenwirkungen haben und ein Suchtrisiko darstellen.
„Es besteht nicht nur die Gefahr der – physischen und psychischen – Abhängigkeit“, erklärt die Barmer.
„Schlafmittel können auch Schlafstörungen verstärken und bei schlafbezogenen Atemstörungen Dauer und Häufigkeit der Atemaussetzer erhöhen“, so die Krankenkasse.
Und: „Insbesondere ältere Menschen sollten vorsichtig sein, da Schlafmittel unter anderem zu Gangunsicherheit führen und das Sturzrisiko erhöhen können, die Hirnleistung beeinträchtigen und Inkontinenz verursachen können.“
Hilfe aus der Naturheilkunde
Es gibt zahlreiche Heilpflanzen mit schlaffördernder und beruhigender Wirkung, die im Übrigen auch häufig Bestandteil natürlicher Schlafmittel sind. Besser ist es allerdings, die Kräuter als Tee zu verwenden, um einer Arzneimittelsucht vorzubeugen und bewusst auf die reine Kraft der Kräuter zu setzen. Zu den klassischen Schlafkräutern zählen dabei:
Baldrian,
Fenchel,
Hopfen,
Johanniskraut,
Kamille,
Katzenminze,
Lavendel,
Melisse,
Muskatellersalbei,
Passionsblume
und Zitronenmelisse.
Neben der Verwendung als Teekräuter kann man die Heilpflanzen auch in Form von Tinkturtropfen einnehmen. Selbst eine Anwendung im Bereich der Aromatherapie ist nicht ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil, vermögen es die aromatischen Düfte vieler Heilpflanzen (wie der Passionsblume) verknüpft mit einem bewussten Schlafritual, Geist und Seele noch besser zu entspannen.
Allerdings sollte die Einnahme von pflanzlichen Präparaten immer erst mit einem Arzt besprochen werden – auch um Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden.
Zudem erklärt die Barmer: „Entspannungsverfahren, wie Progressive Muskelrelaxation und Autogenes Training, sind nicht nur Teil der Schlafhygiene, sondern werden auch in der professionellen Therapie von Schlafstörungen eingesetzt.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- British Journal of General Practice: Cognitive behavioural treatment for insomnia in primary care: a systematic review of sleep outcomes, (Abruf: 30.07.2019), British Journal of General Practice
- The Guardian: Insomnia sufferers can benefit from therapy, new study shows, (Abruf: 30.07.2019), The Guardian
- Berufsverband Deutscher Psychiater: Behandlungsmöglichkeiten von Schlafstörungen, (Abruf: 30.07.2019), Neurologen und Psychiater im Netz
- Barmer Krankenkasse: Schlafstörungen - Formen, Folgen und Behandlung, (Abruf: 30.07.2019), Barmer
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.