„Gruftis“: Jugendliche aus der Gothic-Szene sind anfälliger für Depressionen
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Jugendlichen, die in Deutschland wegen einer Depression behandelt werden mussten, stark gestiegen. Die Gründe werden unter anderem in einer höheren Leistungsanforderung gesehen. Eine neue Studie stellte nun fest, dass Jugendliche aus der Gothic-Szene besonders häufig depressiv werden.
Mehr Jugendliche werden wegen Depressionen behandelt
In Deutschland müssen immer mehr Jugendliche wegen Depression in Behandlung. Von Gesundheitsexperten wird der Anstieg unter anderem mit einem höheren Leistungsanspruch in Verbindung gebracht. Offenbar spielen aber auch noch weitere Faktoren eine Rolle. Manche Jugendliche scheinen anfälliger zu sein, depressiv zu werden. So berichten Wissenschaftler aus Großbritannien, dass sie herausgefunden haben, dass Jugendliche aus einer bestimmten Subkultur ein wesentlich höheres Risiko haben an einer Depression zu erkranken als andere Teenager.
„Gruftis“ werden eher depressiv
Jugendliche aus der sogenannten Gothic-Szene (oft auch als „Gruftis“ oder „Waver“ bezeichnet) haben laut britischen Wissenschaftlern ein dreimal höheres Risiko einer Depression als andere Teenager. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher in einer am Freitag im Fachmagazin „The Lancet Psychiatry“ veröffentlichten Studie mit mehr als 2.300 befragten Jugendlichen. Allerdings konnte in der Untersuchung nicht festgestellt werden, ob die Zugehörigkeit zu der Subkultur, für die schwarze Kleidung und blass geschminkte Gesichter charakteristisch sind, depressiv macht – oder ob sich Jugendliche mit depressiver Veranlagung eher zu dieser Szene hingezogen fühlen.
Anfälligkeit für Depressionen und Hang zur Selbstverletzung
In einer Langzeitstudie hatten Wissenschaftler um Dr. Lucy Bowes von der Universität Oxford britische 15-Jährige befragt, welcher Jugendszene sie sich zugehörig fühlen und wie stark diese Verbindung ist. Als die Studienteilnehmer drei Jahre später auf mögliche Depressionen und Fälle von Selbstverletzung hin untersucht wurden, fiel die besondere Anfälligkeit der Gothic-Anhänger für Depressionen auf. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, schrieb Co-Autorin Rebecca Pearson von der Universität Bristol: „Jugendliche, die anfällig für Depressionen sind oder einen Hang zur Selbstverletzung haben, könnten sich von der Gothic-Subkultur angezogen fühlen, die bekannt dafür ist, Außenseiter aufzunehmen.“ Allerdings sei auch eine Art „Ansteckung“ innerhalb der Gruppe möglich.
Psychisch gesunder Freundeskreis schützt
Diese Annahme würde sich auch decken mit den Ergebnissen anderer britischer Forscher. So hatten Wissenschaftler der University of Warwick vor kurzem berichtet, dass ein gesunder Freundeskreis oft vor Depressionen schützt. Demnach ist das Risiko, an einer Depression zu erkranken, umso geringer je mehr psychisch gesunde Freunde man hat. Im Umkehrschluss müsste es steigen, wenn im Freundeskreis viele depressiv sind. Wie Forscher der aktuellen Untersuchung schreiben, müsse bei Jugendlichen aus der Gothic-Szene besonders darauf geachtet werden, ob sie gefährdet seien und Unterstützung bräuchten. (ad)
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