Das „gebrochene Herz“ ist nicht nur ein eingebildetes Gefühl. Vielmehr können Stress, Trauer und Sorgen tatsächlich starke körperliche Auswirkungen bedeuten. Das so genannte „Broken-Heart-Syndrom“ ähnelt einem Herzinfarkt mit Symptomen wie Brustschmerzen und einem Engegefühl. Nun zeigen neuere Studien, dass offenbar auch schöne Erlebnisse dazu führen können, dass das Herz „bricht“. Von diesem „Happy heart syndrome“ berichten Experten aktuell im „European Heart Journal“.
Ähnliche Symptome wie bei einem Herzinfarkt
Bereits seit Anfang der 1990er Jahre ist in der Kardiologie das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ („Gebrochenes-Herz-Syndrom“) als Krankheitsbild bekannt. Die in Fachkreisen als „Stress-Kardiomyopathie“ bezeichneten Beschwerden können z.B. bei schweren Verlusten, Liebeskummer und psychischer Belastung auftreten und gehen mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Infarkt: Das Herz krampft sich zusammen, es treten starke Brustschmerzen und ein Engegefühl auf. Auslöser ist hier jedoch nicht eine verschlossene Ader, sondern eine Verengung der Herzkranzgefäße infolge des Stresses und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels. „Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil plötzlich die ganze Lebensgrundlage entzogen ist“, erläutert Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
In einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar
Dem Experten zufolge kann das Syndrom jedoch auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die wiederum psychischen Stress verursachen. Den Angaben zufolge ist in einem Drittel der Fälle keine Ursache feststellbar. Das Gebrochene-Herz-Syndrom war zunächst vor allem bei älteren Frauen festgestellt worden, die ihren Mann verloren hatten. Japanische Mediziner waren die ersten, die das Phänomen beschrieben und gaben ihm den Namen „Takotsubo“, weil die Form der linken Herzkammer an gleichnamige Tintenfischfallen erinnert.
Ein gebrochenes Herz durch Trauer, Kummer und Stress klingt naheliegend. Doch kann auch Glück dem Herz schaden? Um diese Frage zu beantworten, fehlten bislang geeignete Daten. Im Jahr 2011 setzten daher zwei Schweizer Forscher von der Uniklinik Zürich ein Register auf, um diese Fälle dokumentieren zu können. Die Auswertung zeigte, dass offenbar auch Glücksmomente wie die Geburt eines Kindes oder das Gefühl bei einem Sieg auf das Herz einwirken und ein so genanntes „Happy-Heart-Syndrom“ auslösen könnten, berichteten Ärzte und Forscher im „European Heart Journal“. Demnach hatten 25 Kliniken in neun Ländern im Laufe der letzten fünf Jahre statistische Daten über 1750 Takotsubo-Fälle gesammelt. Es stellte sich heraus, dass in 485 Fällen emotionale Schocks das Syndrom der Grund waren – vier Prozent davon waren allerdings glückliche Ereignisse.
Linke Herzkammer bläht sich übermäßig auf
Wie die Forscher und Ärzte um Jelena R. Ghadri1 und Annahita Sarcon schreiben, sei für das auch als „Takotsubo-Syndrom“ bezeichnete Krankheitsbild eine plötzliche Schwächung der Herzmuskeln kennzeichnend, wodurch es zu einer übermäßigen Aufblähung der linken Herzkammer kommt. Dies führe zu akuten Brustschmerzen und Atemnot, könne jedoch sogar einen Herzinfarkt und damit sogar den Tod zur Folge haben, so die Experten weiter. Von den Fällen, die aufgrund eines glücklichen Erlebnisses das Takotsubo-Syndrom erlitten hatten, sei demnach jedoch keiner tödlich verlaufen.
Neben dem zeigte sich, dass es sich bei den Patienten mit einem gebrochenen Herzen größtenteils um Frauen handelte – unabhängig davon, ob ein glückliches oder unglückliches Ereignis der Auslöser war. Die Gründe hierfür wären jedoch noch nicht bekannt, so der Bericht. Daher sei es die Aufgabe zukünftiger Forschung, die exakten Mechanismen, die den beiden Herz-Varianten des Takotsubo-Syndroms (gebrochenes- und glückliches Herz) zugrunde liegen, präzise zu beschreiben, so die Experten im “European Heart Journal”. (nr)
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