Neue Forschungsergebnisse im Kampf gegen Schimmelpilz-Infektionen
Internationales Forscherteam findet in einer Studie neue Therapieansätze gegen den gefährlichen Schimmelpilz Aspergillus fumigatus, der jährlich rund 200.000 Menschenleben fordert und Millionen Lungenerkrankungen und Allergien hervorruft. Im Wesentlichen fanden die Forscher heraus:
- dass der Farbstoff im Pilz bei einer Infektion eine wichtige Rolle spielt,
- wie das Immunsystem unseres Körpers auf den Farbstoff Melanin im Pilz reagiert,
- wie eine Pilzinfektionen früher erkannt werden kann,
- wie sich im Zuge der Evolution ein eigener Rezeptor für das Pilzmelanin entwickelt hat.
In Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen untersuchten Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Gordon Brown von der University of Aberdeen den gesundheitsgefährdenden Schimmelpilz Aspergillus fumigatus und identifizierten einen Mechanismus, der zur Entwicklung neuartiger Therapien gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden könnte. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden kürzlich im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
Der Killerpilz Aspergillus fumigatus
Eine Infektion mit dem Schimmelpilz Aspergillus fumigatus gehört zu den gefürchtetsten Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen wie beispielsweise einer Transplantation. Über 50 Prozent der Patienten, die sich nach einer Operation mit diesem Pilz infizieren, überleben die Infektion nicht. Zusätzlich verursacht der Pilz millionenfache Lungenerkrankungen und Allergien, wie beispielsweise Asthma bronchiale.
Warum ist der Pilz so gefährlich?
Unter anderem ist der Pilz deshalb so gefährlich, weil er schwer zu erkennen und zu behandeln ist. Wenn Aspergillus fumigatus in den Blutkreislauf gerät, kann dieser innere Organe befallen und eine Blutvergiftung auslösen. Insbesondere bei Menschen mit schwachem Immunsystem kann dies tödliche Konsequenzen haben. In der Medizinforschung wird schon seit längerem versucht die genauen Vorgänge bei einer Pilzinfektion zu verstehen, um effizientere Therapien zu entwickeln, die die körpereigenen Abwehrkräfte mit einbeziehen.
Wie reagiert das Immunsystem auf den Eindringling?
Entgegen früherer Annahmen, dass das Immunsystem in erster Linie Zucker in der Zellwand von Pilzen erkennt, fanden die Forscher heraus, dass ein unerwarteter Bestandteil des Pilzes eine Reaktion des Immunsystems auslöst. Es handelt sich um den im Pilz enthaltenen Farbstoff Melanin. Dieser Farbstoff verbindet sich mit einem eigens dafür zuständigen Rezeptor, der als MelLec bezeichnet wird. Eine bestimmte Variante des Rezeptors sei sogar mit einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen verbunden.
Ein großer Schritt nach vorn
„Ein besseres Verständnis, wie unser Immunsystem auf den Eindringling reagiert, ist entscheidend dafür, ihn bei infizierten Menschen besser zu erkennen und neue Therapien zu entwickeln“, erläutert Professor Gordon Brown in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Das Forscherteam habe nachgewiesen, dass das Immunsystem auf Teile des Pilzes reagiert, von denen vorher nicht bekannt war, dass diese überhaupt erkannt werden. Diese Entdeckung sei zwar ein großer Schritt nach vorn, sie unterstreiche aber auch, wie komplex der Kampf gegen diese Pilze ist.
Deutsche Wissenschaftler waren ebenfalls beteiligt
Prof. Dr. Axel Brakhage, Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, gilt als renommierter Experte für Pilzinfektionen. Er hat im Rahmen der Studie das Pigment Melanin und dessen Bedeutung für die krankmachende Wirkung des Pilzes entdeckt. „Es fasziniert mich, dass sich im Zuge der Evolution ein eigener Rezeptor für das Pilzmelanin entwickelt hat“, berichtet Brakhage.
Komplexe Mechanismen
„Dies deutet darauf hin, dass der Farbstoff bei einer Infektion eine wichtige Rolle für den Menschen spielt”, so der Experte. Derart komplexe Vorgänge wie die Besiedelung des Menschen durch Pilze und die dagegen gerichtete Immunantwort konnen dem Experten zufolge längst nicht mehr von einer einzelnen Gruppe oder gar einem Wissenschaftler allein untersucht werden.
Erfolgreiche Bekämpfung nur noch über Nationengrenzen hinweg möglich
Das Studienteam hebt insbesondere die gute Zusammenarbeit des europaweiten Netzwerks erfahrener Forscher hervor, das die verschiedenen Teilaspekte von Pilzinfektionen auf molekularer Ebene untersucht und das gewonnene Wissen zusammengeführt hat. „Die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionen ist nur noch über Nationengrenzen hinweg möglich”, resümiert der Pilzexperte. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
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