Ballaststoffe unterdrücken Heißhunger und machen schlank
Heißhungerattacken kennt wohl jeder. Die unberechenbaren Appetit-Anfälle können harmlos sein, aber auch krankhafte Ursachen haben. Britische Forscher haben nun in einer Studie gezeigt, wie Ballaststoffe den Heißhunger unterdrücken und letztlich schlank machen können.
Heißhungerattacken können viele Ursachen haben
Wohl jeder Mensch kennt Heißhungerattacken, bei denen man quasi aus dem Nichts heraus einen unbändigen Appetit auf etwas Süßes oder Heißhunger auf Chips bekommt. Auslöser dafür können unter anderem Frust, Stress, hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes sein. Auch Essstörungen kommen in Betracht, zudem kann der ungezügelte Appetit ein Hinweis auf eine übermäßige Besiedelung mit Darmpilzen (Candida albicans) sein. So zahlreich wie die möglichen Ursachen sind auch die Tipps gegen Heißhunger-Attacken. Nun kommen neue Ratschläge hinzu: Britische Forscher zeigten in einem Experiment, dass ein Abbauprodukt, das bei der Verdauung von Ballaststoffen entsteht, als natürlicher Appetitzügler wirkt.
Gesunde Ernährung mit vielen Ballaststoffen
Eine ballaststoffreiche Ernährung hilft, die Verdauung anzuregen und Verstopfung vorzubeugen. Die gesunden Fasern können sogar vor Darmkrebs schützen und das Risiko für einen Herzinfarkt senken. Ballaststoffe sind aber nicht nur gesund, sie dämpfen auch den Hunger und tragen so zu einem normalem Körpergewicht bei. Dieser Effekt beruht auf Stoffwechselprodukten, die beim Abbau unverdaulicher Kohlenhydrate freigesetzt werden. Die verstärkte Produktion von Propionat sorgt für eine Verringerung der täglichen Kalorienzufuhr. Denn dieser Stoff dämpft die Aktivität von Hirnregionen, die normalerweise bei angeregtem Appetit aktiviert sind, wie britische Wissenschaftler nun gezeigt haben.
Gestörtes Essverhalten normalisieren
Wie die Forscher vom Imperial College London und der University of Glasgow im Fachmagazin „American Journal of Clinical Nutrition“ berichten, könnte eine Nahrungsergänzung, die für eine vermehrte Freisetzung von Propionat im Darm sorgt, helfen, gestörtes Essverhalten zu normalisieren. Den Angaben zufolge erhielten die Studienteilnehmer einen Milchshake, der entweder Inulin-Propionat-Ester oder Inulin enthielt. Später wurde die Aktivität spezieller Hirnregionen mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie analysiert. Während dieser Hirn-Scans wurden den Probanden Bilder von Lebensmitteln mit hohem oder geringem Kaloriengehalt gezeigt.
Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer nach dem Verzehr von Propionat weniger stark auf die verführerischen Bilder reagierten als unter reinem Inulin-Einfluss. Insbesondere in Teilen des Belohnungszentrums des Gehirns stellten die Wissenschaftler dabei eine vergleichsweise geringe Aktivität fest – in Regionen, die in früheren Untersuchungen bereits mit Heißhungerattacken in Verbindung gebracht werden konnten. In einem weiteren Schritt wurde den Probanden ein Pastagericht angeboten, mit dem sie sich satt essen konnten. Unter Propionat-Einfluss ließen sie immerhin rund zehn Prozent mehr Nudeln übrig.
Wirkungsvolles Nahrungsergänzungsmittel
Für die Forscher ist das ein eindeutiger Hinweis darauf, dass das Nahrungsergänzungsmittel ein wirkungsvoller Appetitzügler ist. Studienautor Professor Gary Frost, der die Untersuchung zusammen mit Dr Tony Goldstone leitete, sagte in einer Mitteilung des Imperial College London: „Unsere bisherigen Ergebnisse zeigten, dass Menschen, die diese Zutat verzehrten, weniger Gewicht zulegten – aber wir wussten nicht, warum. Diese Studie liefert das fehlende Teilchen in dem Puzzle. Sie zeigt, dass diese Ergänzung Aktivitäten in Hirnarealen verringern kann, die mit der Belohnung durch Lebensmittel in Verbindung stehen und gleichzeitig die Menge an Nahrung verringert, die sie essen.“ Co-Autorin Claire Byrne meinte: „Wenn wir Inulin-Propionat-Ester als Nahrungsergänzung einsetzen, könnte das den Appetit auf kalorienreiche Lebensmittel drosseln.“ Derselbe Effekt könnte theoretisch zwar auch durch eine sehr ballaststoffreiche Ernährung ohne künstliche Zugabe von Propionat erreicht werden, doch damit im Darm eine vergleichbare Menge des appetitdämpfenden Abbauprodukts entsteht, müsste man täglich rund 60 Gramm davon verzehren. Laut Frost wäre diese Menge kaum zumutbar. (ad)
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