Neue Verhütungsmethode: Kalzium schädigt die Spermien
(13.05.2011)
Kalzium kann die Spermien schädigen. Was auf den ersten Eindruck für Männer erschreckend wirken dürfte, könnte künftig zu einer neuen Form der Verhütung beitragen, hoffen saarländische Wissenschaftler. Die Forscher des Homburger Instituts für Pharmakologie berichten in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Science Signaling“, dass ihre Laborversuchen einen Zusammenhang zwischen der Beweglichkeit und Fruchtbarkeit der Spermien und der Klaziumkonzentration in der Nebenhodenflüssigkeit belegt haben.
Möglicherweise lasse sich die spermienschädigende Wirkung des Kalziums künftig als Verhütungsmethode für den Mann nutzen, erklärten die Wissenschaftler bei Vorstellung ihrer Studie. Einfach wird die Umsetzung der Forschungsergebnisse jedoch nicht. Denn im Rahmen ihrer Untersuchung konnten die Forscher zwar nachweisen, dass eine erhöhte Kalziumkonzentration in der Nebenhodenflüssigkeit die Beweglichkeit (Motilität) und Fruchtbarkeit (Fertilität) der Spermien nahezu ausschaltet.
Kalziumionen entscheidend für die Spermatogenese
Die Wissenschaftler des Homburger Instituts für Pharmakologie erklärten, dass Kalziumionen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung funktionstüchtiger Spermien spielen. Die Kalziumkonzentration in der Nebenhodenflüssigkeit werde über die Kalziumkanäle in engen Grenzen reguliert, wobei für die Beweglichkeit und Fruchtbarkeit der Spermien eine Absenkung der Kalziumkonzentration (auf etwa ein Viertel) im Verlauf des Entstehungsprozesses erforderlich ist, erläuterten die saarländischen Forscher. Bei ihren Untersuchungen mit genetisch veränderten Mäusen, deren TRPV6-Kanal blockiert wurde, konnte eine solche Absenkung der Kalziumkonzentration jedoch nicht erfolgen. Die Fruchtbarkeit und Beweglichkeit der Spermien war daher nahezu ausgeschaltet, erklärte Petra Weißgerber von der Universität des Saarlandes – Fachrichtung Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie.
Blockierung des Kalziumkanals als Verhütungsmethode?
Die männlichen Tiere, deren Kalziumkanal blockiert wurde, waren laut Aussage von Petra Weißgerber kaum noch dazu in der Lage, Nachkommen zu zeugen. Um aus ihren Ergebnissen möglicherweise eine neue Verhütungsmethode abzuleiten, müsste im nächsten Schritt ein Medikament entwickelt werden, das in der Lage ist, die TRPV6-Kanäle beim Menschen zu blockieren, erklärten die Forscher. Welcher Zusammenhang zwischen den natürlichen Schwankungen der Kalziumionenkonzentration in der Nebenhodenflüssigkeit und einer möglicherweise unfreiwilligen Unfruchtbarkeit bei Männern besteht, wurde im Rahmen der aktuellen Studie des Homburger Instituts für Pharmakologie indes nicht weiter untersucht. Doch konnte der Prozess dargelegt werden, den die Spermien bei der Passage des Nebenhodens durchlaufen und eindeutig ein Zusammenhang zwischen der Kalziumionenkonzentration und der Entwicklung funktionstüchtiger Spermien nachgewiesen werden. (fp)
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Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de
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