Kaltes Plasma zur Behandlung von Infektionskrankheiten
Materialien wechseln abhängig von der Temperatur entweder in einen festen, flüssigen oder gasförmigen Zustand. Unter bestimmten Bedingungen wird Materie auch zu Plasma, welches als „vierter Aggregatszustand“ gilt. In der Medizin findet Plasma immer mehr Anwendung. So soll sich laut einer aktuellen Studie kaltes Plasma auch zur Bekämpfung von Viren eignen.
Forschende des Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. konnten erstmalig nachweisen, dass physikalisches Plasma Corona-Viren inaktivieren kann. Der Ansatz eröffnet neue innovative Therapien gegen COVID-19 und andere Infektionskrankheiten. Vorgestellt wurden die Forschungsergebnisse in dem Fachjournal „Free Radical in Biology & Medicine“.
Plasma zur Heilung von chronischen Wunden
Eine Materie wird zu Plasma, wenn die Atome in einem Gas Elektronen abspalten. In Folge bleiben nur geladene Teilchen zurück. In der Medizin verzeichnet physikalisches Plasma zunehmend klinische Erfolge, überwiegend bei der Heilung von chronischen Wunden.
Nach Angaben des deutschen Forschungsteams beruht die Wirksamkeit von Plasma unter anderem auf der Fähigkeit, Krankheitserreger effektiv abzutöten und damit die Wundinfektion zu bekämpfen.
Dass physikalisches Plasma gegen eine Vielzahl von Mikroorganismen wirkt, wurde bereits vielfach nachgewiesen. Die Wirksamkeit gegen Viren wurde bislang jedoch vergleichsweise wenig untersucht.
Neue Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten
Virusinfektionen und deren Vorbeugung sowie Bekämpfung haben in der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Deutlich wurde während der Pandemie unter anderem, dass neue Ansätze und Maßnahmen zur Behandlung von Infektionskrankheiten wie COVID-19 benötigt werden.
Durch die breite Wirksamkeit könnte kaltes physikalisches Plasma auch hier zunehmend eine Rolle spielen. Das Greifswalder Forschungsteam konnte nun erstmals zeigen, dass Plasma Viren hemmt, indem es die Fähigkeit von Viren einschränkt, in Zellen einzudringen.
Kaltes physikalisches Plasma hemmte Corona-Viren
Die Arbeitsgruppe setze Hepatitis-Viren von Mäusen kaltem physikalischen Plasma aus, woraufhin die Viren gehemmt wurden. Das verwendete Hepatitis-Virus MHV-A59-eGFP gehört zur Gruppe der Coronaviren. Die Wirkung des Plasmas gegen die Viren ist der Studie zufolge auf freie Radikale zurückzuführen, die das Plasma bildet.
Coronaviren direkt auf der Mundschleimhaut bekämpfen
„Unser Ziel ist ein Plasmagerät, mit dem sich Viren wie SARS-CoV-2 direkt auf der Mundschleimhaut bekämpfen lassen“, erläutert Forschungsleiter Professor Dr. Thomas von Woedtke. Die Laborergebnisse sind ihm zufolge ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
„Wir konnten den Mechanismus der Inaktivierung der Viren identifizieren“, betont der Professor. „Hieraus lassen sich eine Vielzahl von neuen, innovativen Ansätzen für die Therapie und Prävention von Pandemien und Infektionen im Allgemeinen ableiten.“ (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- D.M. Mrochen, L. Miebach, T. von Woedtke, et al.: Toxicity and virucidal activity of a neon-driven micro plasma jet on eukaryotic cells and a coronavirus; in: Free Radical Biology and Medicine (2022), sciencedirect.com
- Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V.: Kaltes physikalisches Plasma tötet Corona-Viren (veröffentlicht: 06.09.2022), inp-greifswald.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.