Ein neu entdeckter Nanopartikel im Blut und Urin könnte die Diagnose von Prostatakrebs revolutionieren und darüber hinaus vielversprechende Ansätze zur Verbesserung der Therapie eröffnen.
Forschende der Icahn School of Medicine at Mount Sinai haben eine neue Klasse von RNA in sogenannten extrazellulären Vesikeln identifiziert, die einen verlässlichen Indikator für Prostatakrebs bilden. Die Entdeckung könnte nach Ansicht der Fachleute eine nicht-invasive Diagnose von Prostatakrebs und möglicherweise auch von anderen Krankheiten ermöglichen.
Was sind extrazelluläre Vesikel?
Extrazelluläre Vesikel und Exosomen sind winzige Nanopartikel, etwa 1.000 Mal kleiner als ein menschliches Haar, die von allen Zellen in Bioflüssigkeiten wie Blut und Urin ausgeschieden werden, erklärt das Forschungsteam.
Alle Zellen sezernieren extrazelluläre Vesikel als Teil ihrer regulären Homöostase, der interzellulären Kommunikation und zur Frachtentsorgung, so die Forschenden weiter.
Außerdem sei in den vergangenen Jahren immer deutlicher geworden, dass die kleinen extrazellulären Vesikel funktionelle RNA in sich tragen können, die die Genexpression und andere Prozesse beeinflussen. Diese Nanopartikel seien dafür bekannt, genetisches Material zu transportieren, das vor der äußeren Umgebung geschützt ist.
Zusammenhang mit Prostatakrebs
In der aktuellen Studie, die in dem „Journal of Extracellular Vesicles“ veröffentlicht wurde, widmeten sich die Forschenden nun dieser „dunklen Materie“ der RNA in den extrazellulären Vesikeln bei Prostatakrebspatienten – vor und nach einer Prostatakrebsoperation.
Das Forschungsteam entdeckte bislang unbekannte RNA-Moleküle, die sie als „EV-UGRs“ (kurz für Extracellular Vesicles-Associated Unannotated Genomic Regions) bezeichnen und deren Expression im Blut von aggressiven Prostatakrebspatienten um etwa das 100-fache herunterreguliert war.
Nach der erfolgreichen Krebsoperation normalisierten sich laut den Fachleuten die EV-UGR-Expressionssignaturen. Dies deute auf das Potenzial der EV-UGRs als Biomarker zur Erkennung von Prostatakrebs oder als Ziel für die Therapie hin.
Neuer Ansatz zur Diagnose
„Die potenziellen Auswirkungen dieser Forschung sind enorm und versprechen eine Zukunft, in der die Diagnose von Krankheiten wie Prostatakrebs schnell und weniger invasiv erfolgen könnte“, betont der Studienautor Dr. Carlos Cordon-Cardo.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich EV-UGRs im Blut bei Vorhandensein von Krebs verändern, was auf einen weniger invasiven Ansatz zur Diagnose von Prostatakrebs durch einfache Flüssigbiopsien hindeutet“, ergänzt Studienleiter Dr. Navneet Dogra.
Zwar sind weitere Validierungen in randomisierten klinischen Studien erforderlich, doch haben die entdeckten Nanopartikel ein vielversprechendes Potenzial zur verlässlichen Prostatakrebs-Diagnose und könnten eine Alternative zu den komplexeren, schmerzhafteren und infektionsanfälligeren Biopsien bilden, so die Forschenden weiter.
„Dieser Fortschritt könnte die Versorgung revolutionieren, indem er den Zeitaufwand und die Unannehmlichkeiten der aktuellen Diagnoseverfahren reduziert, was möglicherweise zu einer früheren Erkennung und wirksameren Behandlungsstrategien führt und letztlich die Behandlungsergebnisse und die Lebensqualität der Patienten verbessert“, resümiert Dr. Cordon-Cardo. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Navneet Dogra, Tzu-Yi Chen, Edgar Gonzalez-Kozlova, Rebecca Miceli, Carlos Cordon-Cardo, Ashutosh K. Tewari, Bojan Losic, Gustavo Stolovitzky: Extracellular vesicles carry transcriptional ‘dark matter’ revealing tissue-specific information; in: Journal of Extracellular Vesicles (veröffentlicht 15.08.2024), onlinelibrary.wiley.com
- The Mount Sinai Hospital / Mount Sinai School of Medicine: Mount Sinai researchers discover novel nanoparticles in blood with potential to transform cancer diagnosis (veröffentlicht 16.07.2024), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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