Forscher testen neuen Therapieansatz gegen ZNS-Lymphome
Die Behandlung der Hirntumore in Form eines primären ZNS-Lymphoms gestaltet sich bis heute äußerst schwierig und insbesondere Patienten, die nicht auf die Ersttherapie ansprechen oder einen Rückfall erleiden, haben eine schlechte Prognose, so die Mitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. In einer aktuellen Studie testeten Forscher der Charité nun einen zielgerichtete Wirkstoff zur Behandlung der ZNS-Lymphome. Die Ergebnisse ihrer Phase-II-Studie veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Studiengruppe für Primäre ZNS-Lymphome haben die Forscher der Charité den Einsatz eines zielgerichteten Wirkstoff zur Behandlung von ZNS-Lymphomen getestet. „Zwar stellen die Resultate keinen Therapiedurchbruch dar, eröffnen aber neue Perspektiven für am ZNS-Lymphom erkrankte Patienten.“, so die Mitteilung der Charité. Nun seien weitere Forschungen erforderlich, um die Einsatzmöglichkeiten des Wirkstoffs in Kombination mit anderen Arzneien zu testen.
Therapie der ZNS-Lymphome bislang extrem schwierig
Primäre ZNS-Lymphome sind seltene, besonders aggressive Hirntumore, die laut Angaben der Forscher zum Zeitpunkt der Erstdiagnose meist noch auf das zentrale Nervensystem (ZNS), insbesondere das Gehirn und das Nervenwasser, begrenzt sind. Die Gewebeneubildungen (lymphatische Neoplasien) können zwar durch Therapien mit Zytostatika, welche die Blut-Hirn-Schranke passieren, oder durch Ganzhirnbestrahlung mitunter über mehrere Jahre hinweg zurückgedrängt werden und in einigen Fällen gelinge sogar eine Heilung. Doch rund ein Viertel der Patienten spreche auf die primäre Therapie nicht an und mehr als die Hälfte erleide ein Rezidiv. Ihre Prognose war bislang äußerst schlecht.
Zielgerichteter Wirkstoff getestet
Doch Ärzte und Wissenschaftler der Deutschen Studiengruppe für Primäre ZNS-Lymphome (G-PCNSL-SG) haben nun in einer Phase-II-Studie den Wirkstoff Temsirolimus als Monotherapie für die erfolglos vorbehandelten Patienten getestet. Durch den zielgerichteten Einsatz des Medikaments, das bereits bei anderen rezidivierten Lymphomen eine Wirksamkeit bei tolerablen Nebenwirkungen gezeigt habe, werde in den Tumorzellen ein bestimmter Signalweg (mTOR) gehemmt und hierdurch ein Mechanismus blockiert, der für das Überleben dieser Zellen wichtig ist, berichten die Forscher. „Aufgrund seines Wirkprofils und der Hinweise darauf, dass Temsirolimus in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, wollten wir seine Wirksamkeit auch bei Patienten mit ZNS-Lymphomen untersuchen“, erläutert Dr. Agnieszka Korfel, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité und Leiterin der klinischen Prüfung der Ergebnisse.
Erhebliche Nebenwirkungen
Der Oberärztin zufolge „zeigte sich, dass die Substanz beim rezidivierten ZNS-Lymphom erstaunlich aktiv ist.“ Allerdings sei der Wirkstoff bei dem untersuchten Patientenkollektiv „mit einer nicht unerheblichen Toxizität“ einhergegangen, berichtet Korfel von den Studienergebnissen. Zu den Studienteilnehmer zählten ausschließlich Patienten, „bei denen die Krankheit nach teilweise mehreren Vortherapien weiter fortgeschritten bzw. zurückgekehrt war“, so die Mitteilung der Charité. Insgesamt hätten von 37 teilnehmenden Patienten 20 Patienten gut auf die Therapie angesprochen und bei einigen Patienten habe die Remission über einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten angehalten. Doch das Spektrum an Nebenwirkungen sei nicht zu vernachlässigen. Zu den häufigsten zählten zum Beispiel die Erhöhung des Blutzuckers, Infektionen und Hautausschlag, berichten die Forscher.
Kombination mit anderen Wirkstoffen sinnvoll?
Nach Einschätzung von Dr. Agnieszka Korfel wäre es möglicherweise sinnvoll, „Temsirolimus in Kombination mit Zytostatika oder mit Rituximab und bereits in früheren Therapielinien einzusetzen.“ Dies sollte laut Aussage der Experten in künftige Therapiestudien überprüft werden. „Vor dem Hintergrund der Toxizität des Wirkstoffs sollte dies vor allem jüngeren und fitten Patienten angeboten werden und mit einer prophylaktischen Antibiose einhergehen“, betont Dr. Korfel. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.