Ein neu entwickelter Bluttest kann mit sehr hoher Genauigkeit eine sogenannte Hirnamyloidose, welche die wichtigste und früheste Pathologie von Alzheimer darstellt, identifizieren oder auch vollständig ausschließen. Dies verhindert Fehldiagnosen, wodurch Betroffenen unnötige Behandlungen und dem Gesundheitssystem hohe Kosten erspart bleiben.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Lund University in Schweden wurde ein Bluttest erprobt, der in einem zweistufigen Arbeitsablauf bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung Alzheimer zuverlässig erkennt und weniger Bestätigungstests nötig macht. Die Szudienergebnisse sind in dem Fachjournal „Nature Aging“ publiziert.
Biomarker zur Identifizierung von Alzheimer
In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, um Biomarker zu identifizieren, welche auf Alzheimer hinweisen können. Dabei stand auch das Tau-Protein (insbesondere seine phosphorylierte Variante mit der Bezeichnung p-tau) als eines der Hauptproteine, die an der Alzheimer-Pathologie beteiligt sind, im Fokus, berichten die Forschenden.
Neue blutbasierte p-tau-Biomarker, besonders die Variante p-tau217, sind laut dem Team klinisch nützliche Instrumente zur Untersuchung von Menschen mit Gedächtnisproblemen oder anderen frühen kognitiven Symptomen, die auf Anzeichen von Alzheimer hindeuten.
Dabei gibt es jedoch unter Fachleuten die Sorge, dass entsprechende Tests ein recht hohen Prozentsatz an falsch-positiven und auch an falsch-negativen Ergebnissen liefern könnten. Solche Fehldiagnosen würden nicht nur hohe Kosten verursachen, sondern Betroffene unnötigen medizinischen Risiken aussetzen, wenn beispielsweise ein falsch-positiver Befund erfolgt.
Alzheimer zuverlässig in zwei Schritten diagnostizieren
Daher hat das Team jetzt einen zweistufigen Arbeitsablauf entwickelt, bei dem im ersten Schritt Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung hinsichtlich des Risikos einer Amyloid-PET-Positivität eingestuft werden.
In Schritt zwei werden die Personen, bei denen ein ungewisses Ergebnis vorlag, Bestätigungstests unterzogen, um endgültige Klarheit zu bekommen, ob eine Erkrankung vorliegt oder nicht.
An der neuen Studie nahmen 348 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung teil. Die Forschenden verwendeten das auf p-tau217 basierende zweistufige Modell zur Abschätzung des Erkrankungsrisikos der Teilnehmenden.
So wurden die Teilnehmende in verschiedene Risikogruppen eingeteilt, in den die Personen entweder ein hohes, niedriges und mittleres Risiko für eine Hirnamyloidose und die frühzeitige Pathologie von Alzheimer aufwiesen, erläutert das Team in einer Pressemitteilung.
Alzheimer mit hoher Genauigkeit identifiziert
Bereits der im ersten Schritt verwendete Bluttest habe eine sehr hohe Genauigkeit bei der Identifizierung von Teilnehmenden mit einem hohen Risiko für Alzheimer gezeigt und in der Gruppe mit einem niedrigen Risiko konnte Alzheimer mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden, so die Forschenden weiter.
Die Gruppe mit einem mittleren Risiko habe zudem nur etwa ein Drittel der Teilnehmenden umfasst, was die Notwendigkeit von bestätigenden Liquor- oder PET-Tests in Fachkliniken erheblich reduziere und daher mit geringeren Kosten für die Gesellschaft verbunden sei. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nicholas C. Cullen, Shorena Janelidze, Nicholas J. Ashton, Eduardo R. Zimmer, Joseph Therriault, et al.: A two-step workflow based on plasma p-tau217 to screen for amyloid β positivity with further confirmatory testing only in uncertain cases; in: Nature Aging (veröffentlicht 31.08.2023), Nature Aging
- University of Gothenburg: New blood test gives very high accuracy to screen for Alzheimer’s disease (veröffentlicht 31.08.2023), University of Gothenburg
Wichtiger Hinweis:
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