Alzheimer lässt sich anhand von Biomarkern im Blut vorhersagen
12.03.2014
Mit einem neu entwickelten Test können künftig Vorhersagen zum Ausbruch und Krankheitsverlauf bei Alzheimer getroffen werden. „Wir entdeckten und validiert einen Satz von zehn Lipide aus dem peripheren Blut, anhand derer ein Ausbruch der Alzheimer-Krankheit in den nächsten zwei bis drei Jahren mit über 90-prozentiger Genauigkeit vorhergesagt werden kann“, berichtet das US-Forscherteam um Howard Federoff vom Georgetown University Medical Center (Washington) in dem Fachmagazin „Nature Medicine“.
Die Wissenschaftler identifizierten nach eigenen Angaben zehn Lipide, die bei einem Bluttest als Biomarker für Alzheimer fungieren können. Der Test ermögliche eine frühzeitige Diagnose und Vorhersage des Krankheitsverlaufs, so dass entsprechender früh mit der Therapie begonnen werden kann. Dies hat bei Alzheimer eine besondere Bedeutung, da bislang keine Heilung der neurodegenerativen Erkrankung, sondern lediglich eine therapeutische Verzögerung des Krankheitsverlaufs möglich ist.
Erfolgreiche Suche nach präklinischen Biomarkern
Die Alzheimer-Krankheit betrifft laut Aussage der US-Forscher derzeit „über 35 Millionen Menschen weltweit und die Anzahl der Betroffenen wird voraussichtlich auf 115 Millionen bis zum Jahr 2050 ansteigen.“ Chancen auf eine Heilung bestehen bislang nicht, was auch mit der Unfähigkeit zu tun habe, die Krankheit zu erkennen, bevor es zu fortgeschrittenen, offensichtlichen Beeinträchtigungen wie dem Gedächtnisverlust kommt, schreiben Howard Federoff und Kollegen. Die Bestimmung präklinischer Biomarker könne hier einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung modifizierender und vorbeugender Therapien leisten. Die Wissenschaftler machten sich daher auf die Suche nach Biomarkern, die im Blut vor dem eigentlichen Ausbruch der Alzheimer-Erkrankung nachgewiesen werden können.
Bluttest mit 90-prozentiger Genauigkeit
In ihrer Studie entnahmen die Forscher bei 525 Erwachsenen, die an keinerlei kognitiven Beeinträchtigungen litten, im Alter von mindestens 70 Jahren eine Blutprobe. Nach drei Jahren führten sie eine erneute Blutuntersuchung bei 53 Probanden durch, die zwischenzeitig an Alzheimer erkrankt waren oder leichte kognitive Beeinträchtigungen entwickelt hatten. Dabei fiel den Forschern ein Biomarker-Panel aus zehn Lipiden auf, welches bei den Betroffenen bereits in der ersten Blutuntersuchung auffällige Veränderungen zeigte. Die identifizierten Biomarker hätten das Auftreten von Alzheimer oder leichten kognitiven Beeinträchtigungen innerhalb des dreijährigen Untersuchungszeitraums mit einer 90-prozentigen Genauigkeit vorhersagen können, schreiben Federoff und Kollegen. Damit wäre in Zukunft eine relativ verlässliche, wenig aufwendige, frühzeitige Diagnosestellung bei Alzheimer und altersbedingten kognitiven Beeinträchtigungen möglich.
Entwicklung neuer Alzheimer-Medikamente möglich
Auch könnte die Entwicklung von Alzheimer-Medikamenten durch die Identifizierung der Biomarker deutlich vorangetrieben werden. Denn nun sei es möglich, Arzneien zu testen, die bereits in der präklinischen Phase der Erkrankung ansetzten, erläuterte Howard Federoff. Derartig frühzeitig eingeleitete Therapien könnten völlig neue Behandlungsoptionen eröffnen, zumal hier unter Umständen der Krankheitsverlauf noch vollständig gestoppt werden kann, so die Hoffnung der US-Wissenschaftler. Zunächst seien nun jedoch umfassende weitere klinische Studien erforderlich, um die Aussagekraft der Biomark zu überprüfen, bevor ein entsprechender Bluttest im medizinischen Alltag Einzug halten kann. (fp)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.