Forscher finden Proteine, die auf Gehirnerschütterungen hinweisen können
Neue Forschungen lassen vermuten, dass Ärzte in Zukunft durch einen einfachen Bluttest feststellen können, ob Menschen unter einer Gehirnerschütterung leiden. Ein solches Schädeltrauma ist mit einem bestimmten Protein verbunden. Dieses kann noch eine Woche nach der Verletzung im Blut festgestellt werden.
Wir werden wahrscheinlich bald viel einfacher feststellen können, wenn Menschen unter einer Gehirnerschütterung leiden. Forscher von der Uniformed Services University of the Health Sciences fanden bei einer Untersuchung heraus, dass eine simpler Bluttest reichen könnte, um Gehirnerschütterung frühzeitig festzustellen. Somit könnten verzögerte Diagnosen nicht weiter die Behandlung aufschieben. Die Mediziner veröffentlichten ihre Studie in der Fachzeitschrift „JAMA Neurology“.
Neuer Bluttest könnte schnell für klare Ergebnisse sorgen
Dank einer neuen Methode können wir wahrscheinlich in Zukunft durch einen einfachen Bluttest feststellen, ob Menschen unter einer Gehirnerschütterung leiden. Dieser Fortschritt würde eine schnellere und wirksamere Behandlung ermöglichen, erläutern die Forscher. Die Studie untersuchte Patienten an einem Krankenhaus in Florida. Die erzielten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Gehirnerschütterung in Zukunft einfach durch einen Bluttest nachgewiesen werden kann. Allerdings wird eine Routineanwendung wahrscheinlich noch einige Jahre auf sich warten lassen, erklären die Wissenschaftlicher. Aber die neuen Erkenntnisse sind zumindest ein wesentlicher Schritt, um einen Test zu entwickeln, der bei Sportveranstaltungen und in Arztpraxen schnell für klare Ergebnisse sorgt, fügen die Experten hinzu.
Biomarker geben verschiedene Information über eine vorhandene Verletzung
Mehrere Biomarker wurden für die Diagnose von Gehirnerschütterungen als nützlich befunden. Jeder dieser Biomarker gibt uns andere Informationen über die Verletzung, erläutert Co-Autor Dr. Ramon Diaz-Arrastia von der Uniformed Services University of the Health Sciences. Die amerikanischen Forscher untersuchten fast 600 Erwachsene in Orlando. Über die Hälfte aller Probanden wiesen eine Kommotion (Gehirnerschütterung) durch Autounfälle, Stürze, Sport oder andere Aktivitäten auf. Die meisten dieser Erschütterungen waren mild und Betroffene wiesen Symptome wie beispielsweise Bewusstseinsverlust, Amnesie oder Desorientierung auf. Der Rest der Erwachsenen hatte Frakturen oder andere Arten von Verletzungen, sagen die Mediziner.
Neuer Test misst die Proteine GFAP und UCH-L1
Die Blutproben wurden erstmals vier Stunden nach der Verletzung genommen, dann in regelmäßigen Abständen für sieben Tage wiederholt, erläutern die Experten. Die Tests messen zwei Proteine mit den Namen GFAP und UCH-L1. Solche Proteine sind in unseren Gehirnzellen vorhanden. Bei einer Kopfverletzung können die Proteine in den Blutstrom austreten, sagen die Forscher. Andere Untersuchung haben den höchsten Spiegel von Proteinen im Blutspiegel gezeigt, wenn der Betroffene schwere Verletzungen erlitten hatte. Beide Proteine konnten in höherer Menge festgestellt werden, wenn die Betroffenen eine Gehirnerschütterung erlitten hatten, fügen die Mediziner hinzu. Die Proteine konnten auch in geringer Menge bei einigen Patienten festgestellt werden, die keine Gehirnerschütterung hatten. Wahrscheinlich stammten die Proteine hier von einer Beule am Kopf, die durch einen Unfall entstanden war, sagen die Forscher.
Viele Betroffene gehen mit einer Gehirnerschütterung zu spät zum Arzt
Das Level des UCH-Proteins stieg bei einer Gehirnerschütterung schnell an , ging aber auch innerhalb von zwei Tagen wieder deutlich zurück. Der GFAP Spiegel war allerdings noch während der Woche nach der Verletzung nachweisbar, erklären die Mediziner. Viele Patienten mit Gehirnerschütterung nehmen die Verletzung am Anfang nicht ernst und gehen deshalb nicht zum Arzt. Meist suchen sie erst einen Arzt auf, wenn die Symptome einige Tage andauern, erläutern die Wissenschaftler. Bluttests könnten solchen Patienten helfen, ihre Verletzung schneller zu diagnostizieren. Dadurch könnte festgestellt werden, ob neurologische Tests oder andere medizinische Behandlungen erforderlich sind. Die Daten sind ermutigend, weil die leicht nachweisbaren Biomarker helfen können, eine Gehirnerschütterung festzustellen, fügen die Forscher hinzu.
Neuer Bluttest könnte besonders Sportlern helfen
Alleine in den USA werden jedes Jahr mehr als 2 Millionen Menschen in der Notaufnahme einer Behandlung für Gehirnerschütterungen und andere Hirntrauma unterzogen. Einige Schäden können nicht auf bildgebenden Untersuchungen sichtbar gemacht werden, weswegen sich Ärzte in der Regel auf gefundene Symptome verlassen. Die Diagnose ist sehr wichtig, weil wiederholte Schläge auf den Kopf mit dauerhaften Gedächtnisproblemen verbunden sind, sagen die Forscher. Die Symptome einer Gehirnerschütterung, wie beispielsweise Schwindel und Müdigkeit, können auch durch Austrocknung verursacht werden, sagen die Experten. Gerade für Athleten stelle die Austrocknung eine weitere Gefahr dar. Somit wäre ein schneller zuverlässiger Test, der zwischen beiden Zuständen unterscheiden kann, ein nützliches Hilfsmittel bei der Behandlung von Sportlern, erklären die Wissenschaftlicher.
Es gibt Bluttests, die Probleme an anderen Organen diagnostizieren können wie beispielsweise Erkrankungen des Herzens, der Leber oder der Nieren, sagen die Mediziner. Jetzt sind die Forscher nach eigenen Angaben kurz davor, einen schnellen Test zu entwickeln, der das Gehirn untersucht. In Zukunft könne vielleicht mit einem handlichen Gerät innerhalb von Minuten festgestellt werden, ob besagte Proteine vorhanden sind und ob eine Gehirnerschütterung vorliegt, erläutern die Experten. (as)
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