Ausbruch von Aids durch neuen HI-Virus beschleunigt
30.11.2013
Einen neuen Stamm von HI-Viren, der Aids früher ausbrechen lässt, haben Forscher in Westafrika entdeckt. Es zeige sich zudem, dass HI-Viren Reservoirs bilden und somit eine Heilung verhindern.
Um ein Jahr beschleunigt
Anlässlich des Welt-Aids-Tages, der am morgigen Sonntag, wie seit 1988 an jedem ersten Dezember, begangen wird, sind die Themen HIV und Aids in aller Munde. Nun wurde bekannt, dass in Westafrika ein neuer HIV-Erreger entdeckt wurde, der zu einer schnelleren Aids-Erkrankung führen soll. Wie der Sender „Voice of America“ unter Berufung auf Daten der schwedischen Lund-Universität berichtete, dauere es in den dort bislang vorherrschenden HIV-Stämmen durchschnittlich rund sechs Jahre vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch von Aids. Bei dem neuen A3/O2-Erreger gehe es im Schnitt ein Jahr schneller.
Bislang nur in Westafrika
Entdeckt haben die Wissenschaftler den neuen Erregerstamm im westafrikanischen Guinea-Bissau. Offenbar entstand er aus zwei bekannten Erregern und soll bislang nur in Westafrika verbreitet sein. Die bisherigen Ergebnisse basieren auf einer Studie an gut 150 Patienten in Guinea-Bissau. Es sind jedoch auch weitere Studien in Europa geplant. Vor 30 Jahren beschrieben die französischen Forscher Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinouss erstmals das HI-Virus, das unbehandelt die Immunschwäche Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) verursacht. Die beiden Wissenschaftler wurden 2008 für die Entdeckung des HI-Virus mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Infizierte oft ohne Beschwerden
Bis heute existiert trotz intensiver Forschung kein Heilmittel gegen Aids. Mehr als 35 Millionen Menschen sind weltweit von der Immunschwäche betroffen. Vor allem der HIV-Anstieg bei jungen Menschen um 50 Prozent macht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sorgen. Im Jahr 2001 registrierte die WHO noch1,5 Millionen Heranwachsende, die den Virus in sich trugen, Ende 2012 waren es dagegen schon 2,1 Millionen. Während der Akutphase der Infektion, circa zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung, können unspezifische Symptome wie Fieber oder Gelenkschmerzen auftreten. Oft bemerken Infizierte gar keine Beschwerden und die Krankheit könne über mehrere Jahre im Körper ruhen, ohne Auswirkungen zu zeigen.
Nach frisch erfolgter Infektion erhöhtes Risiko
Das Virus werde zunächst durch körpereigene Abwehrmechanismen in Schach gehalten. Doch auch währenddessen könne eine HIV-infizierte Person den Erreger jederzeit auf Sexualpartner übertragen. Da die Viruskonzentration im Körper nach frisch erfolgter Infektion besonders hoch ist, sei dann die Gefahr, andere anzustecken, am größten. Mit Hilfe von Medikamenten können zwar die Symptome und der Ausbruch von Aids hinausgezögert werden, eine Heilung ist derzeit aber noch nicht möglich.
Inaktive Erreger halten sich jahrelang im Immunsystem
Ein wesentliches Problem auf dem Weg zur Heilung einer HIV-Infektion seien offenbar die Reservoirs infizierter Zellen des Immunsystems. Zumindest deutet eine umfangreiche Untersuchung von acht Patienten vor und während einer antiretriviralen Behandlung darauf hin. Demzufolge würden sich während einer Therapie zwar inaktive Erreger über Jahre in den CD4-Zellen des Immunsystems halten, aber sie scheinen sich nicht zu vermehren. Dies berichtete vor kurzem ein internationales Forscherteam um Lina Josefsson vom Stockholmer Karolinska-Institut in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Bei Infizierten kann die antiretrovirale Therapie die Zahl der HI-Viren zwar unter die Nachweisgrenze drücken, doch stoppt die Behandlung, so nimmt die Erregerzahl auch wieder zu. Dies, da sich in den infizierten Zellen inaktive Erreger halten, die durch die Medikamente nicht erreicht werden. Bislang sei unklar, wo diese Reservoirs genau liegen und was dort passiert.
36 Millionen Aids-Tote
Von den weltweit rund 35,3 Millionen Menschen, die mit HIV infiziert oder bereits an Aids erkrankt sind, leben allein 22,5 Millionen im südlichen Afrika, so die neuesten Schätzungen der UN-Organisation UNAIDS. Außerdem seien nach Angaben von UNAIDS im Jahr 2012 weltweit 1,6 Millionen Menschen an den Folgen von Aids gestorben. Seit dem Beginn der Pandemie Anfang der 1980er Jahre seien es insgesamt rund 36 Millionen Todesfälle gewesen. Die Zahl der Aids-Toten sei seit seinem Höhepunkt im Jahr 2005 um 30 Prozent gefallen.
90 Prozent aller infizierten Kinder im südlichen Afrika
Die Anzahl neuer Aids-Infektionen stagniere seit 1990. Trotzdem geht das Aids-Programm der Vereinten Nationen davon aus, dass sich pro Tag 6.300 Menschen, also etwa 2,3 Millionen jährlich, weltweit mit der tödlichen Immunschwäche infizieren, trotz aller Anstrengungen und Aufklärungskampagnen. Von den Neuinfizierten würden allein 1,6 Millionen im südlichen Afrika leben. Gerade dort, wo bis zu einem Drittel der Frauen zwischen 24 und 29 Jahren HIV-positiv sind, würden bereits bei der Geburt hunderttausende Kinder mit dem Virus angesteckt. Von den weltweit 3,3 Millionen infizierten Kindern leben laut UNAIDS-Angaben rund 90 Prozent (2,9 Millionen) im Afrika südlich der Sahara.
Mehr Geld im Kampf gegen das Virus
Im Kampf gegen das Virus werden weltweit immer mehr Gelder investiert. Im Gegensatz zu 2003, als noch 3,8 Milliarden US-Dollar zur Verfügung standen, waren es 2012 bereits 18,9 Milliarden Dollar. Zu den HIV-Projekten steuern auch die Entwicklungs- und Schwellenländer immer mehr bei. Bis 2015 soll das Budget auf 22 bis 24 Milliarden Dollar erhöht werden, so die Milleniumsziele der UNO. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.