Alzheimer-Forschung: Plaques-Vorläufer stören die Neurotransmitter
Bei Alzheimer bilden sich Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn, denen eine maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des Beschwerdebildes zugeschrieben wird. Das Protein, welches für die Bildung der zerstörerischen Plaques verantwortlich gemacht wird, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum genauer untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass dieses Vorläuferprotein der Plaques über einen weiteren Mechanismus an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein könnte.
„In der Alzheimer-Forschung liegt ein Forschungsschwerpunkt auf dem Amyloiden Vorläuferprotein (APP), das für die Bildung der zerstörerischen Plaques im Gehirn verantwortlich ist“, berichtet die Ruhr-Universität Bochum. Doch APP trägt offenbar nicht nur zur Bildung der Plaques bei, sondern ist auch über einen weiteren Mechanismus an der Entstehung von Alzheimer beteiligt. Dr. Thorsten Müller und die Doktorandin Christina Looße vom Medizinischen Proteom-Center der Ruhr-Universität haben in ihren Untersuchungen herausgefunden, dass APP die Neurotransmitter-Aktivität beeinflusst und nicht in erster Linie als Vorläufer der Plaques relevant ist. „Diese Hypothese könnte zukünftig interessante Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung der Alzheimer Krankheit bieten“, so Müller in der Pressemitteilung der Universität.
Bildung kugelförmiger Sphären im Zellkern
Die Forscher erläutern, dass APP unter bestimmten Umständen die Bildung von kugelförmigen Strukturen im Zellkern bewirkt, sogenannten Sphären. Diese beeinflussen wiederum die Aktivität einiger Gene, was zu einer Änderung der Neurotransmitter-Aktivität führen kann, so die Mitteilung der Ruhr-Universität. Als biochemische Botenstoffe sind Neurotransmitter für die Übertragung von Signalen von einer Nervenzelle auf andere Zellen zuständig. Bislang war zwar bekannt, dass APP zur Bildung der kugelförmigen Strukturen führen, allerdings blieb deren Einfluss auf die Zelle unklar. Die Wissenschaftler der Ruhr-Universität nutzten für ihre Studie nun ein Zellkulturmodell, in dem sie „die Sphärenbildung gezielt anschalten“ konnten. So war ein Verglichen mit „ausgeschalteten Zellen“ möglich, bei denen es nicht zu einer Sphärenbildung kommt. „Dabei kam heraus, dass Zellen, die Sphären ausbilden, eine höhere Expression des Bestrophin 1-Gens zeigen“, erläutert Dr. Müller.
Neurotransmitter-Aktivität wird gestört
Das Bestrophin 1-Gen wurde in jüngeren Studien bereits in Zusammenhang mit einer gestörten Neurotransmitter-Aktivität bei der Alzheimerkrankheit gebracht, erläutern die Wissenschaftler. „Erhöhte Werte des Neurotransmitters GABA in der Rückenmarksflüssigkeit von an Alzheimer erkrankten Patienten wurden bereits beschrieben, und unsere Studie könnte Aufschluss über den Zusammenhang der Neurotransmitter-Änderungen und dem APP liefern“, betont Dr. Thorsten Mülller die Relevanz der aktuellen Forschungsarbeit für die Medizin. Den Studienergebnissen zufolge könnte das Vorläuferprotein der Plaques – anders als bisher angenommen – Einfluss auf die Entstehung der Krankheit nehmen, indem es eine Störung der Neurotransmitter-Aktivität bedingt. Hier eröffnen sich nach Ansicht der Forscher interessante Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Therapien gegen Alzheimer. (fp)
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