Hamburger Wissenschaftler weisen Parasiten erstmals in Deutschland nach
09.07.2013
Wissenschaftler aus Hamburg haben zum ersten Mal in Deutschland Larven des so genannten „Hundehautwurms“ in Stechmücken gefunden. Infektionen mit diesen hatte es bislang nur in Südeuropa, Afrika und Asien gegeben, doch die „Klimaveränderung und die Einfuhr infizierter Hunde aus Südeuropa können Ursachen für eine Etablierung dieses Parasiten sein, der bislang in Zentraleuropa nicht heimisch war“, so eine aktuelle Pressemitteilung des Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) für Tropenmedizin in Hamburg.
Hundehautwurm bisher nicht in Zentraleuropa etabliert
Wissenschaftler des Bernhard-Nocht Instituts für Tropenmedizin (BNI) haben erstmals in Deutschland Larven des so genannten „Hundehautwurms“ (Dirofilaria repens) in Stechmücken gefunden – dieser war bislang in Zentraleuropa noch nicht aufgetreten. Dabei sind die Larven alles andere als ungefährlich, denn wie das BNI schreibt, könnten die Stechmücken in seltenen Fällen „die Infektion auf Menschen übertragen und etwa eine Hirnhautentzündung auslösen“ – bisher seien jedoch in Deutschland keine Infektionen bekannt.
Interdisziplinäres Forschungsteam untersucht rund 75.000 Stechmücken
Im Vorfeld der Entdeckung des Hundehautwurms hatte ein interdisziplinäres Forschungsteam um Professor Egbert Tannich, dem Leiter der Abteilung für Molekulare Parasitologie am BNI, in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage (Kabs) in den vergangenen zwei Jahren rund 75.000 Stechmücken an 55 Orten in neun Bundesländern gesammelt – und schließlich in drei Stechmückenarten aus Brandenburg Dirofilaria repens gefunden. Dabei hatten die Forscher mit ihrer Mücken-Untersuchung forscherisches Neuland betreten: „Es ist das erste Mal, dass in Deutschland im großen Maßstab Stechmücken auf Parasiten untersucht werden", so Egbert Tannich, wodurch man nun „[…] Wissenschaftler rechtzeitig vor einer Ausbreitung von Infektionserregern warnen und möglicherweise eine Ausbreitung verhindern“ könne.
Hundehautwurm nur selten für Menschen gefährlich
Dabei betrifft der Hundehautwurm Menschen eigentlich nur in seltenen Fällen, denn das Hauptreservoir der Larven seien nach Angaben des BNI Hunde, zum Teil aber auch wildlebende Tiere wie Marder oder Füchse, in denen sich die Larven zu geschlechtsreifen Würmern entwickeln würden. Da die Entwicklung temperaturabhängig ist und zwischen 10 und 30 Tagen dauert, galt Deutschland aufgrund der Wetterbedingungen bisher nicht als gefährdet, zumal Stechmücken durchschnittlich weniger als 30 Tage leben: „In unserem Institut wurden in den letzten Jahren etwa 30 Fälle dieser Fadenwurm-Infektion beim Menschen nachgewiesen – alle Fälle standen im Zusammenhang mit Auslandsreisen“, so die Erläuterung Tannichs.
Neuerdings auch Infektionen bei Hunden in Deutschland
Dementsprechend hatte es Infektionen mit Dirofilaria repens bisher vor allem in Südeuropa sowie in vielen Ländern Afrikas und Asiens gegeben, doch in den letzten Jahren habe es nach Angaben des BNI auch immer wieder Meldungen „über vor Ort erworbene Infektionen auch in Österreich, Tschechien oder Polen gegeben […] und neuerdings auch bei Hunden in Deutschland.“
Ausbreitung aufgrund der Klimaveränderungen möglich?
Aufgrund der Klimaveränderungen sei es laut Prof. Tannich durchaus realistisch, dass sich Larven in den Mücken zumindest im Juli und August schnell genug entwickeln könnten – denn da der Parasit in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gefunden wurde, „liegt der Verdacht nahe, dass zumindest in Brandenburg bereits eine stabile Übertragung stattfindet", so Tannich weiter.
Tierärzte müssen infizierte Tiere entdecken und schnell behandeln
Angesichts der aktuellen Situation sei es nun besonders wichtig, dass Tierärzte möglichst viele infizierte Tiere entdecken und schnell behandeln, denn nur so könne die weitere Verbreitung des Erregers gestoppt werden, warnt Tannich, denn „unbehandelte Hunde können den Parasiten bis zu sieben Jahre in sich tragen.“
Hunde zeigen oft keinerlei Symptome
Eine Infektion nachzuweisen, sei daher laut dem BNI nicht ganz einfach, denn infizierte Hunde würden in vielen Fällen keine Symptome zeigen, teilweise würde jedoch Juckreiz, eine Hautentzündung oder knotige Veränderung auftreten. Während der Hund das Hauptreservoir für die Larven darstellt, werde der Mensch als so genannter „Fehlwirt“ hingegen eher per Zufall über Stechmücken infiziert, im Normalfall sterben die Würmer nach der Übertragung dann spontan ab. Daher würden Mediziner im Falle einer Infektion nach Angaben des BNI in den meisten Fällen nur „wandernde Schwellungen und Knotenbildung an der Haut […] oder frühe Parasitenstadien am Auge“ finden, die dann operiert werden müssen – in seltenen Fällen würden jedoch auch Krankheitsbilder wie Hirnhautentzündung beim Menschen auftreten, welche dann medikamentös therapiert werden müssten. (nr)
Bild: Uwe Bergeest / pixelio.de
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