Demografischer Wandel beeinflusst Zahl der Reha-Maßnahmen
24.07.2013
Immer mehr Beschäftigte benötigen eine Reha. 2012 wurden knapp 1,1 Millionen Arbeitnehmer in Rehabilitationsmaßnahmen behandelt. Das entspricht einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2005. Für die Rentenversicherung bedeutet das steigende Kosten. Doch der Aufwand lohnt sich – für jeden in die Reha investierten Euro erhält die Rentenversicherung laut dem Prognos-Institut im Schnitt fünf zurück. Es gilt der Grundsatz „Reha geht vor Rente“.
Zahl der Reha-Behandlungen steigt durch Altern der geburtenstarken Jahrgänge
Die medizinische Rehabilitation nutzten im vergangenen Jahr fast 1,1 Millionen Arbeitnehmer, um wieder fit für den Beruf zu werden. Laut einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt, entspricht das einem Zuwachs von 25 Prozent bei den Reha-Behandlungen gegenüber dem Jahr 2005.
Einer der Hauptgründe für den Anstieg der Reha-Anträge liegt der DRV zufolge im demographischen Wandel. Die geburtenstarken Jahre kommen in das Alter, in dem Krankheiten und Einschränkungen in der beruflichen Leistungsfähigkeit immer häufiger auftreten. Zudem steigt die Erwerbsquote älterer Menschen. Dementsprechend sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Reha-Anträge zukünftig noch weiter steigt. Derzeit wird bei mehr als jedem Dritten, der medizinische Reha-Maßnahmen aufgrund von Problemen mit der Muskulatur, des Skeletts oder des Bindegewebes erhält, die Rehabilitation genehmigt, so die amtlichen Zahlen.
Zahl der Reha-Behandlungen wegen psychischer Krankheiten nimmt zu
Zwar ist die Zahlt dieser Erkrankungen leicht rückläufig, dafür nehmen die Diagnosen etwa bei psychischen Störungen stärker zu. So fanden 18 Prozent der Reha-Behandlungen von Männern und 22,3 Prozent von Frauen aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder dem Burnout-Syndrom statt. 2005 waren es noch 15,6 Prozent und 18,7 Prozent.
Erst kürzlich bestätigte eine Auswertung der internen Patientendaten der gesetzlichen Krankenkasse KKH, dass psychische Erkrankungen zukünftig zur „Volkskrankheit Nummer eins“ werden könnten. Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zufolge fehlten 2012 Verkäufer im Groß- und Einzelhandel im Durchschnitt etwa 43,6 Tage am Arbeitsplatz wegen psychischer Probleme. Im Gesundheits- und Sozialwesen, beispielsweise in Kliniken oder Altenpflegeeinrichtungen, hatten die Arbeitnehmer 2013 durchschnittlich 40,7 Fehltag. Stress, Erfolgsdruck und die permanente Erreichbarkeit wirken sich der Kasse zufolge zulasten der Gesundheit aus. Es müsse mit den Arbeitgebern gemeinsam gegengesteuert werden, forderte KKH-Chef Ingo Kailuweit.
Reha kostet durchschnittlich 3.600 Euro
Fast 270.000 Versicherte nahmen im vergangenen Jahr eine berufliche Reha in Anspruch. Dazu zählten unter anderem Umschulungen oder ein Umbau des Arbeitsplatzes, der das Weiterarbeiten im alten Beruf ermöglicht.
Insgesamt ist ein deutlicher Zuwachs der gestellten Reha-Anträge bis 2012 zu verzeichnen. In den vergangenen sieben Jahren wurden 461.000 Anträge mehr gestellt, so dass ein Rekordwert von 2,1 Millionen erreicht wurde. Jedoch wurde nicht jeder Reha-Antrag von der DRV genehmigt. 2012 erhielten rund 65 Prozent der Anträge eine Zusage, der Rest wurde abgelehnt.
Das durchschnittliche Alter von Arbeitnehmern, in dem eine medizinische Reha notwendig ist, liegt bei 50 Jahren. Die Maßnahme dauert im Schnitt 29 Tage und kostet 3.600 Euro. Generell gilt in der DRV der Grundsatz „Reha geht vor Rente“. Das hat nicht zuletzt finanzielle Gründe, wie eine Untersuchung des Prognos-Instituts zeigt. „Die Prognos-Studie belegt: Für jeden in die medizinische Rehabilitation investierten Euro gewinnt die Gesellschaft fünf Euro zurück", erklärte ein DRV-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“. 85 Prozent der Arbeitnehmer bleiben auch zwei Jahre nach der Reha im Berufsleben.
Das Budget für die Ausgaben richtet sich nach der Entwicklung der Bruttolöhne der Arbeitnehmer. Im vergangenen Jahr standen dafür 5,666 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Rentenversicherung hatte etwa zwölf Millionen mehr Kosten, so dass erstmals das Budget überschritten wurde.
Unterstützung von Familie und Freunden erhöhen Chancen auf erfolgreiche Reha
Im Herbst 2012 veröffentlichten Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Studie, nach der das Gelingen einer Reha maßgeblich von der Unterstützung abhängt, die der Patient von seinen Angehörigen und Freunden erhält.
Die Forscher um Institutsdirektor Professor Dr. Wilfried Mau stellten bei ihren Untersuchungen fest, dass gut funktionierende soziale Netzwerke den Erfolg einer Reha-Behandlung positiv beeinflussen. Die Studie hat gezeigt, dass die physische Lebensqualität des Rehabilitanden sowie seine sportlichen Aktivitäten mit der Größe seines familiären Netzwerks steigen. Gleichzeitig wird die Rückkehr in die Erwerbstätigkeit gestärkt. (ag)
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