Neue Behandlungsoption bei schwer therapierbarem Hodenkrebs
Hodenkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Einige Formen zeigen sich dabei besonders therapieresistent. Nun haben Wissenschaftler der Universität Bonn erfolgreich einen neuen Wirkstoff gegen diese schweren Hodenkrebsformen getestet.
Der neue Wirkstoffe könne gegen schwere Formen von Hodenkrebs helfen, die auf andere Therapien nur ungenügend ansprechen, so die Mitteilung der Universität Bonn. In den Untersuchungen an Mäusen habe der Wirkstoff erfolgreich die entarteten Zellen abgetötet und zu einem Schrumpfen der Hodentumore geführt. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Journal of Cellular and Molecular Medicine“.
Hodenkrebs eine der häufigsten Tumorerkrankungen beim Mann
Laut Angaben der Forscher ist Hodenkrebs „die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren.“ Zwar lasse sich dieser in der Regel gut therapieren, doch in einigen Fällen spreche das Karzinom kaum oder gar nicht auf die Behandlung an. Hier könnte die Substanz namens „JQ1“ helfen. Diese war ursprünglich als mögliches Verhütungsmittel für den Mann gedacht, da sie die Reifung der Spermien verhindert. Doch anscheinend eignet sich „JQ1“ auch für einen Einsatz in der Krebstherapie.
Hodentumore schrumpfen durch den Wirkstoff
Der Wirkstoff sollte eigentlich als eine Art „Pille für den Mann“ zum Einsatz kommen, doch stattdessen könnte er sich nun einen Ruf als Krebsmedikament verdienen. In Versuchen an Mäusen habe die Substanz entartete Zellen erfolgreich abgetötet und Hodentumore schrumpfen lassen, berichten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Hubert Schorle vom Institut für Pathologie der Universität Bonn. Neben den Forschern der Universität Bonn waren auch Wissenschaftler der Universität St. Gallen und der Harvard Medical School an der aktuellen Studie beteiligt.
Wirkung setzt an der DNA an
Durch Substanzen wie „JQ1“ wird laut Aussage der Forscher beeinflusst, welche Gene in der Zelle abgelesen werden und welche nicht. Die DNA sei hier als eine Art „Morsestreifen“ mit Bauanleitung für die Zellmoleküle zu verstehen, an dem sich in regelmäßigen Abständen die sogenannten Histone befinden. „Histone und DNA bilden zusammen eine Art verkürzte Perlenkette“, erläutern die Wissenschaftler. Die Histone seien zudem mit chemischen Etiketten versehen – sogenannten Methyl- oder Acetylgruppen.
Veränderte Genaktivität führt zum Tod der Krebszellen
Anhand der „Etiketten“ werde signalisiert, ob der „Morsestreifen“ an dieser Stelle abgelesen werden soll oder nicht, berichten die Wissenschaftler. Durch die Substanz „JQ1“ würden jene Proteine blockiert, die diese Histon-Markierungen ablesen, so die Experten weiter. Auf diese Weise ändere sich die Genaktivität in der Zelle, betont Prof. Dr. Hubert Schorle. Hierauf reagieren die Krebszellen sehr empfindlich und sie aktivieren eine Art Selbstmord-Programm, die Apoptose, erläutern die Forscher.
Erfolgreicher Test im Mausmodell
So begannen im „Hodenkrebs-Mausmodell“ die Tumoren nach JQ1-Gabe zu schrumpfen, erklärt die Studienerstautorin Sina Jostes. Die gesunde Hautzellen schienen hingegen „JQ1“ sehr gut zu tolerieren, so Jostes weiter. Zwar stehen Untersuchungen am Menschen bislang noch aus, doch stimmen die aktuellen Studienergebnisse die Forscher durchaus optimistisch. Auch seien neben „JQ1“ weitere Wirkstoffe bekannt, die direkt die Markierung der Histone verändern. Hierzu zähle beispielsweise „Romidepsin“, für das die Bonner Arbeitsgruppe kürzlich nachweisen konnte, dass dies ebenfalls Hodenkrebszellen sehr effektiv bekämpft. Die Substanz sei bereits zur Behandlung von Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen zugelassen.
Kombinierte Therapie möglich
Daher haben die Forscher in der aktuellen Studie auch überprüft, inwiefern eine kombinierte Behandlung mit den beiden Wirkstoffen bei den Mäusen die Tumorzellen bekämpft. Hierbei „konnten wir mit relativ geringen Mengen beider Substanzen eine ähnliche Wirkung erreichen, wie mit JQ1 oder Romidepsin alleine“, berichtet Dr. Daniel Nettersheim von den Studienergebnissen. „Eine solche Kombinationstherapie zur Behandlung von Hodentumoren wäre womöglich deutlich besser verträglich. Auch Chemotherapie-resistente Patienten könnten davon profitieren“, so Nettersheim weiter. Ob sich diese Hoffnung bewahrheitet, sei nun noch in klinischen Studien zu überprüfen. Denn Untersuchungen am Menschen stehen bislang aus. (fp)
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