Forscher entwickeln neues Antibiotikum
11.01.2015
Immer mehr Wissenschaftler warnen vor Antibiotika-Resistenzen. Dadurch entsteht ein nicht absehbares Risiko für Infektionskrankheiten, die kaum mehr heilbar sind und damit tödlich verlaufen. US-Wissenschaftler der Northeastern University in Boston ist es nun gelungen, ein neues hochwirksames Antibiotikum zu entwickeln. „Die Antibiotika können gegen die Supererreger helfen“, wie die Forscher in einem aktuellen Artikel schreiben.
Experten warnen vor „post-antibiotischen Ära“
Bereits seit Jahren warnen Gesundheitsexperten immer wieder vor dem Eintreten einer „post-antibiotischen Ära“, womit ein Zeitalter gemeint ist, in welchem Antibiotika ihre medizinische Wirksamkeit für den Menschen verlieren. Der Grund: Die Bakterien entwickeln zunehmend Resistenzen, sodass Antibiotika im Bedarfsfall unter Umständen nicht mehr wirken. Dieses Phänomen ist jedoch nicht neu, vielmehr tritt es bereits seit der Entdeckung der ersten Antibiotika in den 1940er Jahren auf. Doch das war damals noch nicht problematisch, denn es wurden immer neue Antibiotika entdeckt, welche in der Lage waren, das Wachstum der Bakterien zu hemmen bzw. diese abzutöten. Doch dies stellt sich heute anders da, denn in der jüngsten Zeit fehlen schlicht ausreichend innovative Antibiotika, um die so genannten neuen „Supererreger“ effektiv bekämpfen zu können.
Forscher untersuchen rund 10.000 Bodenbakterien
Nun könnten US-amerikanische Wissenschaftler von der Northeastern University in Boston jedoch möglicherweise eine neue Waffe gegen die Erreger entdeckt haben. Demnach sei es gelungen, mittels einer neuen Kultivierungsmethode einen neuartigen und hochwirksamen Wirkstoff zu identifizieren, der von einem bislang unbekannten Bodenbakterium produziert werde, so die Forscher im Fachjournal "Nature". Die Forscher um Studienleiter Kim Lewis hatten für ihre Studie rund 10.000 Bodenbakterien im Labor untersucht und entdeckten dabei das Bakterium "Elefhtheria terrae", welches in der Lage war, einen antimikrobiellen Wirkstoff zu entwickeln. Dabei handele es sich den Wissenschaftlern nach um das so genannte „Teixobactin“, eine Substanz, die den Zellwandaufbau verhindert, wodurch es zum Platzen der Bakterienzelle und deren Tod kommt.
Teixobactin verursacht bei Mäusen keine giftigen Nebenwirkungen
„Teixobactin ist ein vielversprechender Kandidat für ein Therapeutikum. Es hat sich bei einer Reihe von Infektionen im Tiermodell als wirksam gegen Erreger gezeigt, die bereits eine Antibiotikaresistenz aufwiesen. Die Bindung von Teixobactin an die Teichonsäuren der Zellwand trägt zur effizienten Auflösung der Zellen und Abtötung bei“, berichten die Wissenschaftler in „Nature“. Überzeugt hatte der neue Wirkstoff die Forscher vor allem dadurch, dass dieser auch gegen antibiotika-resistente Bakterien wirksam war, so zum Beispiel gegen die sogenannten „Krankenhauskeime“ Staphyloccocus aureus oder Clostridium difficile sowie gegen die Erreger von Milzbrand (Bacillus anthracis) und Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis). Anders verhielt es sich jedoch bei den meisten gram-negativen Bakterien, den hier hatte der Wirkstoff keine Wirkung erzielen können, so die Wissenschaftler weiter. Wie die Forscher mitteilen, hatte Teixobactin bei den infizierten Mäusen in den Modell-Versuchen keine giftigen Nebenwirkungen gezeigt – nun müsste die Substanz im nächsten Schritt jedoch am Menschen getestet werden. (nr)
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