Neues Alzheimer-Heilmittel wird in klinischen Tests am Menschen erprobt
Derzeit findet die erste Patientenstudie zum Testen eines neuen Medikaments zur Heilung der Alzheimer-Krankheit statt. Dabei wird ein Ansatz an Menschen getestet, der sich seit 40 Jahren in der Entwicklung befindet. Der Wirkstoff soll ein bestimmtes Protein aus dem Gehirn entfernen und so das Voranschreiten der Krankheit stoppen.
Forschende unter der Leitung des University College London (UCL) beginnen zur Zeit mit einem klinischen Test, der die Behandlung von Alzheimer revolutionieren könnte. Das neue Medikament entfernt ein Protein namens Serum Amyloid P-Compont (SAP), dass zur Bildung der schädlichen Ablagerungen im Gehirn beiträgt oder sogar direkt den Zelltod von Gehirnzellen auslöst. SAP stehen unter Verdacht, die Alzheimer-Krankheit auszulösen.
Alzheimer wird ein immer größeres Problem
Wie die UCL-Experten berichten, ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Ursache für Demenzerkrankungen. Zu den typischen Symptomen zählen Gedächtnisverlust, Denk- und Problemlösungsschwierigkeiten sowie Sprachstörungen. Weltweit sind rund 35 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen. Berechnungen zufolge wird sich diese Zahl in 20 Jahren verdoppeln, wenn kein Heilmittel gefunden wird.
Vergangene Forschungsarbeiten erfolglos
Trotz milliardenschweren Investitionen und zahlreichen Studien ist es der Wissenschaft in den letzten 20 Jahren nicht gelungen, eine wirksame Behandlung zu entwickeln. Viele Pharmakonzerne haben sich aus der Forschung zurückgezogen. „Nach einem langen Kampf um die Finanzierung unseres unterschiedlichen Ansatzes für eine mögliche Behandlung der Alzheimer-Krankheit ist es aufregend, endlich mit den klinischen Tests zu beginnen“, berichtet Entwicklungsleiter Professor Sir Mark Pepys in einer Pressemitteilung.
Staatliche Finanzierung
Entgegen vieler bisheriger Forschungen steht kein finanzielles Interesse hinter dem Ansatz. Diese nicht-kommerzielle Studie wird vollständig vom staatlichen National Institute for Health Research in Großbritannien finanziert. „Wir brauchen dringend neue Arzneimittelziele für die Alzheimer-Krankheit und deshalb muss diese Studie so schnell wie möglich abgeschlossen werden”, betont Studienleiter Professor Martin Rossor.
Wie unterscheidet sich der neue Ansatz?
Wie die Forschenden erläutern, haben sich bislang fast alle getesteten Medikamente auf abnorme Proteinansammlungen konzentriert, die als Amyloidplaques und Alzheimer-Fibrillen bezeichnet werden. Diese Ablagerungen sind im Gehirn von Alzheimer-Patienten immer vorhanden. Vergangene Forschungen zielten darauf ab, diese Ablagerungen zu verhindern oder sie zu entfernen. Das Team um Pepys und Rossor hat in 40 jähriger Forschung mit Amyloid einen weiteren Protagonisten identifiziert, der zur Bildung der Ablagerungen beiträgt.
Kann die Entnahme eines Proteins Alzheimer stoppen?
Die Wissenschaftler stellten in der Studie „Depletion of serum Amyloid P Component in Alzheimer’s Disease” fest, dass immer ein Protein namens Serum-Amyloid-P-Compont (SAP) mit Amyloidfasern im Körper assoziiert ist. Aus diesen Erkenntnissen heraus entwickelten sie das Medikament Miridesap, das SAP aus dem Blut entfernt. Die Forschenden konnten ebenfalls beweisen, dass SAP eine schädliche Wirkung auf Gehirnzellen hat und zwar unabhängig von der Alzheimer-Krankheit. In den Gehirnen der Alzheimer-Patienten konnte das Team eine erhöhte Anzahl der SAP-Proteine feststellen. „Es ist daher auch möglich, dass SAP direkt den Tod von Gehirnzellen verursacht und so die Demenz auslöst“, resümieren die Forschenden.
So wirkt das neue Medikament Miridesap
Das Protein SAP wird den Wissenschaftlern zufolge nicht im Gehirn hergestellt. Stattdessen gelangt es über das Blut ins Gehirn. Miridesap entfernt das besagte Protein aus dem Blut und dies steht infolgedessen auch nicht mehr im Gehirn zur Verfügung. Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt.
Ein vielversprechender Ansatz
Im nun startenden klinischen Test soll Miridesap zeigen, was es wirklich kann. 100 Patienten mit Alzheimer im Anfangsstadium sollen jeweils über ein Jahr das Medikament erhalten. Gleichzeitig werden Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion dokumentiert. Geplant ist eine Dauer von ungefähr drei Jahren. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.