Mittel gegen multiresistente Krankenhauskeime entwickelt
In deutschen Kliniken sind Bakterien, die gegen viele Antibiotika resistent sind, weit verbreitet. Bis zu 15.000 Menschen sterben hierzulande pro Jahr, nachdem sie sich in einem Krankenhaus mit solchen Keimen infiziert haben. Forschern ist es nun gelungen, einen Wirkstoff zu entwickeln, mit dem die Verbreitung dieser Erreger massiv eingedämmt werden könnte.
Viele Keime sind gegen Antibiotika resistent
Das Bakterium Staphylococcus aureus (MRSA) kommt überall in der Natur vor und besiedelt bei etwa einem Drittel der Menschen dauerhaft die Haut und die oberen Atemwege. Der Erreger wird normalerweise durch das Immunsystem im Zaum gehalten. Bei geschwächten Menschen kann das Bakterium allerdings gefährlich werden. Vor allem Ältere und Intensivpatienten sind bedroht. Eine Infektion kann bei Betroffenen unterschiedliche Symptome wie beispielsweise Entzündungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen oder eine Blutvergiftung auslösen. Insbesondere in Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und Pflegeheimen sind MRSA weit verbreitet und dort oft ein großes Problem, da viele Keime mittlerweile gegen die „Wunderwaffe“ Antibiotika resistent sind. Allein in Deutschland werden die gefährlichen Erreger für den Tod von jährlich bis zu 15.000 Menschen verantwortlich gemacht.
Ein echter „MRSA-Killer“
Seit langem fordern Gesundheitsexperten, resistente Keime sollen effizienter bekämpft werden. Forschern ist es nun gelungen, eine Substanz zu entwickeln, mit der die Verbreitung der Erreger eingedämmt werden könnte. Wie „daserste.de“ berichtet, hat das Biotechnologie-Unternehmen Hyglos aus Bernried einen Wirkstoff vorgestellt, der ein echter „MRSA-Killer“ ist. „Jedes Bakterium hat natürlich vorkommende Parasiten, das sind spezielle Viren, sogenannte Bakteriophagen. Diese Bakteriophagen können Bakterien zerstören. Ihre Waffe dabei ist ein spezielles Protein. Das haben wir isoliert und verbessert. Wir können es biotechnologisch herstellen und als MRSA-Killer einsetzen“, erläuterte Dr. Wolfgang Mutter.
Bakterium in der Nase jedes dritten Menschen
Die Substanz wird in einem Verbundprojekt am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) von dem Tübinger Mikrobiologen Andreas Peschel in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universitäten Münster und München sowie mit der Firma Hyglos für die klinische Prüfung vorbereitet. Das MRSA-Bakterium kommt laut Schätzungen in der Nase jedes dritten Menschen vor. Das neu entwickelte Protein soll die Bakterien in kurzer Zeit töten, ohne die natürliche Mikroflora in der Nase zu zerstören oder eine Resistenzbildung zu fördern. Das „Designer-Protein“ wurde unter dem Arbeitsnamen HY-133 optimiert. Von Wissenschaftlern und Pharmazeuten wird es wegen seiner Eigenschaften auch „MRSA-Killerprotein“ genannt.
„Spezifische Wirkstoffe“ gegen gefährliche Keime
Über 1,5 Millionen Euro werden durch das DZIF bereitgestellt, damit Wissenschaftler den Wirkstoff für die klinische Prüfung vorbereiten können. Wie der Mikrobiologe Peschel erklärte, brauche man neben neuen Antibiotika und Impfstoffen auch dringend „spezifische Wirkstoffe“, um gegen die gefährlichen Keime anzukommen. Das HY-133-Protein könne als innovativer Wirkstoff helfen, weitere Entwicklungsprogramme anzustoßen. In der kommenden Woche wird das Thema Antibiotika-Resistenzen auch auf der Tagesordnung des G7-Gipfels im bayerischen Elmau stehen. (ad)
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