Schmerzen optimal behandeln ohne Suchtgefahr
Jetzt wurde ein neues nicht-opioides Schmerzmittel (Analgetikum) entdeckt, welches zu weniger Nebenwirkungen führt, als es bei anderen starken Schmerzmitteln der Fall ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Schmerzmittel nicht süchtig zu machen scheint.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Cambridge wurde festgestellt, dass der sogenannte A1R-selektive Agonist Benzyloxy-Cyclopentyladenosin (BnOCPA) ein starkes und wirksames Analgetikum darstellt, welches aber keine Sedierung, Bradykardie, Hypotonie oder Atemdepression verursacht. Die Studienergebnisse können in dem englischsprachigen Fachjournal „Nature Communications“ nachgelesen werden.
Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen
Besonders bei mäßigen bis starken chronischen Schmerzen verwenden betroffene Personen häufig Schmerzmittel und in Großbritannien leide ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung an mäßig bis stark beeinträchtigenden chronischen Schmerzen, berichten die Forschenden.
Solche Schmerzen wirken sich negativ auf die Lebensqualität aus und viele der üblicherweise verwendeten Schmerzmittel haben Nebenwirkungen oder sie können sogar süchtig machen.
Opioid-Krise in den USA
Opioide Medikamente wie beispielsweise Morphin und Oxycodon können zur Abhängigkeit führen und bei einer Überdosierung sehr gefährliche Folgen haben, warnen die Fachleute. In den USA habe sich die Verwendung solcher Schmerzmittel bereits so stark zugespitzt, dass dort mittlerweile eine wahre Opioid-Krise vorliegt.
Wirkung über Proteine auf den Zelloberflächen
Viele Medikamente wirken über Proteine auf der Oberfläche von Zellen, die sogenannte Adaptermoleküle (G-Proteine) aktivieren. Diese Aktivierung kann eine Vielzahl von zellulären Wirkungen auslösen, erläutert das Team.
Laut den Forschenden ist BnOCPA insofern einzigartig, als es nur eine Art von G-Protein aktiviert. Dies führe zu sehr selektiven Wirkungen und reduziere somit mögliche Nebenwirkungen.
„Die Selektivität und Wirksamkeit von BnOCPA machen es wirklich einzigartig, und wir hoffen, dass es mit weiteren Forschungen möglich sein wird, wirksame Schmerzmittel zu entwickeln, die Patienten bei der Bewältigung chronischer Schmerzen helfen“, fasst Studienautor Dr. Mark Wall in einer Pressemitteilung zusammen.
Studienautor Professor Bruno Frenguelli ergänzt, dass die neue Forschungsarbeit ein fantastisches Beispiel für Glücksfälle in der Wissenschaft sei. Das Team hatte nicht erwartet, dass sich BnOCPA anders verhalten würde, als andere Moleküle seiner Klasse.
Die Forschenden identifizierten jedoch Eigenschaften, die sie zuvor noch nie beobachtet hatten, welche neue Bereiche der medizinischen Chemie eröffnen könnten. BnOCPA hat nicht nur das Potenzial, ein neuartiges Schmerzmittel zu sein, sondern es hat auch eine neue Methode für die Erforschung anderer GPCR aufgezeigt, erläutert der ebenfalls an der Studie beteiligte Professor Graham Ladds. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Emily Hill, Robert Huckstepp, Kerry Barkan, Giuseppe Deganutti, Michele Leuenberger, Barbara Preti, et al.: Selective activation of Gαob by an adenosine A1 receptor agonist elicits analgesia without cardiorespiratory depression; in: Nature Communications (veröffentlicht 18.07.2022), Nature Communications
- University of Warwick: Scientists develop a new non-opioid pain killer with fewer side effects (veröffentlicht 20.07.2022), University of Warwick
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.