Medikament PZM21 lindert starke Schmerzen ohne negative Nebenwirkungen
Morphium ist ein Schmerzmittel, das nur bei schwersten Schmerzen zugelassen ist. Die Überdosierung des Medikaments kann lebensgefährliche Auswirkungen auf uns haben und Morphium kann Patienten außerdem schnell süchtig machen. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein synthetisches Medikament ähnlich effektiv gegen Schmerzen wirkt, allerdings ohne die typischen Nebenwirkungen und die schnell entstehende Sucht nach Opioiden.
Ein internationales Team aus Wissenschaftlern von der University of California in San Francisco, der Stanford University und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stellten bei einer Untersuchung fest, dass ein neues synthetisches Medikament die auftretenden Schmerzen so effektiv wie Morphin bekämpfen kann. Bei dem neuen Medikament mit der Bezeichnung PZM21 besteht aber nicht die Gefahr süchtig zu werden. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Nature“.
PZM21 verlangsamt oder blockiert nicht die Atmung
Eine Studie an Mäusen ergab, dass die neue Substanz einen bekannten molekularen Signalweg in unserem Gehirn aktiviert, der die Schmerzunterdrückung auslöst. Aber im Gegensatz zu Schmerzmitteln wie Morphin und verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Oxycodon beziehusgweise Oxycontin verlangsamt oder blockiert es nicht unsere normale Atmung, erläutern die Forscher.
Konsum und Missbrauch von Opioiden hat epidemische Ausmaße angenommen
Die Verwendung von Opioiden führt durch die Dämpfung des Atemzentrums jedes Jahr alleine in den Vereinigten Staaten zu etwa 30.000 Todesfällen, sagen die Autoren. Auch durch die ständig wachsende Überdosierungen bei Opioid-Schmerzmitteln sterben immer mehr betroffene Menschen. Der Konsum und Missbrauch hat in den Vereinigten Staaten mittlerweile epidemische Ausmaße angenommen, warnen die Mediziner.
PZM21 macht nicht süchtig
Das neue Medikament PZM21 machte die Labormäuse nicht süchtig, obwohl Mäuse durch Morphin und andere pharmazeutische Schmerzmittel ebenso schnell süchtig werden, wie wir Menschen, erklären die Wissenschaftler. In den Experimenten zeigten die Nagetiere keine Präferenz zwischen PZM21 oder einer verabreichten neutrale Salzlösung.
Neues Medikament verlangsamt nicht die Atmung und verursacht keine Verstopfungen
PZM21 bietet eine lang anhaltende Analgesie (Schmerztherapie) und verlangsamt nicht unsere Atmung. Außerdem verursacht das Medikament keine Verstopfungen, erläutern die Wissenschaftler. In den Vereinigten Staaten gibt es mittlerweile extra Medikamente, die den durch Opioide verstopften Darm entlasten sollen.
Opium und seine Derivate immer noch Hauptschmerzmittel bei starken Schmerzen
In den letzten 4.000 Jahren verwendeten Menschen Opium und seine Derivate, um Schmerzen zu bekämpfen und euphorische Gefühle zu erzeugen. Auch in unserem Zeitalter der modernen Medizin blieb Morphium das Hauptschmerzmittel bei starken Schmerzen, sagen die Experten. Die aus dem Schlafmohn abgeleitete Substanz werde beispielsweise zu Erholung nach Operationen eingesetzt oder zur sofortigen Behandlung von schweren Wunden und Schmerzen verwendet.
Die Suche nach einem sicheren Ersatz für Opioide läuft schon seit Jahrzehnten
Die Gefahren von Opium sind offensichtlich, sagt Autor Professor Brian Shoichet von der University of California School of Pharmacy. Die Menschen benötigen einen sicheren Ersatz für Opioide. Die Suche danach dauert jetzt schon seit Jahrzehnten an, fügt der Experte hinzu. Die meisten Bemühungen zielten darauf ab, die chemische Struktur des Medikaments zu optimieren. Dadurch sollten die Nebenwirkungen beseitigt werden.
Forscher konzentrieren sich bei der Suche auf Opioid-Rezeptoren im Gehirn
Die Forscher der Stanford University, der University of North Carolina und der Friedrich-Alexander-Universität in Deutschland verwendeten aber einen anderen radikalen Ansatz zur Problemlösung. Sie konzentrierten sich auf die so genannten Opioid-Rezeptoren im Gehirn, die bei Aktivierung eine chemische Reaktion zur Schmerzunterdrückung auslösen.
Mediziner gehen einen neuen Weg zur Problemlösung
Die Mediziner suchten nach einem Molekül, welches erfolgreich an einem Rezeptoren andocken kann, ohne an einem zweiten Rezeptor anzudocken. Durch das Andocken an dem zweiten Rezeptor würden die unerwünschten Reaktion der Sucht nach dem Medikament ausgelöst, erläutern die Wissenschaftler. Die traditionellen Formen zur Erforschung von Wirkstoffen hilft hier nicht wirklich weiter. Wenn die Mediziner aber mit der Struktur des Rezeptor begannen, der angesprochen werden sollte, traten kaum Einschränkungen bei den Untersuchungen auf.
Computersimulationen untersucht drei Millionen im Handel erhältliche Verbindungen
Mit Hilfe von Computersimulationen untersuchten die Forscher drei Millionen im Handel erhältliche Verbindungen und zusätzlich berücksichtigten sie eine Millionen mögliche Konfigurationen für jede Verbindung. So wollten sie feststellen, welche Konfiguration am besten mit dem Rezeptor funktioniert. In einem Laborversuch wären die Kosten für die Untersuchung von Trillionen Konfigurationen unerschwinglich teuer und zusätzlich sehr zeitaufwendig gewesen, erklären die Forscher.
Untersuchungen sind erster Schritt zur Entwicklung des perfekten Schmerzmittels
Schließlich fanden die Wissenschaftler einen Wirkstoff, der in weiteren Analysen zeigte, dass er zwar die guten molekularen Signalwege auslöste, aber dabei keine negativen Signalwege aktivierte. Die neue Untersuchung war ein erster Schritt zur Entwicklung eines perfekten Medikaments gegen Schmerzen, sagen die Experten. Allerdings hat PZM21 noch viele Hürden zu überwinden, bevor es als Medikament in unseren Apotheken erhältlich ist.
Weitere Forschung ist dringend nötig, ehe das Medikament auf den Markt kommt
Weitere klinische Studien müssen erst beweisen, dass PZM21 sicher für Menschen ist. Dieser Prozess kann typischerweise bis zu einem Jahrzehnt in Anspruch nehmen, erklären die Wissenschaftler. Zukünftige Forschung müsse auch zeigen, ob das Medikament bei Menschen oder Mäusen zu einer Toleranz bzw. Resistenz führt. Durch eine solche könnte das Medikament im Laufe der Zeit seine schmerzlindernde Wirksamkeit verlieren, fügen die Experten hinzu. (as)
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