Wichtiger Durchbruch im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
Jetzt wurde ein neues antimikrobielles Spray entwickelt, das antibiotikaresistente Bakterien abtötet und gleichzeitig Infektionen vorbeugen kann. So ist das Spray doppelt wirksam im Kampf gegen gefährliche antibiotikaresistente Erreger.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Chalmers University of Technology wurde ein Spray mit antimikrobiellen Peptiden erprobt, das eine verbesserte Serumstabilität aufweist, gleichzeitig aber die hohe antibakterielle Wirkung der Peptide erhält. Die Ergebnisse sind in dem „International Journal of Pharmaceutics“ veröffentlicht.
Antibiotikaresistenzen gefährlich für die Menschheit
Antibiotikaresistenzen können dazu führen, dass Infektionen, welche früher leicht behandelbar waren, plötzlich schwer zu behandeln sind oder völlig unheilbar werden. Antibiotikaresistenzen tragen außerdem zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten in Krankenhäusern bei und begünstigen die Ausbreitung solcher Erkrankungen in der Gesellschaft.
Neue Antibiotika zu entwickeln, stellt die Wissenschaft jedoch vor Probleme, da die meisten der leicht zugänglichen antibakteriellen Wirkstoffe bereits entdeckt und verwendet wurden. So stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Antibiotikaresistenzen nicht ohne Grund als eine der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit ein.
Dingend werden Lösungen benötigt, um resistente Bakterien zu bekämpfen und den generellen Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Das neue antibakterielle Spray der Forschungsgruppe könnte hier Abhilfe schaffen. Es tötet auch antibiotikaresistente Bakterien und kann zur Wundpflege oder direkt auf Implantaten und anderen medizinischen Geräten verwendet werden, berichtet das Team.
Spray wirksam gegen MRSA-Krankenhauskeim
Das Spray sei nachweislich gegen viele verschiedene Arten von Bakterien wirksam, auch gegen solche, die gegen Antibiotika resistent sind. Als Beispiel nennen die Forschenden Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), auch als Krankenhauskeim bekannt und für viele gefährliche Infektionen verantwortlich.
Gleichzeitig hat das Spray Potenzial, Infektionen vorzubeugen, wodurch der Bedarf an Antibiotika reduziert wird, erläutert Studienautor Martin Andersson in einer Pressemitteilung.
Wie ist das Spray aufgebaut?
Das antibakterielles Material des Sprays besteht aus kleinen Hydrogelpartikeln. Diese sind mit einer Art von Peptid ausgestattet, das effektiv Bakterien abtötet und bindet. Dabei schafft die Bindung der Peptide an die Partikel eine schützende Umgebung und die Stabilität der Peptide erhöht sich, erklären die Forschenden.
So sind die Peptide in der Lage, mit Körperflüssigkeiten wie Blut zusammenwirken. Normalerweise werden die Peptide durch solche Körperflüssigkeiten inaktiviert, was deren Einsatz im Gesundheitswesen erschwert.
Das Bakterien abtötende Material kann in Form eines Wundsprays und als Beschichtung von Medizinprodukten beziehungsweise Implantaten eingesetzt werden, so das Team.
Wundspray effektiv zur Behandlung von Infektionen
Das Spray könne in tiefe Wunden und andere offene Körperstellen gesprüht werden, welche durch das Eindringen von Bakterien gefährdet sind. Dies mache es zu einem flexiblen und effektiven Mittel für die Behandlung und Prävention von Infektionen.
Vorteile gegenüber bestehenden Sprays und Desinfektionsmitteln
„Die Substanz in diesem Wundspray ist völlig ungiftig und greift die menschlichen Zellen nicht an. Im Gegensatz zu bestehenden bakterientötenden Sprays hemmt es den Heilungsprozess des Körpers nicht“, so Studienautor Edvin Blomstrand. Die Stoffe, die einfach auf die Wunde gesprüht werden, können die Bakterien zudem in kürzerer Zeit abtöten, erläutert der Mediziner.
Wenn bei Behandlungen beispielsweise Implantate und Katheter in den Körper eingeführt werden müssen, bestehe ein hohes Risiko für Infektionen. Eine der Hauptursachen für Krankenhausinfektionen ist die Verwendung von Blasenkathetern, berichten die Forschenden.
Eine Beschichtung mit dem neuen Bakterien abtötenden Material stelle ein wirksames Instrument zur Reduzierung dieses Risikos und zur Vermeidung von Infektionen dar.
Katheter häufig mit Bakterien kontaminiert
„Obwohl die Katheter beim Auspacken steril sind, können sie beim Einführen in den Körper mit Bakterien kontaminiert werden, was zu einer Infektion führen kann. Ein großer Vorteil dieser Beschichtung ist, dass die Bakterien abgetötet werden, sobald sie mit der Oberfläche in Berührung kommen“, erläutert Studienautorin Annija Stepulane.
Ein weiterer Vorteil sei, dass die Beschichtung auf bestehende Produkte, die bereits im Gesundheitswesen verwendet werden, aufgetragen werden kann, so dass keine neuen Produkte hergestellt werden müssen, fügt die Medizinerin hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Edvin Bloomstrand, Anand K. Rajasekharan, Saba Atefyekta, Martin Andersson: Cross-linked lyotropic liquid crystal particles functionalized with antimicrobial peptides; in: International Journal of Pharmaceutics (veröffentlicht 05.11.2023), International Journal of Pharmaceutics
- Chalmers University of Technology: New spray fights infections and antibiotic resistance (veröffentlicht 26.01.2023), Chalmers University of Technology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.