Therapie suchtkranker Frauen unter Berücksichtigung traumatischer Kindheitserfahrungen
12.08.2014
Suchterkrankungen stehen oftmals im Zusammenhang mit traumatischen Kindheitserfahrungen, wie Misshandlungen oder Vernachlässigungen. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einer aktuellen Studie gemeinsam mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) diesen Zusammenhang zwischen Sucht und traumatischen Kindheitserfahrungen.
„Suchtprobleme gehören zu den häufigsten Folgen früher Gewalt und Vernachlässigung“, berichtet die MHH. So habe „etwa die Hälfte aller Personen in Suchtbehandlung frühe Misshandlung oder Vernachlässigung erlebt.“ Im Gegenzug weise etwa ein Drittel aller Personen, die eine Traumatherapie beginnen, Suchtprobleme auf. Die Wissenschaftler der MHH und des UKE haben daher eine Studie gestartet, die nachweisen soll, „dass eine Traumatherapie insbesondere bei der Behandlung von Suchtproblemen erfolgreich ist.“ In der Abhängigenambulanz der MHH wird zu diesem Zweck ein spezielles Therapieangebot für Frauen mit Suchtproblemen und zurückliegenden traumatischen oder besonders belastenden Erfahrungen angeboten. Die Studie ist Teil des deutschlandweiten CANSAS-Projekts zu Kindesmissbrauch und Substanzabhängigkeit. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,8 Millionen Euro gefördert.
Suchtmittel zur Verdrängung traumatischer Erlebnisse
Den Angaben der MHH zufolge, haben „Frauen, die Alkohol, Drogen oder andere Suchtmittel konsumieren, häufig sehr belastende traumatische Erfahrungen gemacht.“ Die Suchtmittel würden quasi wie Medikamente eingesetzt, um mit den Folgen der Erlebnisse klar zu kommen. Infolgedessen „entwickeln sich Nebenwirkungendieser Suchtmittel, und die Probleme, die eigentlich bekämpft werden sollten, verstärken sich weiter“, berichtet die MHH. Die angebotenen speziellen Gruppentherapien berücksichtigen daher neben der Sucht auch die Traumafolgen. Dabei ist nicht die Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse das Ziel, „sondern eine psychische Stabilisierung der Teilnehmerinnen und ihrer aktuellen Lebenssituation“, so die Mitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover.
Gruppentherapiesitzungen in Hannover
Den Angaben der Forscher zufolge richtet sich die Therapie speziell „an Frauen mit Suchtproblemen, die traumatische oder besonders belastende Erfahrungen gemacht haben.“ Jeweils fünf bis sechs Teilnehmerinnen würden sich einmal pro Woche in der Suchtambulanz der MHH zu einer Gruppentherapiesitzung treffen. „Das Angebot ist kostenfrei und kann als Ergänzung zu einer bereits laufenden Therapie genutzt werden“, so die Mitteilung der MHH. (fp)
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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