Angebot neuer Behandlungsmethode gegen ADHS wird ausgeweitet
Bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bestehen zahlreiche unterschiedliche Behandlungsoptionen. Die medikamentöse Therapie ist hier zunehmend umstritten und entsprechend hoch fällt die Nachfrage nach alternativen Behandlungsansätzen aus. Eine relativ neue Methode ist das Neurofeedback-Training, welches am Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden angeboten wird. Bei dem innovativen Behandlungskonzept wird das Gehirn von ADHS-Patienten durch Computerspiele geschult, so die Mitteilung des Dresdener Uniklinikums. Die verfügbaren Therapieplätze in Dresden sollen im Jahr 2016 deutlich aufgestockt werden.
Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit
„Dank sehr guter Behandlungsergebnisse sowie einer hohen Nachfrage von Seiten der Patienten“ werden in Dresden in Zukunft vier statt zwei Behandlungsplätze für die Neurofeedback-Therapie zur Verfügung stehen, berichtet das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Mit der Methode könne ADHS-Patienten im Alter von acht bis 14 Jahren geholfen werden, „ihre Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen und sich leichter im Alltag zurechtzufinden.“ Sie werde ergänzend zu gängigen ergo-, physio- und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen eingesetzt.
Objekte per Gedanken bewegen
Die neue Behandlungsmethoden erinnert an Science-Fiction-Romane, in denen sich Objekte durch die pure Kraft der eigenen Gedanken bewegen lassen. Dies sei „für die ADHS-Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie (KJP) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden seit fast zwei Jahren Routine“, berichten die Mediziner. Denn bei der Neurofeedback-Therapie kommt ein Computerspiel zum Einsatz, das von den Patienten über ihre Gedanken gesteuert wird. So sollen bestimmte Hirnregionen gezielt trainiert werden. Professor Christian Beste hat die Methode am Uniklinikum Dresden etabliert, welche seit ihrer Einführung im Jahr „2014 ein fester und vielfach nachgefragter Therapiebaustein vor allem in der Behandlung von Patienten mit der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)“ ist, berichtet die Uniklinik.
Bestimmte Hirnregionen gezielt trainieren
Infolge einer „Störung in der Informationsverarbeitung zwischen den für Motivation, Emotion und Bewegungsverhalten zuständigen Abschnitten des Gehirns“, zeigen Kinder mit ADHS laut Angaben der Dresdener Uniklinik „wenig Ausdauer, sind leicht ablenkbar und emotional instabil.“ Durch das Neurofeedback könne – ergänzend zu den bisherigen ergo-, physio- und verhaltenstherapeutischen sowie medikamentösen Ansätzen bei der Behandlung von ADHS – das Zusammenspiel der betroffenen Hirnregionen gezielt trainiert werden. Im Rahmen der Therapie werden die Hirnströme über ein Elektroenzephalogramm (EEG) registriert und dazu genutzt, Computerspiele zu steuern, erläutert Professor Beste. Dies funktioniere allerdings „nur dann, wenn die Nervenzellen des Gehirns in einem bestimmten Rhythmus arbeiten.“ Die Patienten lernen im Zuge des Trainings, „ihre Hirnströme so zu beeinflussen, dass sie auf einem Bildschirm zum Beispiel ein Flugzeug aufsteigen oder sinken lassen“, erklärt der Experte.
Therapie in 16 bis 20 Sitzungen
Mit Hilfe der neuartigen Methode lernen die Patienten, wie sie ihre Aufmerksamkeit bewusst erhöhen, indem sie an bestimmte Situationen oder Gegebenheiten denken. Nach der Behandlung könne sie sich besser konzentrieren und entspannen, so die Mitteilung der Dresdener Uniklinik. In der Folge würden auch soziale, familiäre und schulische Belastungen abnehmen, weil die Häufigkeit impulsiver Handlungen ebenfalls deutlich zurückgehe. „Für das Training der Hirnströme sind zwischen 16 und 20 Neurofeedbacksitzungen von je 45 bis 60 Minuten Dauer notwendig“, berichtet das Universitätsklinikum. Hinzu kommen Aufgaben und Konzentrationsübungen, die in Eigenregie zu Hause absolviert werden können. Als ambulantes Angebot steht die Neurofeedback-Therapie seit 2014 an der KJP zur Verfügung, wobei eine Betreuung durch die Forschungsabteilung „Kognitive Neurophysiologie“ erfolgt. Diese enge Anbindung an den Forschungsbereich habe den Vorteil, dass die Therapie kontinuierlich optimiert wird, erläutern die Mediziner. „Durch die Arbeit der letzten zwei Jahre haben wir gemeinsam mit unseren Patienten bereits beachtliche Erfolge erzielt, die die Neurofeedback-Therapie immer effektiver gestalten“, so Prof. Beste.
Neurofeedback nicht für alle ADHS-Patienten geeignet
Bisher wurden seit dem Start der Therapie laut Angaben der Uniklinik „mit den vorhandenen zwei Behandlungsplätzen schon 70 Patienten versorgt.“ Durch die Erweiterung des Angebots von zwei auf insgesamt vier Behandlungsplätze können nun pro Woche 16 Patienten behandelt werden – zehn mehr als zuvor. „Dadurch verkürzen sich die Wartezeiten für unsere Patienten deutlich“, so Professor Beste. Anhand einer Voruntersuchung, bei der die Symptome, das Alter und der Gesundheitszustand des Patienten ermittelt werden, entscheide sich, ob Patienten überhaupt für die Behandlung am Computer in Frage kommen. Von wesentlicher Bedeutung sei hierbei, dass das Training nicht im Rahmen der Akutbehandlung eingesetzt, sondern bei einem stabilen Zustand des Patienten als Therapieergänzung angewendet wird, so die Mitteilung des Uniklinikums Dresden. (fp)
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