Zahlreiche Schüler brechen an einem Gymnasium in Freital zusammen. Ärzte vermuten eine Noro-Virus-Infektion als möglichen Grund für den körperlichen Zusammenbruch der Jugendlichen.
25.01.2011
An einem Gymnasium in Freital (Sachsen) sind dutzende Schüler zusammengebrochen. Einige der Heranwachsenden mussten aufgrund von Kreislaufbeschwerden im Krankenhaus behandelt werden. Erste Anzeichen deuten laut Aussage des leitenden Rettungsarztes des Landkreises, Ulf Aschenbrenner, auf eine Noro-Virus-Infektion hin. „Alle Symptome sprechen dafür, endgültige Laborergebnisse werden aber erst am Mittwoch erwartet,“ erklärte Aschenbrenner.
Rund 70 Schüler des Weißeritzgymnasiums in Freital mussten im Verlauf des Morgens ärztlich behandelt werden. Während des Sportunterrichts hatten die ersten Mädchen und Jungen plötzlich über Übelkeit, Durchfall und Bauchkrämpfe geklagt und sich teilweise erbrochen. 16 Mädchen und Jungen waren zusammengebrochen und befinden sich nach Auskunft der Polizei derzeit noch im Krankenhaus, 20 weitere sind in ärztlicher Behandlung. Ursache der Schwindelanfälle ist nach Auskunft des Landratsamtes wahrscheinlich eine Noro-Virus-Infektion sein.
Sechzehn Schüler im Krankenhaus – Gymnasium geschlossen
Nachdem zunächst einige Schüler einer siebten Klasse im Sportunterricht zusammengebrochen waren, alarmierte die Schule den Notruf und es wurden erste Luftproben in der Sporthalle genommen, da anfangs davon ausgegangen wurde, dass möglicherweise Schadstoffe in der Luft für die Kreislaufbeschwerden der Schüler verantwortlich sind. In den Luftproben konnte jedoch keine Belastung nachgewiesen werden und im Verlauf des Vormittags brachen weitere Schüler der fünften und siebten Klassen in benachbarten Klassenräumen aufgrund akuter Kreislaufbeschwerden zusammen. Kati Hille, Beigeordnete für Schulfragen im Landkreis erklärte, dass bereits seit Tagen zahlreiche Schüler in dem Gymnasium erkrankt seien, allein am Montag hätten sich 13 Schüler einer 10. Klasse aufgrund von Krankheit vom Unterricht abgemeldet. So waren die betroffenen Schüler wahrscheinlich bereits seit längerem infiziert und durch die Anstrengungen beim Sportunterricht ist die Noro-Virus-Erkrankung dann akut ausgebrochen, erklärte die Beigeordnete. Das Gymnasium wurde geschlossen, Lehrer und Schüler durften das Schulgebäude laut Augenzeugenberichten bis zum Nachmittag nicht verlassen. Die Rettungskräfte und Feuerwehr sind mit einem Großaufgebot im Einsatz. 16 Kinder mussten laut Angaben der Polizei ins Krankenhaus eingeliefert werden, die übrigen Schüler wurden zunächst im Schulgebäude untersucht und behandelt. Insgesamt seien mehr als 70 Mädchen und Jungen betroffen, berichtet ein Sprecher der Polizei.
Landratsamt geht von Noro-Virus-Infektion aus
Auch Karin Kerber, Sprecherin des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, erklärte auf Nachfrage von „DNN-Online“, dass vermutlich eine Infektion mit dem Noro-Virus für die Zusammenbrüche der Schüler verantwortlich sei. Erste Untersuchungen würden auf eine Noro-Virus-Erkrankung hinweisen, betonte die Sprecherin des Landratsamtes. Dabei reichten die Symptome der betroffenen Schüler von Erbrechen und Schwindel über Durchfall bis hin zu Bewusstlosigkeit, wobei die Krankheitsmerkmale ebenso typisch für den Noro-Virus seien, wie auch die schnelle Verbreitung, so die Stellungnahme des Landratsamtes. Bei einer Noro-Virus-Infektion betrage die Inkubationszeit nur wenige Stunden, was die schnelle Verbreitung unter den Schülern erklären würde, sagte Karin Kerber. An dem Gymnasium werden nach offiziellen Angaben aktuell 891 Schüler von 81 Lehrkräften unterrichtet.
Noro-Viren leicht übertragbar, bei geringer Inkubationszeit
Zwar ist nach Ansicht des Rettungsarztes Aschenbrenner eine Norovirus-Welle in dieser Jahreszeit in Schulen kein ungewöhnliches Ereignis, doch eine Infektionswelle mit derart schneller Ausbreitung und solch zahlreichen Zusammenbrüchen, wie sie vom Landratsamt im Verlauf des Vormittags suggeriert wurde, ist dennoch relativ selten. Zwar übertragen sich die Noro-Viren oft schon bei einer minimalen Infektionsdosis von nur 10 bis 100 Viruspartikeln, doch beträgt die Inkubationszeit gewöhnlicher Weise etwa zehn bis 50 Stunden. Eine Übertragung erfolgt dabei durch eine Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion, bei der die Noro-Viren über den Stuhl oder Erbrochenes ausgeschieden und meist auf fäkal-oralem Weg an Mitmenschen weitergegeben werden. Oft geschieht eine Ansteckung auch über kontaminierte Getränke, Speisen und Gegenstände. Vor allem Bewohner und Personal von Gemeinschaftseinrichtungen aller Art sind dabei besonders gefährdet, da durch die gemeinsame Benutzung der Hygiene-Einrichtungen ein lokaler Ausbruch gefördert wird.
Noro-Viren verursachen Symptome einer schweren Magen-Darm-Grippe
Noro-Virus-Erkrankungen verlaufen in der Regel kurz und heftig. Nach ein bis drei Tagen klingen die Symptome bereits wieder ab. Die Krankheitssymptome werden dabei in erster Linie durch eine Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe) mit plötzlich auftretendem Durchfall und Erbrechen gekennzeichnet. Diese kann zu erheblichem Flüssigkeitsverlust führen und ist daher insbesondere für ältere Menschen und Kinder bedrohlich. Eine Noro-Virus-Erkrankung wird in der Regel durch ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen begleitet, wobei mehr als 50 Prozent der Patienten sich Erbrechen müssen. Massenhafte Kreislaufzusammenbrüche, wie sie nun offenbar in dem Gymnasium in Sachsen aufgetreten sind, kommen jedoch eher selten vor. Den 20 betroffenen Schülern, die nach den ersten Zusammenbrüchen ebenfalls über ähnliche Symptome geklagt hatten, ist nach Ansicht der Mediziner vermutlich nur die Aufregung auf den Magen geschlagen.
Landkreis richtet Bürgertelefon ein
Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat aufgrund der Vorfälle ein Telefon für Bürgerfragen eingerichtet. Außerdem wurden die Schüler, welche im Kontakt mit Erkrankten standen strikt von den anderen Schülern getrennt, berichtet die Schulleitung. Bereits morgen soll der der Unterricht an dem Gymnasium wieder wie geplant stattfinden, wobei alle Eltern und Schüler Aufklärungsblätter mit Informationen über das Noro-Virus und Hinweisen zu Hygienemaßnahmen erhalten, so die Mitteilung der Schule. (fp)
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Hartmut910 / pixelio.de
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