Notaufnahmen in bayerischen Kliniken sind völlig überfüllt
14.02.2015
In bayerischen Krankenhäusern wird Alarm geschlagen: In fast allen Notaufnahmen gibt es derzeit Engpässe. Zwar sind auch die aktuelle Grippewelle und zu wenig Personal mitschuldig an der Misere, doch vor allem Notfälle, die keine sind, führen zu dem Problem. Neu ist das Phänomen leider nicht.
Engpässe in bayerischen Notaufnahmen
Derzeit kommt es in den Notaufnahmen bayerischer Krankenhäuser vielfach zu Engpässen. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, erklärte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, am Freitag in München: „Das Problem, dass die Notaufnahmen überlaufen sind und es dort Probleme gibt, haben wir in nahezu allen Regionen Bayerns.“ Wie mitgeteilt wurde, seien mehrere Faktoren daran Schuld. „Ein wesentlicher Grund ist, dass die Notaufnahmen verstopft und ausgelastet sind mit Patienten, die eigentlich nicht in die Krankenhausnotaufnahme gehören, weil es klassische ambulante Notfälle sind.“
Jeder 5. Patient ist in der Notaufnahme falsch
Hasenbein kritisierte: „Die Patienten nutzen aber immer weniger den niedergelassen ambulanten Bereitschaftsdienst, sondern gehen direkt in die Kliniken.“ Neu ist dieses Problem leider nicht. So hätten einer Studie von 2013 zufolge, rund 20 Prozent der Patienten, die in einer Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt wurden, auch anderweitig versorgt werden können. Nach Hochrechnungen der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) suche rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung mindestens einmal im Jahr eine Notaufnahme auf, hieß es damals.
Personalknappheit und Grippewelle sind weitere Gründe
Ein weiterer Grund für die Engpässe in den Notaufnahmen sei Personalknappheit. Diese resultiere zum einen aus dem Fachkräftemangel und zum anderen liege sie aber auch an der unzureichenden Finanzierung gerade jener Fälle, die eigentlich in die ambulante Notfallversorgung statt ins Krankenhaus gehörten. Die derzeitige Grippewelle sei der dritte Grund, wie Hasenbein ergänzte. Den Angaben zufolge kommen jährlich bundesweit rund 20 Millionen Menschen in die Notaufnahme eines Krankenhauses. „Circa die Hälfte davon gehört fraglos in ein Krankenhaus“, so Hasenbein. „Von den restlichen 10 Millionen gehört rund die Hälfte fraglos nicht in ein Krankenhaus.“ Dies seien auf Bayern heruntergerechnet fast eine Million Fälle im Jahr.
Genesende vorzeitig entlassen
Die Häuser in Nürnberg und Fürth gehören laut dpa zu den besonders betroffenen Kliniken. Diese setzten am Freitag selbst einen Notruf ab: „Wir haben im Moment wegen des Patientenzustroms wirklich Land unter“, erklärte der Vorstand des Klinikums Nürnberg, Alfred Estelmann. So lägen Patienten auf den Gängen, Behandlungen würden verschoben und Genesende vorzeitig entlassen. „Die Maßnahmen, die wir aufgebaut haben, sind erschöpft, so dass wir sagen müssen: Wir können nicht alle aufnehmen, die zu uns wollen.“ Auch hier sei die jährliche Grippewelle, die derzeit von einem grassierenden Norovirus flankiert werde, ein Grund. Erst kürzlich wurde über ein weiteres Problem berichtet, mit dem sich vor allem die Notaufnahmen in Kliniken herumschlagen müssen. Demnach gibt es dort immer häufiger gewalttätige Angriffe durch Patienten. Dabei sei von Beleidigungen und Bedrohungen, sexuellen Angriffen, Anspucken und Kratzen bis zum Werfen von Gläsern, Infusionsflaschen und Möbeln alles dabei. (ad)
Bild: Martin Jäger / pixelio.de
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