Lineal zur Arzneimitteldosierung kann Kinderleben retten
03.08.2011
Ein Kölner Notfall-Mediziner hat ein sogenanntes „Notfalllineal“ für die Arzneimitteldosierung bei Kindern entwickelt. Das Lineal soll helfen, in Zukunft falsche Dosierungen von Medikamenten bei Notfalleinsätzen zu vermeiden.
Notärzte und Sanitäter sollen mit dem neuartigen „Notfalllineal“ ausgestattet werden, um bei Einsätzen ein Messinstrument für die Verwendung der gängigsten Arzneimittel bei Kindern zu Hand zu haben. So der Ansatz einer Initiative zur Einführung des Notfalllineals, welcher unter anderem die Techniker Krankenkasse (TK) und Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter-Unfall-Hilfe angehören.
Erhöhtes Risiko falscher Arzneimitteldosierung bei Notfalleinsätzen
Kinder sind bei zahlreichen Notfalleinsätzen jährlich beteiligt, wobei laut Aussage der Techniker Krankenkasse rund ein Drittel der Notarzteinsätze bei Kindern auf Unfälle zurückgeht, zwanzig Prozent durch Atemwegserkrankungen bedingt sind und darüber hinaus Ertrinkungsunfälle, Vergiftungen, Verbrennungen und Verbrühungen zu den häufigsten Einsatzursachen zählen. Bei rund der Hälfte der Patienten muss der Notarzt den Kindern noch vor Ort Medikamente verabreichen, so die Darstellung der TK. Allerdings hätten die Notfallärzte oftmals nur wenig Erfahrung mit jungen Patienten, die auf Arzneimittel angewiesen sind, wodurch falsche Dosierungen dreimal so häufig vorkommen, wie bei Erwachsenen, berichtet die TK weiter. Als mögliche schwerwiegende Folgen der unkorrekten Arzneimitteldosierung nennt die Krankenkasse zum Beispiel Atemlähmungen oder Herzstillstand. Doch mit dem „Notfalllineal“ könne die Verabreichung zu hoher Medikamente-Dosierungen zukünftig vermieden werden. An dem Kopfende des neuartigen Messinstruments können Notärzte und Sanitäter bei Einsätzen die am häufigsten verwendeten Arzneimittel und die passenden Dosierungen bei bestimmtem Körpergewicht oder bestimmter Körpergröße ablesen, erklärte die TK.
Körpergröße und Gewicht als Grundlage der Dosierungsempfehlung
Im Verhältnis zum Gewicht beziehungsweise zur Größe der Patienten gibt das Lineal eine Auflistung altersentsprechender physiologischer Normwerte, gewichtsbezogener Dosierungsempfehlungen und passender Größen von Ausrüstungsgegenständen, so die Darstellung der Techniker Krankenkasse. Auf diese Weise können Notfall-Mediziner jederzeit relativ einfach ermitteln, welche Arzneimitteldosierungen und welche Ausrüstungsgegenständen Verwendung finden sollen und das Risiko einer falschen Dosierung werde deutlich reduziert, erläuterte die Techniker Krankenkasse. Als erste Bundesländer haben den aktuellen Berichten zufolge Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland die flächendeckende Einführung des „Notfalllineals“ beschlossen. Sämtlichen 600 Einsatzfahrzeuge und Hubschrauber der drei Bundesländer sollen künftig mit dem neuartigen Messinstrument ausgerüstet werden.
Arzneimitteldosierung bei Kindern problematisch
Generell ist bei der Arzneimitteldosierung für Kinder Vorsicht angebracht, so auch die Warnung der Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Erika Fink, Anfang des Monats. Die Dosierung müsse auch bei freiverkäuflichen Arzneimitteln individuell bestimmt werden, weil beispielsweise die Haut der Kinder wesentlich dünner sei, als bei Erwachsenen und Cremes oder Salben daher leichter in größeren Mengen eindringen können. Darüber hinaus ist die Blut-Hirn-Schranke bei Kindern noch nicht voll ausgebildet, was zur Folge hat, dass im Blutkreislauf enthaltene Wirkstoffe, möglicherweise mit dem Blut ins Gehirn gelangen und dort unerwünschte Nebenwirkungen verursachen können, erklärte die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Insgesamt sei vor einem leichtfertigen Umgang mit den Arzneimitteldosierungen deutlich abzuraten, so das Fazit der Expertin. (fp)
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