Gerade in der Osterzeit gehören Eier zu den beliebtesten Lebensmitteln. Auch generell steht das Ei hierzulande hoch im Kurs: im Durchschnitt isst jede Person in Deutschland 235 Eier pro Jahr. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt jedoch nur ein Ei pro Woche. Wie sinnvoll ist diese Empfehlung?
Die DGE rät dazu, nur ein Ei pro Woche zu verzehren. Hauptgrund ist der relative hohe Cholesteringehalt im Ei – etwa 240 Milligramm Cholesterin stecken in einem 60 Gramm schweren Ei. Begünstigt ein hoher Eierkonsum Herzkrankheiten und Schlaganfälle? Studien und Fachleute der Deutschen Herzstiftung bezweifeln den Zusammenhang.
Herzspezialist zu Eier-Vorurteilen
Professor Dr. Ulrich Laufs ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. In einer aktuellen Mitteilung der Institution entkräftigt der Herzspezialist gängige Cholesterin-Mythen.
Trotz der weit verbreiteten Sorge, dass der Verzehr von Eiern den Cholesterinspiegel im Blut negativ beeinflussen könnte, stellt Professor Laufs klar: „Die Aufnahme von Cholesterin aus einem einzelnen Nahrungsmittel hat wenig Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut.“
Er betont, dass der Cholesterinstoffwechsel hauptsächlich genetisch bedingt ist und durch die Gesamtheit der Ernährung und Lebensweise beeinflusst wird. Demnach führt ein moderater Konsum von Eiern, selbst über die Osterfeiertage, bei einer ansonsten ausgewogenen Ernährung und gesundem Lebensstil kaum zu bedenklichen Veränderungen des Cholesterinspiegels.
Ein Großteil des Cholesterins stellt der Körper selbst her
Denn der Cholesterinspiegel im Blut wird in erster Linie durch die Leber reguliert und nicht durch Darm und Ernährung. Laut Professor Laufs wird nur ein Drittel des Cholesterins über die Nahrung aufgenommen. Zwei Drittel stellt der Körper selbst über die Leber her.
„Wer sich daher insgesamt ausgewogen ernährt und ansonsten einen gesunden Lebensstil pflegt, bei dem wirkt sich ein Ei zum Frühstück am Wochenende oder der Verzehr mehrerer Eier an Ostern kaum auf den Cholesterinspiegel aus“, verdeutlicht der Herzexperte.
Sinnvolle Präventionsmaßnahmen fokussieren
Wer sinnvolle Präventionsmaßnahmen gegen Herzinfarkt und Schlagfall durchführen möchten, sollte Professor Dr. Laufs zufolge sich täglich 30 bis 45 Minuten bewegen und auf das Rauchen verzichten statt auf das Ei.
Bezüglich der Ernährung sei die Mittelmeerküche ein Vorbild. Charakteristisch für eine mediterrane Diät ist frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte sowie pflanzliche Öle, insbesondere Olivenöl. Wer diese Grundlagen beachtet, muss sich keine Sorgen um ein Ei machen.
Eier hatten keine Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel
Das verdeutlicht auch eine aktuelle Studie, die kürzlich auf der Jahrestagung des American College of Cardiology vorgestellt wurde. Die Ergebnisse stellen ebenfalls die weitverbreitete Annahme in Frage, dass Eier sich negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken.
Im Rahmen der Studie wurden 140 Teilnehmende, die entweder bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten oder ein hohes Risiko dafür aufwiesen, randomisiert einer von zwei Gruppen zugeteilt: Die eine Gruppe sollte wöchentlich 12 oder mehr Eier verzehren, während die andere Gruppe weniger als zwei Eier pro Woche zu sich nahm.
Die Ergebnisse zeigten, dass der erhöhte Verzehr von Eiern, sogar bei Personen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, über einen Zeitraum von vier Monaten keine negativen Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel hatte.
Studie: Eiern erhöhen das Herzkrankheiten-Risiko nicht
Im Rahmen einer umfangreichen Studie aus dem Jahr 2020 wurde ebenfalls die Auswirkungen des Eierkonsums auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen und Männern in den USA untersucht.
Die gepoolte Analyse, die Lifestyle- und Ernährungsfaktoren berücksichtigte und eine beeindruckende Datenmenge von mehr als 5,54 Millionen Personenjahren und über 32 Jahre Nachverfolgung umfasst, zeigte, dass der Konsum von mindestens einem Ei pro Tag nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden war.
Allerdings zeigten die Daten auch, dass Menschen, die viele Eier konsumieren auch durchschnittlich mehr rotes Fleisch essen. Mit Eiern verbundene negative Effekte könnten daher darauf zurückzuführen sein, dass Eier häufig im Rahmen einer eher ungesunden Gesamternährung verzehrt werden.
Eier haben eine hohe Nährstoffdichte
Unterm Strich weisen Eier eine äußerst hohe Nährstoffdichte auf. Sie sind reich an Protein, eine gute Quelle für Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin B12, Vitamin D und Vitamin E und liefern wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Phosphor, Selen und Zink. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.:, „Auch zu Ostern Eier genießen“ (Abruf 31.3.2024), dge.de
- Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung: Eier und Cholesterin: Was der Kardiologe dazu sagt (veröffentlicht: 28.03.2024), idw-online.de
- American College of Cardiology: Eggs may not be bad for your heart after all (veröffentlicht: 28.03.2024), eurekalert.org
- Jean-Philippe Drouin-Chartier, et al.: Egg consumption and risk of cardiovascular disease: three large prospective US cohort studies, systematic review, and updated meta-analysis. BMJ. 2020. doi: https://doi.org/10.1136/bmj.m513, bmj.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.