Nur wenige wechselten in die PKV
05.04.2011
Seit Inkrafttreten der Gesundheitsreform zum Jahresbeginn können gesetzlich Krankenversicherte (GKV) schneller in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln. Trotz größter medialer Aufmerksamkeit zögern anscheinend viele den Schritt in Richtung PKV. Denn wer einmal wechselt, dem bleibt der Weg zurück in die GKV für immer verschlossen.
Laut einer aktuellen Umfragestudie des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest bedauern viele ihren damaligen Wechsel in die PKV. Zehn Prozent der Privatversicherten sagten, sie würden „auf keinen Fall“ mehr in die PKV wechseln, wenn sie jetzt wieder vor der Wahl ständen. Acht Prozent gaben an, sie würden „wahrscheinlich“ nicht mehr wechseln und weitere zehn Prozent sagten, sie würden nur noch „eventuell“ wechseln. Insgesamt zweifelte demnach ein Drittel der Befragten an ihrem Wechsel.
4,5 Millionen Menschen könnten derzeit in die PKV wechseln
Nach Schätzung von Gesundheitsökonomen sind etwa 4,5 Millionen Versicherte freiwillig gesetzlich krankenversichert. Das bedeutet, eben so viele Menschen könnten in die PKV wechseln, wenn sie es denn wollten. Doch im vergangenen Jahr haben gerade einmal 16.000 Menschen diesen unumkehrbaren Schritt gewagt. Damit wurde des Potential im letzten Jahr, Neukunden zugewinnen, bei weitem nicht ausgeschöpft. Denn die Skepsis vor einem voreiligen Wechsel hält bei vielen Arbeitnehmern und auch selbstständigen Freiberuflern weiterhin an. Während die Beiträge in jungen Versicherungsjahren sensationell gering ist, kommt das böse Erwachen mit dem Alter und einer neuen Familienplanung. Während erwerbslose Ehepartner und Kinder kostenlos in der Familienversicherung der Gesetzlichen krankenversichert werden können, kennt die PKV eine solche soziale Einrichtung nicht. Wer privatversichert ist, muss für Kinder und Ehepartner einen extra Tarif abschließen. Aus diesem Grund warnt der Bund der Versicherten und die Verbraucherzentralen vor einem voreiligen Wechsel. Wie sich nun zeigt, offenbar mit Erfolg.
PKV Verband erwartet steigendes Interesse
Optimistisch zeigt sich hingegen der Bundesverband der privaten Krankenversicherer (PKV). Deren Vorsitzender Reinhold Schulte rechnet mit deutlichen Wanderbewegungen in Richtung PKV. In letzten Geschäftsjahr stieg die Anzahl der Privatversicherten um ein Prozent. 2011 rechnet man aufgrund der gesetzlichen Neuregelungen mit einer deutlichen Belebung des Neukundengeschäfts.
Für wenn der Wechsel lohnt
Durch die staatlichen Beihilfen könnte eine Wechsel für Beamte und Existenzgründer durchaus Sinn machen. Wer jung ist, muss oftmals bei den sogenannten Einstiegstarifen wenig zahlen. Doch zur Vorsicht raten unabhängige Verbraucherschützer. Auch bei der PKV werden die Tarife kontinuierlich angepasst und erhöht. Die Beiträge steigen mit der Veränderungen der eigenen Lebenssituation. Und letztendlich gilt: Wer einmal den Schoß der gesetzlichen Krankenversicherung verlassen hat, der kann nicht mehr zurück. Bei Tarifsteigerungen hilft dann nur noch der Wechsel innerhalb der PKV mit zumeist neuen Einstufungen und Gesundheitsprüfungen. (sb)
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