Durch Nutri-Score-Ampel könnten Tausende Todesfälle verhindert werden
Eine Nähwertkennzeichnung auf Nahrungsmitteln kann zu einer gesünderen Ernährung beitragen. Das zeigt auch eine neue Studie aus Frankreich. Die Forscher stellten fest, dass durch die flächendeckende Einführung der Nutri-Score-Ampel Tausende Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs verhindert werden könnten.
Erst kürzlich zeigte eine Umfrage zur Lebensmittelkennzeichnung, dass sich der Großteil der Deutschen für die Nutri-Score-Ampel ausspricht. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hingegen ist von dem Nutriscoremodell nicht überzeugt: „Hier irritiert, dass ein Menü aus Pommes-Frites, Schnitzel und einem Light-Softgetränk durch den dahinterstehenden Nutriscore-Algorithmus eine positive, grüne Bewertung (B) bekäme“, heißt es in einer Mitteilung. Wie sinnvoll dieses Nährwert-Modell jedoch ist, zeigt eine neue Studie aus Frankreich.
Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs würden sinken
Wie die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in einer Mitteilung berichtet, könnte eine flächendeckende Einführung des Nutri-Score die Kalorienaufnahme um durchschnittlich neun Prozent senken und Tausende Todesfälle durch ernährungsbedingte Krankheiten verhindern. Das ist das Ergebnis einer in der Fachzeitschrift „International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity“ veröffentlichten Studie der Universitäten Paris, Grenoble und Borbigny.
Darin wurde erstmalig berechnet, wie sich ernährungsbedingte Krankheiten in Frankreich verringern würden, wenn alle Produkte mit dem Nutri-Score gekennzeichnet wären. Das Ergebnis: Die Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Krebs würden um 3,4 Prozent sinken. Tausende Menschen könnten länger leben, da sie sich mit Hilfe des Nutri-Scores gesünder ernähren würden.
„Diese neuen Forschungsergebnisse machen deutlich, dass es bei der Lebensmittelkennzeichnung letztlich um Menschenleben geht“, sagte Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK: „Erneut zeigt sich der Nutri-Score den anderen Systemen überlegen. Es führt daher kein Weg mehr daran vorbei, ihn in Deutschland einzuführen.“
Rund 180 Kilokalorien pro Tag weniger essen
Den Angaben zufolge nutzten die Forscher die Daten einer vorherigen Studie, die in einem Experiment gemessen hatte, wie sich der Einkaufskorb verbessert, wenn alle Produkte mit dem Nutri-Score oder mit einem von vier weiteren Nährwertlabels gekennzeichnet werden. Die Wissenschaftler zogen dann Daten zum Ernährungsverhalten der (französischen) Gesamtbevölkerung hinzu und berechneten, wie sich Kalorienaufnahme und Nährwertzusammensetzung durch die Labels verändern würden – unter der Annahme, dass die eingekauften Lebensmittel auch so gegessen werden.
Demnach würde der Nutri-Score die Gesamtkalorienaufnahme pro Person um durchschnittlich neun Prozent senken. Die Menschen würden rund 180 Kilokalorien pro Tag weniger essen. Die Zusammensetzung der Nahrung wäre ebenfalls gesünder durch mehr Obst (plus 12,4 %), Gemüse (plus 5,4 %) und Ballaststoffe (plus 7,2 %) und weniger gesättigte Fettsäuren (minus 29,9 %) und Salz (minus 4,1%).
Im letzten Schritt berechneten die Forscher, wie sich diese verbesserte Ernährung auf die Gesundheit auswirken würde. Dazu speisten sie zusätzlich Daten über die statistischen Zusammenhänge zwischen der Art der Ernährung und der Häufigkeit von Folgeerkrankungen und Sterbefällen in ein Rechenmodell. So konnten die Wissenschaftler berechnen, wie viele Sterbefälle das jeweilige Label über die verbesserte Ernährung verhindern würde.
Ergebnis: Von allen fünf Labels würde der Nutri-Score die meisten Todesfälle durch ernährungsbedingte Krankheiten verhindern. Binnen einem Jahr würden 7.680 Personen weniger versterben, das entspricht einem Minus von 3,4 Prozent. Bei den anderen Labels wären es weniger.
Ernährungsministerin soll den Nutri-Score in Deutschland einführen
Auch wenn diese Ergebnisse nicht zwangsläufig 1:1 auf andere Länder übertragbar sind, so zeigen sie laut der DANK doch, dass der Nutri-Score die Auswahl gesünderer Lebensmittel im Vergleich zu anderen Labels am besten fördert und darüber letztendlich zahlreiche Todesfälle vermeiden kann. „Es gibt kein echtes Argument mehr gegen den Nutri-Score“, so Bitzer, „auch der Vorwurf, er würde die Kalorienaufnahme nicht beeinflussen, ist spätestens jetzt entkräftet. Ernährungsministerin Julia Klöckner muss diese überwältigenden Nachweise endlich zur Kenntnis nehmen und den Nutri-Score in Deutschland einführen.“ Den Angaben zufolge war an der Studie auch die Forschergruppe beteiligt, die den Nutri-Score entwickelt hat. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK): Nutri-Score senkt die Kalorienaufnahme – und die Zahl der Herzinfarkte, (Abruf: 27.08.2019), Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
- International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity: Modelling the impact of different front-of-package nutrition labels on mortality from non-communicable chronic disease, (Abruf: 27.08.2019), International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Sprechererklärung zum Vorwurf von foodwatch, das Bundesministerium habe eine Studie zur Nährwertkennzeichnung zurück gehalten, (Abruf: 27.08.2019), Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Wichtiger Hinweis:
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