Immer mehr Anwender der Naturheilkunde bieten die unkomplizierte und wirkungsvolle Ohrakupunktur in ihrer Praxis an. Das Ohr wird dabei als Mikrosystem betrachtet, auf dem sich der menschliche Körper mit seinen Organen noch einmal abbildet (Homunculus).
Mit Nadeln werden bestimmte Punkte auf dieser Abbildung im Ohr gestochen um organische, funktionelle und psychische Störungen zu beseitigen. Anwendung findet die Ohrakupunktur etwa bei akuten und chronischen Schmerzzuständen, Angst und innerer Unruhe, Menstruationsstörungen und Kinderwunsch. Am bekanntesten aber ist diese Form der Akupunktur zum Abnehmen und zur Raucherentwöhnung. Bei Behandlern ist die Ohrakupunktur nicht zuletzt deswegen so beliebt, weil sie sich mit zahlreichen weiteren Naturheilverfahren kombinieren lässt.
Ohrakupunktur:
Stilrichtungen der Ohrakupunktur
Die chinesische und die französische Schule
Wie läuft eine Ohrakupunktur Behandlung ab?
Weiterführende Links
Stilrichtungen der Ohrakupunktur
Während die Ohrakupunktur als Teilbereich der Akupunktur in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit Jahrtausenden existiert, ist die Aurikolotherapie durch den Franzosen Dr. Nogier als eigenständiges Therapiesystem erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt worden. Beide Formen der Ohrakupunktur ergänzen sich optimal, auch wenn Grundlagen und Lehrmeinungen sich voneinander unterscheiden. Eine Vernetzung der beiden Stilrichtungen findet sich in der Wiener Schule. Auch in den Heilpraktikerschulen Deutschlands wird häufig eine Kombination der beiden Richtungen gelehrt, um das gesamte Wirkungsspektrum auszuschöpfen. Neben den erwähnten Stilrichtungen ist inzwischen auch von der russischen Ohrakupunktur zu lesen, die aber bisher eine untergeordnete Rolle in Deutschland spielt.
Die chinesische und die französische Schule
Nach der chinesischen Sichtweise sind es Meridiane, die durch die Nadeln stimuliert und deblockiert werden. Meridiane sind Energiebahnen, die im menschlichen Körper verlaufen und welche nach den Kriterien unserer westlichen Hochschulwissenschaft bisher noch nicht nachgewiesen werden konnten. Die französische Schule sieht die Ohrakupunktur dagegen als Reflexzonentherapie, wobei die gesetzten Reize über Nervenbahnen verlaufen sollen. Die gute Wirksamkeit bei Schmerzen erklärt sich z.B. aus der geringen Distanz von Ohr und Schmerzzentren des Gehirns. Die Vorteile des französischen Stils liegen in einer Reihe von psychisch wirksamen Punkten, die im chinesischen System weitgehend fehlen. Andersherum gilt die chinesische Ohrakupunktur als einfach und ausgesprochen wirksam zur Behandlung v.a. organischer Störungen.
Wie läuft eine Ohrakupunktur Behandlung ab?
Gespräch und Diagnose: In der Regel startet die Behandlung mit einem Gespräch über die aktuellen Beschwerden aber auch sämtliche zurückliegende Krankheiten (Anamnese). Um mit der Ohrakupunktur die größte Wirkung zu erzielen, wird das Ohr der dominanten Seite behandelt. Das heißt, Rechtshänder bekommen die Nadeln in das rechte Ohr, während bei Linkshändern links behandelt wird.
Die Therapeutin inspiziert das Ohr des liegenden Patienten zunächst mit dem Auge, um Veränderungen der Haut, z.B. in Form von Verfärbungen, Trockenheit oder gestauten Äderchen festzustellen. Diese Zeichen tragen dazu bei, Diagnose und Behandlung zu optimieren.
Mit einem sogenannten Drucktaster werden dann in Frage kommende Akupunkturpunkte gedrückt und die schmerzempfindlichsten von ihnen „genadelt“. Um die Schmerzen bei der Testung zu minimieren, werden immer häufiger elektronische Geräte, die durch akustische oder optische Signale die behandlungsbedürftigen Punkte anzeigen.
Behandlung mit Nadeln, Samen oder Magneten: Gestochen wird mit den längeren Akutnadeln oder mit Dauernadeln, die mit Pflastern ans Ohr geklebt werden. Alternativ werden Beifußsamen, Magnete, glühende Moxastäbchen oder Softlasergeräte eingesetzt. Welche Art der Anwendung optimal ist und ob bei Nadelung goldene, silberne oder stählerne Nadeln am wirksamsten sind, entscheidet die Therapeutin nach dem Beschwerdebild und der gestellten naturheilkundlichen Diagnose. Nach dem Setzen der Nadeln, das mehr oder weniger schmerzhaft ist, sollte eine Ruhephase von etwa 15-30 Minuten stattfinden, in der der Behandelte seinen Empfindungen im Körper nachspüren kann. (jvs)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.