Ohrakupunktur reduziert Depressionen so wirksam wie Antidepressiva

Die Akupunktur am Ohr ist eine natürliche, sichere und zugleich hochwirksame Methode zur Linderung von Depressionen. Eine solche Akupunkturbehandlung ist nicht nur ähnlich wirksam wie überlicherweise zu Behandlung verwendete Arzneimittel, sie führt dabei auch zu keinerlei Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder verminderter Libido.

In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universidade Federal de São Paulo in Brasilien wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Ohrakupunktur bei der Behandlung von Depressionen untersucht. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.

Depressionen oft unzureichend behandelt

Depressionen sind weltweit auf dem Vormarsch, dennoch erhält weniger als die Hälfte der Betroffenen eine als angemessen angesehene Behandlung wie Psychotherapie und Medikamente, berichten die Forschenden. Es gebe sogar Länder, in denen nur etwa zehn Prozent der Betroffenen angemessen behandelt werden.

Als Gründe nennt das Team die hohen Kosten von Antidepressiva und die damit verbundenen Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden und verminderte Libido. Daher besteht ein wachsendes Interesse an nicht-pharmakologischen und kostengünstigeren Möglichkeiten zur Behandlung von Depressionen. Eine solche Alternative bilde die Ohrakupunktur.

Ohrakupunktur ist ein in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendetes Verfahren, bei dem dünne Nadeln in Punkte in der Ohrmuschel gestochen werden, um verschiedene Organe zu stimulieren, einschließlich des Gehirns und des Vagusnervs, erklären die Fachleute.

Die Ohrakupunktur sei nicht nur kostengünstig, sondern auch einfach und schnell durchzuführen, da eine Sitzung nur fünf bis 15 Minuten dauert.

Wirkung an 74 Menschen untersucht

Um die Wirksamkeit einer solchen Behandlung nachzuweisen, wurden in der neuen Studie 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren untersucht, bei denen Hinweise auf eine Depression vorlagen. Ausgeschlossen waren Personen, die sich bereits einer Ohrakupunktur unterzogen hatten oder schwer depressiv und suizidgefährdet waren.

Die Teilnehmenden wurden zunächst in zwei Gruppen mit je 37 Personen eingeteilt. Dabei erhielt eine Gruppe eine spezielle Ohrakupunktur zur Behandlung von Depressionen, wie sie auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt wird, berichtet das Team.

Die anderen Teilnehmenden erhielten laut den Forschenden eine unspezifische Behandlung, bei der Punkte am Ohr behandelt wurden, die nicht mit Symptomen einer psychischen Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

Insgesamt nahmen die Teilnehmenden der Behandlungsgruppe an zwölf Akupunktursitzungen teil, die jeweils 15 Minuten dauerten. Dabei wurden sechs Punkte am äußeren Ohr stimuliert, die dem Shenmen (Geist), dem Subkortex, dem Herzen, der Lunge, der Leber und den Nieren entsprechen sollen, erklären die Fachleute.

Nach jeweils vier Wochen, sechs Wochen und drei Monaten wurde dann die Wirksamkeit und Sicherheit der Akupunkturbehandlung von den Forschenden beurteilt.

Am Ende der Nachbeobachtungszeit hatten sich bei insgesamt 58 Prozent der mit Ohrakupunktur behandelten Teilnehmenden die Werte auf einer Skala zur Einschätzung der Depression (Patient Health Questionnaire 9) um mindestens 50 Prozent verbessert. Demgegenüber lag der Anteil der Teilnehmenden mit einer solchen Verbesserung in der Gruppe mit unspezifischer Behandlung nur bei 43 Prozent, fügt das Team hinzu.

Nach Ansicht der Forschenden sind diese Ergebnisse durchaus vielversprechend. Der Anteil der Teilnehmenden, die eine Erholung und Remission der Depression erreichten, sei in der Gruppe mit Ohrakupunktur signifikant höher gewesen als in der Gruppe mit unspezifischer Behandlung.

Nach einem Zeitraum von drei Monaten wurde dann laut den Fachleuten schließlich ein statistisch signifikanter Unterschied zugunsten der Behandlung mit Ohrakupunktur festgestellt.

Vollständige Erholung dank Ohrakupunktur

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich fast 60 Prozent der Patienten dank der spezifischen Ohrakupunktur von ihrer Depression erholten. Dies entspricht in etwa der Heilungsrate bei medikamentöser Behandlung, wie sie in anderen veröffentlichten Studien zu diesem Thema festgestellt wurde“, betont Studienautor Daniel Maurício de Oliveira Rodrigues in einer aktuellen Pressemitteilung.

Außerdem berichteten 46 Prozent der mit Ohrakupunktur behandelten Teilnehmenden, dass die normalerweise vorhandenen depressiven Symptome vollständig aufhörten, während dieser Wert laut den Forschenden bei der medikamentösen Behandlung nur bei etwa 35 Prozent lag.

Insgesamt traten bei beiden untersuchten Akupunkturbehandlungen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf, was zusätzlich auch für die Sicherheit der Behandlung spricht. (as)