Ohren reinigen mit Wattestäbchen? Herumstochern bringt nichts
HNO-Ärzte beten es fast vor: “Bitte verwenden Sie keine Wattestäbchen, um die Ohren zu reinigen.” Und trotzdem verwenden Millionen die Stäbchen, um den Ohrenschmalz zu entfernen. Doch genau das ist falsch und kann sogar schwerwiegende Folgen haben. Wir zeigen die Alternativen auf.
Ohrenschmalz erfüllt wichtige Funktionen
Ohrenschmalz ist ein körpereigenes Sekret, das der körpereigenen Selbstreinigung der Ohren dient. Es sorgt dafür, dass die Haut im Gehörgang geschmeidig bleibt und der Säureschutzmantel aufrecht erhalten wird. So können auch weniger Keime eindringen. Ohrenschmalz ist von gelblich-brauner Farbe und bitterem Geschmack und wird in spezialisierten Talgdrüsen des äußeren Gehörgangs gebildet.
Eigentlich erfolgt die Reinigung von ganz allein, indem überschüssiges Ohrenschmalz durch winzige Härchen vom Gehörgang in die äußere Ohrmuschel transportiert wird. Doch viele Menschen versuchen mit Wattestäbchen nachzuhelfen. Das ist in der Regel keine gute Idee.
Wattestäbchen sind nicht für die Ohrreinigung gedacht
Auf den Packungen sind zwar mittlerweile Warnhinweise wie „Nicht zur Ohrenreinigung geeignet“ angebracht, doch viele stochern unbeirrt weiter. Das führt nicht selten zu einem Termin beim Ohrenarzt. Karin Kippenhahn, niedergelassene Hals-Nasen-Ohren-Ärztin in Zehlendorf erklärte gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“: „Ich sehe immer wieder Patienten mit Verletzungen des Gehörgangs oder des Trommelfells durch Wattestäbchen. Sie stecken sich das Stäbchen in das Ohr, und wenn sie sich zum Beispiel erschrecken, ist es passiert.“ Die Ohrenreinigung mit Wattestäbchen sei ohnehin eine Illusion. Wie die Zeitung schreibt, mache es die Physiognomie des Stäbchens unmöglich, das Ohrenschmalz aus dem Gehörgang effektiv herauszuholen.
Ohrenpfropf mit Folgen
Warum ist aber dann das Stäbchen unangenehm verfärbt, wenn es wieder aus dem Ohr gezogen wird? „Am Wattebausch klebt nur das Ohrenschmalz, das ganz vorne am Gehörgang saß“, so Kippenhahn. Doch in den tieferen Regionen bewirkt das Stäbchen genau das Gegenteil: Anstatt das Ohrenschmalz zu entfernen, wird es tiefer ins Ohr geschoben und festgedrückt. Dadurch kann sich mitunter ein Pfropf im Ohr bilden, der zu Hörverschlechterungen, Druckgefühlen, Ohrenschmerzen, Juckreiz, Ohrgeräuschen und Schwindel führen kann.
Gehörgang reinigt sich beim Essen
In der Regel reinigt sich der Gehörgang von ganz alleine – und zwar beim Essen. Wie der „Tagesspiegel“ schreibt, rutscht das Ohrenschmalz bei Kaubewegungen nach außen, weil das Kiefergelenk Kontakt zum äußeren Gehörgang hat. Daher gibt es – außer in besonderen Fällen – keinen medizinischen Grund, einen Gegenstand zu Reinigungszwecken in das Ohr einzuführen. Es reicht normalerweise aus, hin und wieder das in der Ohrmuschel sichtbare Ohrenschmalz mit dem Finger und einem feuchten Waschlappen oder Kosmetiktuch zu entfernen. Oder man lässt beim Duschen etwas warmes Wasser ins Ohr laufen, ohne Shampoo oder Seife, und trocknet anschließend die Ohrmuscheln gut ab.
Manchmal ist eine professionelle Ohrreinigung sinnvoll
Bei manchen Menschen, die einen sehr engen Gehörgang haben oder bei denen das Ohrenschmalz eintrocknet ist, kann es sein, dass der natürliche Selbstreinigungsmechanismus nicht ausreicht. In solchen Fällen kann mitunter eine professionelle Ohrenreinigung beim HNO-Arzt helfen. Betroffene sollten am besten mit ihrem Arzt absprechen, wie oft eine solche Behandlung erfolgen soll. Manche Menschen nutzen zudem eine Therapie mit Ohrkerzen zur Reinigung des Gehörgangs. In erster Linie dient diese jedoch der Entspannung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.