Neue Abwehr gegen multiresistente Bakterien identifiziert
Können Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3 (Fischöl) helfen, die Entstehung von antibiotikaresistenten Supererregern zu verhindern und so im Kampf gegen die wachsende Bedrohung durch multiresistente Bakterien einen Beitrag leisten?
Die antimikrobielle Wirkung der Fischöl-Fettsäuren könnten sich als einfache und sichere Nahrungsergänzung für Antibiotika einnehmende Menschen eignen, um die Behandlung von Infektionen effektiver zu machen, so das Ergebnis einer Untersuchung unter der Leitung der Flinders University. Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „mBio“ und zuvor auf dem Preprint Server „bioRxiv” online veröffentlicht.
Verbindung zwischen Fischöl und Antibiotikaresistenz?
Erstmals konnte ein Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Einnahme von Fischöl und der Entwicklung einer Resistenz gegen Antibiotika bei sogenannten Supererregern festgestellt werden, so das Team.
„Wichtig ist, dass unsere Studien darauf hinweisen, dass ein entscheidender Antibiotikaresistenz-Mechanismus in Zellen durch die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren negativ beeinflusst werden kann”, erläutert Mikrobiologe und Studienautor Dr. Bart Eijkelkamp vom Bacterial Host Adaptation Research Lab an der Flinders University.
Omega-3-Fettsäuren machen Bakterien anfälliger für Antibiotika
„In den Experimenten und ergänzenden Computer-Modellierungen haben wir festgestellt, dass diese Fettsäuren im Fischöl die Bakterien anfälliger für verschiedene gängige Antibiotika machen. Dieser Riss in der Rüstung von schädlichen Bakterien ist ein wichtiger Schritt vorwärts im Kampf gegen den Anstieg von Supererregern, die Multiresistenzen gegen Antibiotika entwickeln”, fügt Studienautorin Professorin Megan O’Mara von der Australian National University hinzu.
Was macht Acinetobacter baumannii so gefährlich?
Die neue Forschungsarbeit sei von entscheidender Bedeutung im Bereich der Infektionskrankheiten, welche durch Bakterien wie beispielsweise Acinetobacter baumannii verursacht werden, einem oft in Krankenhäusern erworbenen Erreger, der weltweit ein noch nie dagewesenes Maß an Antibiotikaresistenz aufweist.
Auch wenn der Erreger in Deutschland noch eine vergleichsweise geringe Inzidenz zeigt, zählt er in vielen Ländern auf der Welt zu den häufigsten Krankenhauskeimen – vor allem auf Intensivstationen, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) in einem Informationsblatt zu Acinetobacter baumannii.
„Mit dem Aufkommen von Supererregern konnten wir nun zeigen, dass das gierige Bakterium nicht zwischen guten und schlechten Wirtsfettsäuren unterscheiden kann und während einer Infektion alle verzehren wird”, berichtet Studienautorin Dr. Felise Adams in einer Pressemitteilung der Flinders University. Dabei werden Fischöl-Fettsäuren Teil der Bakterienmembran und machen die Membran des eindringenden Bakteriums durchlässiger und anfälliger für die Antibiotika.
Omega-3-Ergänzungsmittel gegen bakterielle Infektionen
„Diese Studien liefern neue Erkenntnisse über den potenziellen Nutzen von Omega-3-Ergänzungsmitteln bei bakteriellen Infektionen, insbesondere während einer Antibiotikabehandlung”, resümiert Professor Anton Peleg der Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten am Alfred Hospital in Melbourne. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Flinders University: New defence against superbugs (veröffentlicht 09.06.2021), Flinders University
- bioRxiv: To make or take: bacterial lipid homeostasis during infection (veröffentlicht 07.01.2021), bioRxiv
- Robert Koch-Institut: Acinetobacter baumannii – ein Krankenhauskeim mit beunruhigendem Entwicklungspotenzial (veröffentlicht Nr. 32 / 12.08.2013), RKI
Wichtiger Hinweis:
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