Experten entdecken Verbindung zwischen Online-Käufen und psychologischen Problemen
Können unsere Online-Banking-Transaktionen dazu verwendet werden, Störungen unserer psychologischen Gesundheit vorherzusage? Forscher einer einflussreichen Wohltätigkeitsorganisation haben die Daten des Online-Bankings genutzt, um den Zusammenhang zwischen psychologischen Erkrankungen und auftretenden persönlichen Finanzkrisen zu überprüfen.
Die Experten des Money and Mental Health Policy Institute stellten fest, dass es einen Zusammenhang zwischen psychologischem und finanziellem Wohlbefinden gibt. Die Wissenschaftler der Wohltätigkeitsorganisation haben die Ergebnisse ihrer Untersuchungen über psychische Störungen und Geldprobleme in einemReport zusammengefasst.
Forscher fordern die Entwicklung von Apps zur Überwachung des Online-Bankings
Die meisten Menschen kennen sicherlich sogenannte Fitness-Tracker. Diese Geräte zählen unter anderem unsere Schritte und sollen zu mehr Aktivität motivieren, erläutern die Wissenschaftler. Mitarbeiter des Money and Mental Health Policy Institute sind der Meinung, dass auch Apps entwickelt werden könnten, welche genau überwachen, wann wir wie viel Geld ausgeben. Solche Geräte könnten dann Warnsignale aussenden, wenn ein krankhaftes Muster zu erkennen ist.
Psychisch Kranke können nur schwer vernünftige finanzielle Entscheidungen treffen
Etwa ein Viertel der britischen Bevölkerung wird im Laufe ihres Lebens ein psychiatrisches Problem erleben und es gibt klare Zusammenhänge zwischen psychologischem und finanziellem Wohlbefinden, sagen die Experten. Mehr als neun von zehn Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen erklären, dass sie zu viel Geld ausgeben oder Probleme haben, vernünftige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler nach einer Umfrage mit rund 5.500 Menschen.
Unvernünftiges Muster von Ausgaben bei vielen psychisch Kranken entdeckt
Fast drei Viertel der Betroffenen sagten, dass sich bei ihnen unbezahlte Rechnungen stapeln, berichten die Mediziner. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren sogar gezwungen, Kredite aufzunehmen. Viele Menschen mit psychischen Problemen berichten über ein unvernünftiges Muster von Ausgaben, fügen die Autoren hinzu. Dazu gehören beispielsweise Mehrausgaben während manischer Episoden und der Kauf von unerschwinglichen Gegenständen für sich selbst oder andere Menschen. So wollen die Betroffenen, dass ihr sozialer Status oder der Selbstwert gesteigert wird.
Die Auswirkungen von Geld und psychischer Gesundheit führen zu einem Teufelskreis
Eine schlechte psychische Gesundheit führt zu einer schlechten Budgetierung und Entscheidungsfindung, während die daraus resultierende finanzielle Not die psychologische Situation noch schlimmer macht, erklären die Mediziner. Es entsteht also eine Art Teufelskreis.
Aufrechterhaltung der finanziellen Stabilität ist wichtig für die geistige Gesundheit
Einer der Befragten erklärte, dass er, wenn er sich unwohl fühlt, sozusagen den Sinn für die Realität verliere. Der Betroffene lebe dann quasi das Leben einer anderen Person. Auch das ausgegebene Geld scheint einer anderen Person zu gehören, erläutern die Experten. Ein anderer Proband sagte, dass die Zahlung von Rechnungen und die Aufrechterhaltung der finanziellen Stabilität entscheiden für die Verhinderung einer Verschlechterung seiner geistigen Gesundheit sei.
Apps könnten das Risiko einer auftretenden Finanzkrise bei Betroffenen verhindern
Es sollten Werkzeuge entwickelt werden, die in der Lage sind, große Mengen von Bankgeschäften zu analysieren. Das könnte dazu führen, dass Anwendungen zur Überwachung von Ausgaben in der Lage sind, bestimmte Muster zu erkennen, sagen die Autoren. Diese können dann dazu verwendet werden, dass Beratung und Unterstützung das Risiko einer auftretenden Finanzkrise bei Betroffenen verhindern.
Weitere Forschung mit größeren Datenmengen ist dringend nötig
Die Wohltätigkeitsorganisation fordert dazu auf, die Bankdaten von 50.000 Freiwilligen genauer zu analysieren, welche zwei bis drei Jahre ihre Transaktionsdaten zusätzlich zu ihren biographischen und demografischen Informationen zur Verfügung stellen. Dadurch könnten die Forscher die finanzielle Situation der verschiedenen Gruppen genauer analysieren. Das sogenannte 100.000-Genom-Projekt könnte zusätzlich dazu verwendet werden, um Verbindungen zwischen genetischen Mutationen und Krankheiten zu identifizieren, erklären die Spezialisten.
Apps müssten vollen Zugang auf Online-Banking-Daten der Verbraucher haben
Zur Überwachung der Ausgaben müsste eine App Zugriff auf die Online-Banking-Daten der Verbraucher haben, erläutern die Forscher. Das persönliche Engagement bei einer solchen App ist von entscheidender Bedeutung. Wenn Menschen sich für diesen Dienst anmelden, sollten sie die Analyse nicht als eine Art Invasion der Privatsphäre betrachten, sondern ein Mittel zu Feststellung von Verhaltensstörungen. Bisher erlauben es britische Banken ihren Kunden allerdings nicht, ihre Daten an Dritte weiterzugeben. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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