Operative Behandlung bei Adipositas: Gesundheit und Lebensqualität verbessern sich
Gesundheitsexperten zufolge leben immer mehr Übergewichtige und Fettleibige in Deutschland. Starkes Übergewicht (Adipositas) ist ein Risikofaktor für zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Manchen Patienten kann eine chirurgische Behandlung helfen. Dadurch wird nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität verbessert.
Starkes Übergewicht gefährdet die Gesundheit
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit. Adipositas ist ein Risikofaktor für zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Zu nennen sind hier vor allem Erkrankungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Koronare Herzkrankheit oder Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Außerdem erhöht sich durch starkes Übergewicht das Risiko für Gelenkverschleiß (Arthrose), Diabetes, und Krebserkrankungen. Genügend Gründe also, die dafür sprechen, bei starkem Übergewicht abzunehmen. Wenn dies trotz regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung nicht gelingt, wird als letztes Mittel bei Fettleibigkeit oft eine chirurgische Behandlung nötig.
Immer mehr Bundesbürger werden wegen Adipositas behandelt
Gesundheitsexperten zufolge hätte bei Übergewichtigen bereits eine minimale Gewichtsreduktion deutliche positive Auswirkungen.
Neben einer gesunden, kalorien- und fettarmen Ernährung wäre hier Sport sehr hilfreich. Dieser verbrennt nicht nur Kalorien, sondern vertreibt den ständigen Hunger.
Doch obwohl den meisten Betroffenen klar ist, dass sich ihr Körpergewicht negativ auf die Gesundheit auswirkt, fällt es vielen schwer, abzunehmen.
Gesundheitsexperten zufolge steigt die Zahl der Bundesbürger, die sich wegen Fettleibigkeit ärztlich behandeln lassen.
Auch die Zahl der sogenannten bariatrischen Operationen (chirurgische Behandlungen von Adipositas) hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.
Solche operativen Behandlungen bei krankhaftem Übergewicht wirken sich nicht nur positiv auf das Gewicht, sondern auch auf Begleiterkrankungen und Lebensqualität der Betroffenen aus.
Das zeigte Privatdozent Dr. Felix Nickel von der Universitätsklinik Heidelberg in verschiedenen Studien und ist dafür nun mit dem Oskar Medizin-Preis 2018 ausgezeichnet worden.
Magenbypass und Schlauchmagen-Operation
Wie es in einer Mitteilung heißt, sind die am häufigsten durchgeführten Verfahren der Adipositaschirurgie der Magenbypass und die Schlauchmagen-Operation.
Beim Magenbypass wird der Magen geteilt: Die Nahrung gelangt nur in den oberen Teil des Magens, der schnell Sättigung signalisiert, und wird dann am restlichen Magen vorbei in den Dünndarm geleitet.
Bei der Schlauchmagen-OP wird der Magen um etwa zwei Drittel verkleinert. Eine lebenslange Nachsorge ist notwendig, bei Bedarf auch Ernährungs- und psychosomatische Beratungen.
Langfristig lässt sich so eine Übergewichtsreduktion um bis zu 70 Prozent erreichen. Zudem können die Eingriffe laut Studien auch eine begleitende Zuckerkrankheit (Diabetes) beheben.
Mehr Selbstvertrauen und eine höhere Lebensqualität
Für die Betroffenen ergeben sich noch weitere positive Effekte, wie Nickel in mehreren Studien feststellte. Dazu wurden mehr als 200 Patienten mittels spezieller Fragebögen unter anderem zu Lebensqualität und psychischem Befinden vor und nach der OP befragt.
Bei einem Großteil veränderte sich mit der Gewichtsreduktion auch das Körperbild zum Positiven, die Patienten gewannen mehr Selbstvertrauen und eine höhere Lebensqualität.
Begleiterkrankungen wie die Fettlebererkrankung, Bluthochdruck und Gelenkschmerzen verbesserten sich. Es spielte dabei keine Rolle, ob die Patienten einen Schlauchmagen oder Magenbypass erhielten.
„Dank dieser positiven Auswirkungen auf Gesundheitszustand und Wohlergehen erhöht sich auch die Lebenserwartung, wie einige Studien bereits gezeigt haben“, erläuterte Nickel.
„Eine Magen-OP ist daher unbedingt eine Überlegung wert, wenn andere Maßnahmen der Gewichtsreduktion trotz professioneller Begleitung keinen Erfolg bringen.“
Psychischer Leidensdruck wird oft unterschätzt
„Die mit Adipositas verbundenen Begleiterkrankungen, Einschränkungen des Lebens und auch der psychische Leidensdruck werden häufig stark unterschätzt“, so der Chirurg.
Viele Patienten leiden zusätzlich unter Depressionen, da sie in Bewegung, Belastbarkeit und sozialen Kontakten stark eingeschränkt sind.
Nickel interessiert sich insbesondere für die Beweggründe, sich der belastenden chirurgischen Behandlung zu unterziehen:
„Viele Patienten sorgen sich nicht nur wegen des Übergewichts, sondern auch wegen der bereits bestehenden oder drohenden Begleiterkrankungen und haben Angst vor einer Verkürzung des Lebens. Es wäre daher eine Entlastung für viele Patienten, ihnen den Zugang zu einer chirurgischen Versorgung zu erleichtern“, sagte Nickel.
Voraussetzung für eine Operation ist eine umfangreiche ärztliche Untersuchung um behandelbare Gründe für das Übergewicht auszuschließen und Risiken abzuklären sowie ein bestimmter Body-Mass-Index (BMI), der auch von Begleiterkrankungen abhängt.
Unterstützung sei zudem noch auf anderer Ebene wichtig, so Nickel, zum Beispiel in Form von Aufklärungskampagnen, um der Stigmatisierung entgegen zu wirken und die Bevölkerung für die Ursachen und Folgen der Erkrankung zu sensibilisieren.
Darüber hinaus fehle es derzeit noch an Präventionskampagnen. Die Anzahl der stark übergewichtigen Menschen in Deutschland nimmt seit Jahren zu. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.