Experten fordern bessere Rahmenbedingungen in den Kliniken
Rund zehntausend Menschen warten hierzulande auf ein Spenderorgan. Doch die Anzahl der gespendeten Organe kann den Bedarf bei weitem nicht decken. Vielmehr ist die Zahl im laufenden Jahr 2016 um rund drei Prozent zurück gegangen, berichtet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in einer aktuellen Mitteilung. Der Grund für den Rückgang liege der Stiftung zufolge jedoch nicht in einer generell negativen Einstellung gegenüber der Organspende. Stattdessen seien häufig Unsicherheiten durch mangelnde Informationen sowie eingeschränkte Rahmenbedingungen in den Kliniken die Ursache.
Drei Prozent weniger Spenderorgane als im Vorjahr
Die Zahl der Organspender und der gespendeten Organe sind in diesem Jahr erneut gesunken. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) berichtet, ist die Summe der gespendeten Organe in den Monaten Januar bis Oktober im Vergleich zum Jahr 2015 um 3,0 Prozent auf 2.383 (2015: 2.457) zurück gegangen. Insgesamt summierte sich die Anzahl der gespendeten Organe in der BRD 2015 auf 2.900 Organe.
Anzahl der Spender bleibt auf niedrigem Niveau
Die bundesweite Zahl der Spender war den Angaben nach in den Jahren 2010 bis 2013 um ein Drittel von 1.296 auf einen Tiefstand von 876 Personen gesunken. Seither blieben die Spenderzahlen – mit leichten Auf- und Abwärtstrends – auf diesem niedrigen Niveau. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres gab es demnach 717 durchgeführte Organspenden. In den beiden Jahren zuvor waren im Vergleichszeitraum ähnliche Werte erzielt worden (2014: 713, 2015: 736 Organspenden). Insgesamt hatten im Jahr 2015 877 Bundesbürger ihre Organe gespendet.
Deutschland im EU-Vergleich weit abgeschlagen
Auf eine Million Einwohner kommen dementsprechend hierzulande nur 10,8 Spender. Damit hinkt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Der EU-Schnitt liegt der DSO zufolge bei 19,5. Spitzenreiter Spanien bringt es sogar auf eine auf einen Wert von 39,7. Dort wurden im vergangenen Jahr 1851 Spender registriert – obwohl in dem Land nur halb so viele Menschen leben wie in der BRD.
Bereitschaft zum Spenden ist generell hoch
Die Gründe für den Rückgang seien jedoch nicht in einer generellen Ablehnung der Organspende gegenüber zu finden, heißt in der Mitteilung der DSO. Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hätten ergeben, dass etwa 80 Prozent der Bürger der Spende positiv gegenüber stünden. Häufig führe jedoch offenbar ein Mangel an Informationen zu Unsicherheiten bei der Entscheidungsfindung.
Rahmenbedingungen teilweise unzureichend
Hinzu käme, dass die Strukturen und Kapazitäten in den 1.300 potenziellen Entnahmekliniken teilweise unzureichend seien, um alle verantwortungsvollen Aufgaben erfüllen zu können. „Die Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe und auf das Engagement und den Einsatz von Ärzten und Pflegekräften in den Spenderkrankenhäusern angewiesen. Sie kann sich aber nur mit der Unterstützung der Politik und im Konsens mit der Bevölkerung erfolgreich weiterentwickeln“, so der Medizinische Vorstand der DSO, Dr. Axel Rahmel.
Hoffnung gebe es demnach, dass durch „die Novellierung des Transplantationsgesetzes 2012/2013 umfassende Strukturveränderungen und Reformen zur Verbesserung der Organspende und Transplantation vorgenommen worden sind, die insbesondere die Abläufe und die Zusammenarbeit betreffen“, berichtet Rahmel weiter. Hierzu würden unter anderem der bundesweite Einsatz von Transplantationsbeauftragten in den Kliniken und überarbeitete Richtlinien zählen.
Aufgabe sollte gemeinsam gemeistert werden
An die mehr als 1.300 Entnahmekrankenhäuser appelliert Rahmel, die umfangreichen Unterstützungsangebote der DSO als Koordinierungsstelle zu nutzen und sich gemeinsam der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe Organspende anzunehmen. „Es ist ein Qualitätsmerkmal für jede Intensivstation, wenn dort Organspenden durchgeführt werden und ein Zeichen medizinischer Fürsorge und Solidarität, wenn sich Ärzte auch für diejenigen Patienten einsetzen, die in einem anderen Krankenhaus, an einem anderen Ort, auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten”, so der Experte. (nr)
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