Welt-Osteoporose-Tag: Knochen schon in jungen Jahren stärken
21.10.2014
Über sechs Millionen Menschen in Deutschland sind an Osteoporose erkrankt, mehr als fünf Millionen davon sind Frauen. Gegen die Volkskrankheit, die vor allem Ältere trifft, kann man aber auch Vorsorge treffen. Die Basis für starke Knochen wird in jungen Jahren gelegt. Darauf weisen Experten des Welt-Osteoporose-Tages am 20. Oktober hin.
Über sechs Millionen Deutsche leiden an Osteoporose
In Deutschland sind einer Studie zufolge 6,3 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt, 1,1 Millionen davon Männer. Vor allem Senioren sind betroffen, weshalb manche Fachleute von einer Volkskrankheit der alternden Gesellschaft sprechen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Osteoporose zu den zehn bedeutendsten Volkskrankheiten. Mit steigendem Alter nimmt das Erkrankungsrisiko zu, wie aus einer deutschlandweiten Umfrage des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Demnach liegt in der Altersgruppe der über 65-Jährigen bei fast 16 Prozent eine ärztlich diagnostizierte Osteoporose vor, wobei Frauen weitaus häufiger betroffen sind. Experten gehen aufgrund des demographischen Wandels davon aus, dass die Fallzahlen bis 2030 um 30 Prozent zunehmen könnten.
Wichtig ist eine gesunde Ernährung
Bei Osteoporose, die langsam und anfangs unmerklich voranschreitet, verlieren die Knochen an Masse und Dichte, ihre Struktur lockert sich und sie werden „porös“. Die Stabilität sinkt und die Knochen werden leicht verletzlich. Bereits bei leichten Stürzen drohen Knochenbrüche. Die Skelettkrankheit geht oft auch mit Knochenschmerzen einher. Anlässlich des Welt-Osteoporose-Tages am 20. Oktober weist Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml, die selbst Ärztin ist, darauf hin, dass Osteoporose weitgehend vermeidbar ist. Sie erläuterte in einer Pressemitteilung: „In jedem Lebensalter können wir etwas für stabile Knochen tun, von der Kindheit angefangen bis ins hohe Alter. Wichtig ist dabei vor allem eine gesunde und calciumreiche Ernährung.“ Zu den Lebensmitteln, in denen viel Calcium enthalten ist, zählen unter anderem Milchprodukte, Gemüse wie Brokkoli, Fenchel oder Grünkohl sowie Nüsse und manche Kräuter. Einen schädlichen Einfluss haben Experten zufolge Cola, Schokolade oder geröstete Erdnüsse, da diese Phosphor enthalten, das wiederum die Knochen angreift. Auch der Konsum von Alkohol und Rauchen sollte unterlassen werden.
Regelmäßige Bewegung dient der Prävention
Huml fügte noch hinzu, dass auch regelmäßige Bewegung, idealerweise im Freien wichtig sind, um einer Osteoporose im Alter vorzubeugen. Wichtig für den Aufbau der Knochen ist zudem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, das der Körper durch Sonnenlicht selbst produzieren kann. Bei einem Vitamin-D-Mangel kann in Absprache mit dem Hausarzt auf entsprechende Präparate zurückgegriffen werden. Die CSU-Politikerin hob hervor: „Zu den häufigsten Folgen einer Osteoporose gehören Knochenbrüche. Diese sind oftmals schmerzhaft und können bis hin zu schweren Bewegungseinschränkungen und sogar Pflegebedürftigkeit führen. Das kann zu einem Teufelskreis werden: Denn Immobilität und Bettlägerigkeit führen zu einem weiteren Verlust der Knochendichte.“ Sie ergänzte: „Wichtig ist deshalb, dass die Krankheit rechtzeitig erkannt wird.“ Dies auch deshalb, da die Krankheit gut behandelbar ist, vor allem wenn sie frühzeitig erkannt wird.
Mangel an Sexualhormonen
Noch nicht restlos geklärt sei, warum die Krankheit zum überwiegenden Teil alte Menschen und meist Frauen befällt. Der Mediziner Prof. Johannes Pfeilschifter, der seit zehn Jahren die Weiterentwicklung der Leitlinie zur Osteoporose, eine wissenschaftlich fundierte Orientierungshilfe zu Diagnose und Therapie, koordiniert, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Im Alter kulminieren aber eine ganze Reihe von Faktoren, die Osteoporose befördern können.“ Unter anderem führen Mediziner den Umstand, dass der Körper Knochen stärker ab- als nachbaut, auf einen Mangel an Sexualhormonen zurück. In einem komplexen Zusammenspiel mit Mineralien und weiteren Hormonen sorgen Östrogen und Testosteron für die lebenslange Knochenerneuerung. Der Knochenneubau gerät ins Stocken wenn diese nicht mehr so stark ausgeschüttet werden.
Defizite bei Diagnose und Versorgung
Prof. Heide Siggelkow, Vorsitzende des Dachverbands Osteologie (DVO), thematisierte Defizite bezüglich des Erkennens der Krankheit sowie der Versorgung der Patienten. Gegenüber dpa erklärte sie: „In Deutschland liegen wir, was die Diagnose betrifft, noch weit hinten.“ Viele Hausärzte hierzulande seien zu wenig sensibilisiert für die Anzeichen von Osteoporose. Selbst nach mehreren Knochenbrüchen schlössen viele von ihnen zu selten auf das Krankheitsbild. Doch ohne richtige Diagnose gibt es keine passende Behandlung mit Medikamenten. Und das, obwohl sich Experten zufolge die Hälfte aller Oberschenkelhalsbrüche mit medikamentösen Standard-Therapien vermeiden ließen.
Andere Länder sind weiter
„Außerdem müssen wir die Patienten nach einem Bruch viel besser versorgen“, so Siggelkow. „Der Chirurg kümmert sich in der Regel bestens darum, dass die Hüfte wieder funktioniert. Wir müssen aber viel stärker in den Blick nehmen, wie es gelingen kann, dass der ganze Mensch wieder funktioniert.“ Die Wiedereingliederung von Patienten nach einem Bruch klappe in anderen Ländern durch die Unterstützung von speziellem Pflegepersonal viel besser. „Ansätze, wie wir die Übergänge zwischen Krankenhaus, Heimen oder häuslichem Umfeld verbessern, stecken bei uns noch in den Kinderschuhen“, erläuterte Siggelkow. (ad)
Bild: Dieter Schütz, Pixelio.de
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