Mutiertes MERS-Virus ist noch gefährlicher für Menschen
Das ohnehin schon gefährliche MERS-Virus könnte bald noch viel tödlicher werden. Forschende untersuchten eine mutierte Version des Virus, das das Potenzial hat, eine zerstörerische Pandemie auszulösen. Vor der Mutationen endeten über ein Drittel aller Infektionen tödlich. Die kürzlich entdeckte mutierte Version zeigte sich wesentlich widerstandsfähiger gegen das menschliche Immunsystem. Das Forschungsteam zeigt sich besorgt über die jüngste Entwicklung.
Das Middle East Respiratory Syndrome, kurz MERS, ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die vorwiegend auf der Arabischen Halbinsel grassiert. Kürzlich stellte ein deutsches Forschungsteam fest, dass das Virus mutiert und weitere gefährliche Varianten gebildet hat, die das ohnehin schon vorhandene Pandemie-Potential noch weiter steigern. Forschende vom Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen haben eine MERS-Mutation untersucht, die in der Lage ist, dem menschlichen Immunsystem effektiver zu widerstehen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem „Journal of Virology“ publiziert.
Vom harmlosen Schnupfen zur Lebensgefahr
MERS-Viren wurden erst im Jahr 2012 entdeckt. Vermutlich entstammen die Viren den Dromedaren der Arabischen Halbinsel. Das Virus gehört zu den Zoonosen. Das sind Krankheiten von Heimtieren, die sich auf den Menschen übertragen können. Bei Dromedaren verursachen die Erreger nur einen leichten Schnupfen. Bei Menschen werden die Viren zur Lebensgefahr. Bislang wurden etwa 2000 Krankheitsfälle bei Menschen nachgewiesen. 36 Prozent überlebten die schwere Atemwegserkrankung nicht.
Wie wirken MERS-Viren auf den Menschen?
Eine Infektion mit MERS-Coronaviren geht mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit einher. Nicht selten zeigen sich schwere Verläufe, bei denen sich zusätzliche Beschwerden wie eine Lungenentzündung oder Nierenversagen einstellen, die bis zum Tod führen können. Ein Impfstoff gegen MERS befindet sich derzeit in der Entwicklung. Davon abgesehen gibt es zur Zeit keine effizienten Behandlungsmöglichkeiten gegen die Infektionskrankheit.
Pandemie-Potential wurde erst im Jahr 2015 deutlich
Welche verheerenden Auswirkungen MERS-Viren haben können, zeigte sich erst in jüngster Vergangenheit. Im Jahr 2015 kehrte ein Südkoreaner nach einer Reise von der Arabischen Halbinsel zurück. Er hatte sich ohne sein Wissen mit dem MERS-Virus infiziert. In den folgenden zwei Monaten steckten sich 186 weitere Personen mit der Infektionskrankheit an. 38 Menschen starben. Danach galt MERS in Südkorea als überwunden.
Mutation macht MERS gefährlicher für den Menschen
Während des Ausbruchs in Südkorea wurde eine unbekannte Mutation entdeckt, die nun in einer Forschungsarbeit genauer untersucht wurde. Die neue MERS-Variante kann den Forschenden zufolge zwar schlechter in die Wirtszellen eindringen, dafür ist sie aber wesentlich resistenter gegen die Antikörper des menschlichen Immunsystems. „In Südkorea ist eine mutierte MERS-Variante aufgetreten, die einen verstärken Schutz gegen die Antikörperantwort aufweist“, erläutert die Hauptautorin der Studie Hannah Kleine-Weber in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Dieser Befund zeige, dass der geplante Einsatz von Antikörpern zur MERS-Therapie eine Entstehung von resistenten Viren nach sich ziehen kann.
Ein einziger Reisender kann eine Pandemie auslösen
Das Forschungsteam zeigte sich besorgt über diese Entwicklung. Bislang war das Gefahren-Potential von MERS noch überschaubar, da es in erster Linie von Tier zu Mensch übertragen wurde. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung gilt als selten. „Nächste Veränderungen könnten dazu führen, dass die Viren leichter von Mensch zu Mensch übertragen werden“, warnen die Virenexperten. Bereits ein einziger infizierter Reisender könnte dann eine tödliche Infektionskette auslösen.
Neue Schutzmaßnahmen sind erforderlich
„Wir müssen Systeme entwickeln, mit deren Hilfe wir vorhersagen können, ob eine neu auftretende Mutation eine Auswirkung auf die Übertragbarkeit des Virus hat, also ob ein erhöhtes pandemisches Potential vorliegt“, betont Markus Hoffmann, einer der Studienleiter. Dies gelte nicht nur für MERS-Viren, sondern ebenso für viele andere Erreger, die das Gefährdungspotential einer Pandemie haben. (vb)
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