Mütter sollten kein Paracetamol während der Schwangerschaft einnehmen
Generell sollten werdende Mütter vorsichtig sein, welche Medikamente sie während ihrer Schwangerschaft einnehmen. Einige Azneien können nicht nur der Mutter, sondern auch dem ungeborenen Kind schaden. Forscher fanden heraus, dass Frauen, die während ihrer Schwangerschaft Paracetamol einnehmen, ein erhöhtes Risiko haben, dass ihr Kind später unter sogenannter Hyperaktivität leidet.
In der Schwangerschaft ist es für werdende Mütter sehr wichtig, dass sie darauf achten, welche Medikamente sie einnehmen. Denn manche Arzneien können dem ungeborenen Kind erheblichen Schaden zufügen. Wissenschaftler von der University of Bristol stellten jetzt bei einer Studie fest, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft zu Hyperaktivität bei den ungeborenen Kindern führen kann. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der medizinischen Fachzeitschrift „JAMA Pediatrics“.
Wirkstoff in Paracetamol ist schmerzstillend und fiebersenkend
Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von emotionalen oder Verhaltensauffälligkeiten. Das Medikament Paracetamol wird manchmal auch als Acetaminophen bezeichnet. Der in Paracetamol enthaltene Wirkstoff Tylenol wirkt schmerzstillend und fiebersenkend, sagen die Experten. Es scheint aber auch einige relativ unbekannte Nebenwirkungen zu geben. Forscher berichteten beispielsweise, dass Paracetamol unser Mitgefühl senkt.
Nutzen und Gefahren müssen sorgfältig abgeschätzt werden
Die Wissenschaftler fanden bei ihrer aktuellen Studie heraus, dass mehr als die Hälfte aller schwangeren Frauen in den vereinigten Staaten und Europa Paracetamol nutzen, um beispielsweise Erkältungen, Grippe und Schlaflosigkeit zu behandeln. Manche Menschen würden das Medikament auch einsetzen, um eine Arthrose zu behandeln, obwohl bereits nachgewiesen wurde, dass Paracetamol nicht bei Arthrose hilft.
Mütter sollten vorsichtig bei der Verwendung des Medikaments sein und es mit Bedacht einsetzen, erläutert Autorin Dr. Evie Stergiakouli von der University of Bristol. Mütter und Ärzte müssen sorgfältig die Risiken des Einsatzes von Paracetamol für die Behandlung von Fieber und Schmerzen gegen die möglichen Gefahren für die Gesundheit des Kindes abwägen, fügt die Autorin hinzu.
Paracetamol in der Schwangerschaft kann zu Autismus und ADHS beim Kind führen
Generell kann die mütterliche Einnahme von Schmerzmitteln und anderen Medikamenten schwerwiegende Folgen für unsere Kinder haben. Unabhängige Studien hatte vor kurzer Zeit bereits Hinweise darauf ergeben, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft das Risiko für Autismus und ADHS erhöht. Weitere Gründe, warum Frauen genau darauf achten sollten, welche Medikamente sie während der Schwangerschaft einnehmen.
Studie untersucht die Daten von 14.500 Familien
Für ihre neue Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Daten von 14.500 Familien der sogenannten Avon Longitudinal Study of Parents and Children, einer laufenden Studie der University of Bristol in Großbritannien. Mehr als die Hälfte aller Mütter (4.415 Frauen oder 53 Prozent) berichteten, dass sie Paracetamol innerhalb der ersten achtzehn Wochen der Schwangerschaft verwendet hatten. 3.381 (42 Prozent) der befragten Frauen verwendeten es bis zur 32. Schwangerschaftswoche. Postnatal verwendeten also insgesamt 6.916 Mütter (89 Prozent) und 3.454 ihrer Partner (84 Prozent) Paracetamol, erklärt Dr. Stergiakouli.
Mögliche Auswirkungen von Paracetamol in der Schwangerschaft
Die Forscher untersuchten auch andere pränatale Faktoren, die die Aufmerksamkeit des Kindes beeinflussen könnten. Zu diesen gehörte das Rauchen, Alkoholkonsum, Sozioökonomie und Genetik. Wenn Mütter innerhalb der ersten 18 Wochen ihrer Schwangerschaft Paracetamol verwendeten, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Hyperaktivität und der Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten, sagen die Mediziner. Wenn Paracetamol während der ersten 32 Wochen der Schwangerschaft verwendet wird, steige die Wahrscheinlichkeit für emotionale Symptome, Verhaltensauffälligkeiten und Hyperaktivität.
Das Gehirn ist in der Entwicklung besonders anfällig
Die Wissenschaftler konnten allerdings keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und den negativen Auswirkungen auf die Entwicklung betroffener Kindern feststellen. Aus diesem Grund sind weitere Studien dringend nötig, sagen die Mediziner. Das menschliche Gehirn ist noch bis zum 15 Monat nicht vollständig entwickelt und in diesem Zeitraum ist es einer Reihe von Faktoren ausgesetzt, welche möglicherweise zu Verhaltensproblemen führen können, spekulieren die Experten.
Schmerzmanagement während der Schwangerschaft
Leichte Schmerzen (wie Kopf- oder Rückenschmerzen) gibt es häufig während der Schwangerschaft, erläutern die Mediziner. Aus diesem Grund nehmen betroffene Mütter häufig Paracetamol. Die Einnahme von Paracetamol sei in der Praxis sehr weit verbreitet. Mütter sollten versuchen, andere Methoden zur Schmerzlinderung zu nutzen wie beispielsweise Wärmekissen, Kältepacks oder Massagen, raten die Wissenschaftler. Die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft sollte vermieden werden. Wenn sie das Medikament trotzdem einnehmen müssen, achten sie darauf nur minimale Dosen zu nehmen, fügen die Autoren hinzu.
Weitere Untersuchungen sind dringend nötig
Die neue Untersuchung der Wissenschaftler ist jetzt die vierte große Studie über die Verwendung von Paracetamol während der Schwangerschaft und deren Auswirkung auf die sogenannte Neuro-Entwicklung des Kindes. Trotz der Hinweise auf mögliche Beeinträchtigungen sind allerdings noch weitere Studien nötig, um die genauen Ursachen der Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Paracetamol und der Entstehung von Hyperaktivität besser zu verstehen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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