Rätselhafte Patientin: Aus der Leber entfernte Tumore waren kein Krebs
In Tschechien haben Mediziner bei einer Patientin zwei große Tumoren aus der Leber entfernt, die sie für fortgeschrittene Karzinome hielten. Durch weitere Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass die Frau nicht an Krebs erkrankt, sondern von einem Parasiten befallen war.
Ärzte gingen von bösartigen Tumoren aus
Bei einer 38-jährigen Frau in Tschechien waren bei einer Ultraschall-Untersuchung zwei große Tumoren in der Leber festgestellt worden. Die Ärzte in der Klinik der Hauptstadt Prag gingen davon aus, dass es sich um bösartige Tumoren handelte, um sogenannte Gallengangskarzinome. Mit dieser Diagnose wurde die Patientin in die chirurgische Abteilung des Prager Militärzentralkrankenhauses überwiesen, berichtet „Spiegel Online“. Dort wurde sie operiert. Später stellten die Ärzte jedoch fest, dass die Frau nicht an Krebs erkrankt war. Das Magazin bezieht sich in seinem Bericht auf eine Veröffentlichung des Falles in dem „International Journal of Surgery Case Reports“.
Bereiche des Gewebes waren abgestorben
Im Militärzentralkrankenhaus war zunächst eine Computertomografie vom Brustkorb der Frau angefertigt worden. Dabei entdeckten die Ärzte zwei kleinere Knoten in der Lunge. Sie vermuteten, dass der Krebs bereits gestreut hatte.
Bei einer wenige Wochen später stattfindenden Operation entfernten die Chirurgen die Geschwülste aus der Lunge.
Als das herausgeschnittene Gewebe untersucht wurde, konnte festgestellt werden, dass Bereiche davon abgestorben waren. Die Pathologen konnten jedoch nicht bestätigen, dass es sich um bösartige Tumoren handelte.
Im darauf folgenden Monat wurde bei der Patientin der Teil der Leber entfernt, in dem die zwei großen Geschwülste lagen. Auch hier stellten die Pathologen fest, dass das Gewebe von großen Bereichen abgestorben war.
Teil der Leber zerstört
Allerdings zeigte sich dabei, dass inmitten dieser Bereiche Löcher verschiedener Größe prangten. Die Patientin hatte also offensichtlich kein Gallengangskarzinom.
In weiteren Tests stellten die Mediziner schließlich fest, dass die Leber der Frau von Parasiten befallen war. Diese hatten einen Teil des Organs zerstört.
Es handelte sich dabei um Larven des Kleinen Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis). Die Patientin litt unter einer sogenannten alveolären Echinokokkose.
Laut „Spiegel Online“ erhielt die Frau nach der korrigierten Diagnose ein Antiwurmmittel, um mögliche Larven abzutöten. Von der OP erholte sie sich gut.
Radek Pohnan und seine Kollegen, die über den Fall der Patientin im „International Journal of Surgery Case Reports“ berichteten, konnten auch 15 Monate nach dem Eingriff keine Hinweise mehr auf einen Wurmbefall finden.
Das Nachrichtenmagazin weist darauf hin, dass es – trotz der zu Beginn falschen Diagnose – die richtige Therapie war, dass das befallene, abgestorbene Gewebe herausgeschnitten wurde.
Seltene aber potenziell tödliche Infektion
Alveoläre Echinokokkose (AE) „ist eine seltene, aber potenziell tödliche parasitäre Infektion, die primär die Leber betrifft, die aber auch in die Lunge, das Gehirn und andere Organe metastasieren kann“, schreiben Pohnan und seine Kollegen.
Obwohl Wurmerkrankungen hierzulande relativ selten sind, haben Experten in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass die Gefahr des Fuchsbandwurm-Befalls auch in den Städten steigt.
In der „Ärzte Zeitung“ war in diesem Zusammenhang berichtet worden, dass Ulm und Umgebung als „Epizentrum“ der seltenen Parasitenerkrankung gelten, da bis zu 70 Prozent der Füchse in der Region den Erreger in sich tragen.
Die Tiere haben sich an das Stadtleben angepasst. Daher ist ihr Kot mit Bandwurmeiern auch oft in Sandkästen oder auf Gemüsebeeten zu finden. Dieser bleibt monatelang ansteckend.
Auch aus Norddeutschland war schon vor den Gesundheitsgefahren durch den Fuchsbandwurm gewarnt worden.
Vor Wurmerkrankungen schützen
Um sich vor dem Befall mit einem Bandwurm zu schützen, sollten einige Maßnahmen eingehalten werden.
„Generell sollte man bodennahes Obst und Gemüse vor dem Verzehr waschen. Außer der Beachtung gängiger Hygieneregeln ist es sinnvoll, Hunde und Katzen alle drei Monate zu entwurmen“, erklärten Mediziner der Universitätsklinik Ulm.
Das Robert Koch Institut (RKI) hat auf seiner Webseite wichtige Informationen zu Fuchsband-Infektionen zusammengefasst.
Und auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt auf dem Portal „kindergesundheit-info.de“ Hinweise dazu, wie man Wurmerkrankungen vermeiden kann.
Bei einem Verdacht auf Wurmbefall muss grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden. Die jeweilige Therapie kann – wenn sie mit dem Mediziner abgesprochen wird – durch Hausmittel gegen Würmer unterstützt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.