Wird in naher Zukunft Parkinson heilbar sein?
Die Identifizierung zwei körpereigener Moleküle könnte in Zukunft dazu beitragen, das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit zu stoppen. Dies bietet Hoffnung auf eine natürliche Möglichkeit, Menschen mit Parkinson effektiver zu behandeln.
Bei einer aktuellen Untersuchung unter der Leitung von Forschenden des McLean Hospital an der Harvard Medical School (USA) wurden zwei Moleküle identifiziert, welche durch die Produktion von Dopamin den Fortschritt von Parkinson aufhalten können. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Chemical Biology“ veröffentlicht.
Welche Rolle spielte das Protein Nurr1
Das Team konzipierte die Studie auf der Grundlage der Erkenntnis, dass ein Protein mit der Bezeichnung Nurr1 der Schlüssel für die Aufrechterhaltung der Gesundheit der Neuronen ist, die Dopamin produzieren. Diese Neuronen helfen indirekt auch dabei, die Bewegungen und Emotionen einer Person zu kontrollieren. Es wird angenommen, dass eine verminderte Wirksamkeit von Nurr1 zu einer Abnahme des Dopaminspiegels führen kann, was dann die Entwicklung der Parkinson-Krankheit zur Folge hat, berichten die Forschenden.
Drei bereits zugelassene Medikamente binden sich an Nurr1
„Wir dachten, dass kleine Moleküle, die Nurr1 aktivieren können, vielversprechende Arzneimittelkandidaten zur Behandlung der Parkinson-Krankheit sein könnten. Nach vielen Jahren der Forschung fanden wir 2015 drei von der FDA zugelassene Medikamente, die sich an Nurr1 binden und es aktivieren”, erklärt die Studienautorin Professor Dr. Kwang-Soo Kim von der Harvard Medical School in einer Pressemitteilung.
Vielversprechende natürliche Moleküle
Dieser Befund veranlasste die Forschenden zu der Hypothese, dass es natürliche Moleküle (endogene Liganden) geben könnte, die sich ebenfalls an Nurr1 binden, aber keine Nebenwirkungen haben. Als die Forschungsgruppe nach solchen Molekülen in verschiedenen Geweben von Mäusen suchte, fanden sie hormonähnliche Verbindungen namens Prostaglandin A1 und E1 als vielversprechende Kandidaten, die an das Nurr1-Protein binden und es aktivieren.
Die Forschenden erstellten zusätzlich ein Modell, welches die Struktur dieser Moleküle darstellt, wenn sie an das Nurr1-Protein gebunden sind. So gewonnenene Informationen werden von entscheidender Bedeutung sein, wenn Behandlungsstrategien, die auf Nurr1 abzielen, optimiert werden sollen.
Neuronen vor Neurotoxinen schützen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass physiologische Konzentrationen von Prostaglandin A1 oder E1 im nanomolaren Bereich die Dopamin-Neuronen vor Neurotoxinen schützen können. Zudem stellten die Forschenden fest, dass sich durch die Verwendung von Prostaglandin A1 oder E1 in Mausmodellen, bei denen die Entwicklung von Parkinson-ähnlichen Symptomen induziert wurde, die motorischen Fähigkeiten und Funktionen der Tiere ohne Anzeichen von Nebenwirkungen signifikant verbesserten.
Durchgeführte Analysen der Gehirne der Tiere zeigten schließlich, dass die Behandlung die Dopamin produzierenden Gehirnzellen vor dem Absterben schützte und sie dazu brachte, höhere Dopaminspiegel zu produzieren.
Weitere Forschung ist nötig
„Obwohl wir in Tiermodellen gezeigt haben, dass diese Moleküle Parkinson-ähnliche Symptome auf neuroprotektive Weise korrigieren können, sind weitere Untersuchungen unerlässlich, um festzustellen, ob sie in klinischen Studien am Menschen wirken können”, fügt Professor Kim hinzu (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sreekanth Rajan, Yongwoo Jang, Chun-Hyung Kim, Woori Kim, Hui Ting Toh et al.: PGE1 and PGA1 bind to Nurr1 and activate its transcriptional function, in Nature Chemical Biology (Veröffentlicht 25.05.2020), Nature Chemical Biology
- New Discovery May Lead to Effective and Natural Treatment for Parkinson’s Disease, McLean Hospital (Veröffentlicht 28.05.2020), McLean Hospital
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.