Patienten besser vor Medikationsfehlern schützen
20.01.2015
Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr Menschen durch die Nebenwirkungen von Arzneimitteln als im Straßenverkehr. Apotheker fordern daher, dass Patienten besser vor Medikationsfehlern geschützt werden müssen.
Mehr Tote durch Nebenwirkungen als im Straßenverkehr
Jährlich sterben durch die Nebenwirkungen von Arzneimitteln mehr Bundesbürger als im Straßenverkehr, berichtet die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA). Professor Dr. Ulrich Jaehde erläuterte beim Pharmacon Schladming, dem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer: „Der Straßenverkehr ist in den letzten Jahrzehnten immer sicherer geworden, zum Beispiel durch die Gurtpflicht und die serienmäßige Einführung von Airbags. Vergleichbare Sicherheitsstufen müssen wir bei der Arzneimitteltherapie einführen.“ Jaehde ist Apotheker und lehrt an der Universität Bonn Klinische Pharmazie.
Anwendung von Medikamenten sicherer machen
Pro Jahr sterben nach verschiedenen Schätzungen 16.000 bis 58.000 Bundesbürger unmittelbar oder mittelbar an Arzneimittelnebenwirkungen. Im Vergleich dazu sind etwa 4.000 Unfalltote im Jahr zu beklagen. Wie es weiter heißt, hat das Missmanagement der Polymedikation aber nicht nur gesundheitliche Folgen, sondern verursacht jährlich in Deutschland Kosten in Höhe von schätzungsweise 1 Milliarde Euro. Das Ziel der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) sei es, die Anwendung von Medikamenten in den kommenden Jahren deutlich sicherer zu machen. Wie es heißt, seien etwa fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen die Folge von unerwünschten Arzneimittelwirkungen.
Senioren besonders oft betroffen
Wegen des gleichzeitigen Auftretens mehrerer Erkrankungen und der daraus resultierenden Polymedikation, liegt diese Rate bei Senioren sogar bei etwa zehn Prozent. Jaehde sagte: „Etwa die Hälfte aller arzneimittelbedingten Krankenhauseinweisungen wäre vermeidbar, da sie die Folge eines Medikationsfehlers sind. Hier müssen Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und Patienten besser zusammenarbeiten.“ Ein Medikationsfehler liegt beispielsweise vor, wenn ein ein Patient, der an Diabetes leidet, versehentlich ein blutzuckersenkendes Medikament einnimmt, ohne wie vorgesehen kurz danach etwas zu essen. Die Folge davon kann Unterzuckerung und ein Schwächeanfall oder eine Ohnmacht des Betroffenen sein. Häufige Medikationsfehler sind zudem Wechselwirkungen zwischen Medikamenten.
Zusammenarbeit muss besser koordiniert werden
Wie es weiter heißt, können Apotheker viel dazu beitragen, die AMTS und somit die Patientensicherheit zu verbessern, etwa im Rahmen eines sogenannten „Medikationsmanagements“. Jaehde zufolge gibt es drei wesentliche Ansätze zur Verbesserung der AMTS: Als erstes ist ein Medikationsplan unverzichtbar, in dem alle aktuell eingenommenen Medikamente vollständig aufgelistet sind. Zudem muss die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Pflegekräften besser koordiniert werden. Und der dritte, ebenfalls unerlässliche Schritt ist die Information der Patienten und deren aktive Einbindung.
Arzneimitteltherapiesicherheit-Anwendung auf der Gesundheitskarte
Eine Einigung über Arzneimitteltherapiesicherheit wurde kürzlich auch in Bezug auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK) erzielt. So haben sich die Spitzenorganisationen der Apotheker, Ärzte, Krankenhäuser, Zahnärzte und Krankenkassen nach knapp zweijähriger Arbeit Medienberichten zufolge vor wenigen Tagen auf einen inhaltlichen Rahmen für die freiwillige Anwendung „Arzneimitteltherapiesicherheit“ (AMTS) auf der eGK geeinigt. Jedoch sei es bis zur praktischen Anwendung der für alle Patienten freiwilligen AMTS-Funktion noch ein weiter Weg. (ad)
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.