Studie belegt: Selbstverletzendes Verhalten und Adipositaschirurgie stehen in Zusammenhang
Eine aktuelle Studie ergab, dass Menschen ein erhöhtes Risiko haben, sich selbst zu verletzten, wenn an ihnen eine Magen-Bypass-Operation durchgeführt wurde. Selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken und Suizidversuche in der Vergangenheit scheinen mit der Adipositas-Chirurgie in Zusammenhang zu stehen, berichten kanadische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift “JAMA Surgery” Zunächst war noch unklar, ob Patienten nach einer Magen-Bypass-Operation ein erhöhtes Risiko haben oder ob das Verhalten sogar abgemildert wird.
Eine Längskohortenanalyse untersuchte 8.815 Erwachsene aus Ontario in Kanada zu diesem Thema. Diese hatten sich alle zwischen dem 1. April 2006 und dem 31. März 2011 durch bariatrische Chirurgie behandeln lassen. Die Mediziner beobachteten die Patienten jeweils drei Jahre vor der Operation und drei Jahre danach. Die Stichprobe bestand zu knapp 82 Prozent aus Frauen. Die meisten der Untersuchten waren 35 Jahre oder älter (80,1%). Von den 8.815 Patienten hatten 8.681 (98,5%) einen Magen-Bypass Eingriff erfahren.
Probanden sechs Jahre unter Beobachtung
Die Forscher stellten fest, dass selbstverletzendes Verhalten bei den Behandelten vermehrt zu beobachten war. So waren 111 der Patienten in 158 Notfälle durch Selbstverletzungen verwickelt. Diese Ereignisse fanden alle in den drei Jahren der Nachbetreuung statt. Die Notfälle durch selbstverletzendes Verhalten stiegen nach der Operation deutlich an. Vor der Operation war der Wert sehr viel niedriger (2,33 pro 1.000 Patientenjahre) als nach dem operativen Eingriff (3,63 pro 1.000 Patientenjahre). Die meistverbreitete Form der Selbstverletzung war eine beabsichtigte Überdosierung. In 115 Fällen konnten solche Verhaltensweisen beobachtet werden, dies entspricht knapp 73 Prozent der Suizidversuche.
Adipositaschirurgie erhöht die Anfälligkeit für selbstverletzendes Verhalten
Die Adipositaschirurgie scheint mehr zu sein als nur eine Operation. Der Eingriff hat offenbar tiefe Auswirkungen und kann selbstverletzendes Verhalten unterstützen. Dr. Amir Ghafer von der Universität Michigan erklärte hierzu in einem begleitenden Editorial, dass die durchgeführte Studie eindeutig die einzigartige Anfälligkeit von Personen für selbstverletzendes Verhalten nach einer Magen-Bypass-Operation aufzeige. Es sei nun genau zu prüfen, warum Selbstmordraten bei diesen Patienten im Vergleich zur Normalbevölkerung mehr als viermal höher ausfallen. Unter Adipositaschirurgie (bariatrische Chirurgie) sind verschiedene chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung von krankhaftem Übergewicht zu verstehen, wobei die Magen-Bypass-Operationen einen der häufigsten derartigen Eingriffe bilden.
Gewicht verloren aber die Probleme bleiben
Dr. Craig Primack vom „Scottsdale-Gewicht-Verlust-Center” in Arizona erklärte gegenüber „MedPage“, dass in seiner Praxis eine Gruppe von Patienten glaube, viele Probleme ständen mit ihrem Gewicht in Zusammenhang. Diese Menschen seien der Ansicht, dass sich ihre Probleme wie beispielsweise unterbezahlte Arbeit, erfolglose Partnersuche, Eheprobleme und fehlende Freundschaften in den Griff bekommen lassen würden, wenn sie selbst ein spezielles Gewicht erreichen. Wenn die Person dann dieses erwünschte Gewicht erreiche, seien die Probleme aber immer noch da. Trotz des Abnehmens ist der Job weiter schlecht bezahlt oder es gibt noch immer Eheprobleme. Wenn den Patienten dies klar wird, komme die Gewichtsabnahme oft zum Stillstand. (as)
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