„Bionische Handprothese“ ermöglicht Rückkehr ins normale Leben
25.02.2015
Durch ein neuartiges Verfahren können drei in Österreich operierte Patienten ihre Handprothesen nun offenbar allein durch die Gedanken steuern. Dies berichten Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien aktuell im Fachblatt „The Lancet“. Demnach war es gelungen, eine sogenannte „bionische Handprothese“ zu entwickeln, dank derer die Männer nun wieder selbstständig ganz normale Alltagsaufgaben erledigen könnten.
Armnervengeflecht durch Unfälle zerstört
Wie die Forscher schreiben, war bei den betroffenen Männern durch Motorrad- und Kletterunfälle das so genannte „Armnervengeflecht“ (Plexus brachialis) zerstört worden, welches für die Steuerung der Arm- und Handfunktion zuständig ist. In der Folge konnten sie ihre Hände jahrelang nicht mehr bewegen und entschieden sich für eine Amputation und den anschließenden Ersatz durch eine Handprothese. Zur Vorbereitung mussten die Patienten jedoch zunächst über Monate hinweg lernen, ihr Gehirn zur Kontrolle der neuronalen Signale zu nutzen, welche die Steuerung der künstlichen Hände übernehmen sollten.
Bildung einer „interaktiven Schnittstelle zwischen dem Menschen und der künstlichen Hand“ Im Anschluss wurden dann die funktionslosen Hände abgenommen und durch Prothesen ersetzt, wobei auf den ansonsten üblichen Einsatz von Elektroden zur Steuerung der Prothesen verzichtet wurde. Stattdessen hätten die Forscher unter Leitung von Oskar Aszmann von der Medizinischen Universität Wien eine so genannte „bionische Rekonstruktion“ durchgeführt, bei welcher Muskelgewebe aus den Oberschenkeln der Männer sowie Nerven aus anderen Körperteilen als „Signalverstärker“ in die Arme transplantiert wurde. Dadurch sei es gelungen, eine Art „interaktive Schnittstelle zwischen dem Menschen und der künstlichen Hand“ zu bilden, berichtet Oskar Aszmann von der Medizinischen Universität Wien gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Weniger Schmerzen durch die bionische Rekonstruktion
In der Folge sei es den Männern wieder möglich, alltägliche Dinge des Lebens wie das Zuknöpfen von Hemden selbst zu übernehmen, zudem würden auch kaum noch Schmerzen verspürt, berichtet Aszmann. „Die Betroffenen verspüren oft starke Phantomschmerzen. Diese verschwinden durch die bionische Rekonstruktion, da das Phantom durch die wieder gewonnene Funktionalität der Hand ersetzt wird“, so Aszmann weiter gegenüber der „dpa“. Dadurch stelle das Verfahren eine neue Chance für Betroffene dar, auch nach dem Verlust der eigenen Hand wieder weitgehend in den Alltag zurückkehren zu können: „BeiPatienten mit weitreichenden Verletzungen des Plexus brachialis mit geringeren Wurzelabrissen, für die keine alternative Behandlung besteht, bietet die bionische Rekonstruktion ein Mittel, um die Funktion der Hand wieder herzustellen“, so das Fazit der Forscher in „The Lancet“. (nr)
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