Patienten-Verband: Kassenwechsel nicht überstürzen
10.02.2011
Versicherte sollten einen Wechsel der Krankenkassen aufgrund von Zusatzbeiträgen nicht überstürzen, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP). Wichtiger sei es die Gesundheitsleistungen der einzelnen Kassen zu vergleichen.
Patientenvertreter warnen derzeit davor, einen Wechsel der Krankenkasse voreilig zu unternehmen, nur weil diese einen Zusatzbeitrag von seinen Mitgliedern erhebt. Besser sei es, die einzelnen Leistungen der Kassen zu miteinander zu vergleichen, damit es später kein böses Erwachen gibt. Zwar spare man etwa 100 Euro im Jahr, wenn man keine Zusatzbeiträge zahlen muss, aber „wenn dann der Ernstfall kommt, dann bekommen Sie das nicht bezahlt, was Sie gern hätten", sagte Wolfram-Arnim Candidus, Präsident des Patientenverbandes DGVP. Die meisten Versicherten seien aufgrund der zusätzlichen Beiträge der alten Krankenkasse in die einzelnen Ortskrankenkassen (AOK) gewechselt. Doch viele haben sich anscheinend beim Patienten-Verband schon über die AOK beschwert. "Was bei uns ankommt von den Patienten ist: Die AOK rationiert am besten." sagt der Verbandschef Candidus.
Durch die Gesundheitsreform ist es seit Jahresbeginn den Krankenkassen gestattet, die Höhe der Zusatzbeiträge selbst zu bestimmen. Die schwarz-gelbe Koalition vermittelt nach außen, dass hierdurch mehr Wettbewerb unter den Kassen gefördert werden soll. Schließlich sei ein Wechsel der Krankenkassen politisch gewollt, um Krankenkassen zur Wirtschaftlichkeit zu zwingen. Eben jenes System kritisiert Candidus. Der Patientenvertreter sieht darin eher ein Belügen der Bevölkerung. Die Bundesregierung würde sich nicht trauen zu sagen, dass das heutige Gesundheitssystem mehr Geld benötige. Würden die Kassenbeiträge generell erhöht werden, wäre das „ehrlicher und transparenter.“ Der DGVP erwartet, dass sowieso ab spätestens 2012/2012 alle Krankenkassen flächendeckende Zusatzbeiträge einführen. Auch die zukünftigen Pauschalbeträge werden deutlich höher sein, als es bei einigen Krankenkassen jetzt der Fall ist, so der Verbandsvorsitzende.
Krankenkassen, die momentan einen Zusatzbeitrag erheben, verlangen in der Regel acht Euro pro Monat zusätzlich zu den regulären Beiträgen. Laut einer Auswertung des DGB´s könnten die Zusatzbeiträge bald im zweistelligen Bereich angesiedelt sein, weil die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfond nicht mehr ausreichen. Ein Sonderkündigungsrecht können Kassenpatienten in Anspruch nehmen, wenn die Krankenkasse entweder einen Zusatzbeitrag ankündigt oder einen bereits vorhandenen erhöht. Innerhalb einer festgesetzten Frist muss sich der Wechsler nach Bekanntgabe eine neue Krankenversicherung gesucht haben und schriftlich bei der bisherigen kündigen. Dabei bleibt den Betroffenen zumeist nicht viel Zeit. In der Regel muss der Wechsel innerhalb von acht Wochen erfolgen. (sb)
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Bild: Harry Hautumm / pixelio.de
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